Archiv für den Monat: April 2018

Neu Gelesen!

Katrin Hartig: Seelenküsse. Yoga für Körper und Geist.

Zuviel des Guten

Katrin Hartig hat mit Seelenküsse. Yoga für Körper und Geist eines der zahlreichen Yogabücher der letzten Jahre herausgegeben. Bereits in der Einleitung versucht sie zu erklären, weshalb gerade ihr Yogabuch anders und notwendig ist. Um es kurz zu machen: Es gelingt ihr nicht. Hartigs Yogatrainer ist ein nettes und hübsches Buch, aber leider absolut nicht notwendig. Es scheint auf einer großen Welle mit schwimmen zu wollen. Hoffentlich wird es keine Bauchlandung.

Schon Hartigs Begründungen, weshalb dieses Buch wichtig ist, lassen mich ratlos im Wohnzimmer zurück. Sie habe bewusst auf die Originalsprache Sanskrit verzichtet, schreibt sie. Oh, vielen Dank. Denn ich spreche nicht fließend Sanskrit und ich möchte bitte sehr gerne haben, dass ein Buch, das ich zur Rezension erhalte, in einer mir verständlichen Sprache geschrieben ist. Auch der Verzicht auf komplizierte Bewegungsabläufe ist für mich kein Alleinstellungsmerkmal. Oje. Kein guter Anfang.

Ästhetische Aufmachung

Die guten Sachen zuerst. Hartigs Seelenküsse. Yoga für Körper und Geist ist ein hübsch gestaltetes Buch, in dem sich nicht nur die einzelnen Yogapositionen befinden, sondern auch jeweils Anekdoten und Wissenswertes rund um die jeweilige Figur. Wer mag, kriegt noch ein Mantra zum Singen und Beten oder ein Mudra für die Finger, um die jeweilige Yogafigur zu unterstützen. Das ist freundlich und schön, bedeutet aber auch sehr viele Worte für ein Buch, das eigentlich alles unkompliziert machen wollte.

Nachdem ich in den letzten Jahren viele Yogabücher rezensiert habe, finde ich mir hier einfach nichts Neues. Das ist mein Hauptproblem. Wenn ich aber eine interessierte Freundin hätte, die noch nie Kontakt zu irgendeinem Yogabuch hatte, wäre dieses hier vielleicht gar nicht so schlecht. Die stabile Ringbuchbindung sorgt dafür, dass der Trainer auch wirklich einsatzbereit ist und die aufgeschlagenen Seiten in der jeweiligen Position bleiben.

Nach den Sternen gegriffen

Ansonsten finde ich für mich viele Fehler. Allein die Art, wie die Seiten angeordnet sind, macht mich wahnsinnig. Wahrscheinlich war es so gedacht, das Yogatraining als Aufsteller zu benutzen und dadurch die Übung auch sehen zu können, die man macht. Fakt ist aber, dass ich unnötig viel blättern muss und nicht einfach wie in einem Buch umblättern kann, sondern eher wie bei Kalendern die Seiten einzeln hoch hebe.

Außerdem wird der Begriff »Achtsamkeit« mittlerweile derart breit getreten, dass ich ihn schon nicht mehr hören kann. Achtsam essen, achtsam stricken, achtsam gärtnern, achtsam Yoga treiben. Es schwebt die trübe Wolke eines Trends über all dem, was vor langer Zeit sicher einmal wichtig und neu war. Nun wird viel ausgeschlachtet. Ich will Katrin Hartig nicht unterstellen, dass sie ihr Yogabuch nur aus wirtschaftlichem Interesse verfasst hat, denn das wäre ein legitimes Unterfangen. Auch sind die Illustrationen zu liebevoll gezeichnet, um nur schnöde kommerziell zu wirken. Aber schon die vielen persönlichen Anekdoten finde ich unnötig. Fast alle Positionen kenne ich und die Mantras sind schwierig nachzuempfinden, wenn man sie nicht hört. Frau Hartig hat ihr Buch schlicht einen Tick zu spät veröffentlicht.

Titelangaben:

Katrin Hartig: Seelenküsse. Yoga für Körper und Geist.

Köln: Lingen Verlag GmbH, 2017. 112 Seiten. 7,95 EUR.

 

Buchfreude

Ab damit zum Freutag!

DUDEN: Schülerduden Fremdwörter. Nachschlagen, verstehen, anwenden.

Alles, was ein Kind braucht

Ich habe selbst viele Bücher aus der Dudenredaktion. Natürlich die Rechtschreibung, aber auch so etwas seltsames wie ein Synonymwörterbuch. Als Autorin manchmal gar nicht verkehrt. Insofern war mir schon klar, dass ich den Schülerduden Fremdwörter. Nachschlagen, verstehen, anwenden gut finden würde. Ich finde ihn wirklich gut und so viel von einem Schülerduden hat er gar nicht mal.

Ganz klar, der DUDEN für die Großen wäre dicker, auf dünnere Seiten gedruckt und ich wäre mir nicht sicher, ob es eine Erklärung für »abgefuckt« geben würde. Tatsächlich stammt mein Fremdwörterbuch von der redaktionellen Konkurrenz, hier habe ich keinen Vergleich. Was ich von Anfang an, wie immer, genial finde, ist die logische Aufmachung und dass man sich traute, auch ein Lexikon bei allem Konservatismus (ein Fremdwort!) grafisch und übersichtlich zu gestalten.

Sanfte Heranführung

Bevor man sich ans Blättern wagt, darf sich ein Schüler über die moderate und freundliche Heranführung freuen. Es gibt eine Bedienungsanleitung für den Schülerduden, der erklärt, wie ein Fremdwörterlexikon funktioniert. Das ist der wichtige Teil des Vorspanns. Man sollte ihn lesen und wird sich freuen, wie leicht verständlich die Autoren die redaktionellen Regeln des Lexikons erläutern.

Für alle, die sich noch mehr interessieren, gibt es auch noch einen Essay. Was ist eigentlich ein Fremdwort, wird darin gefragt und mit verschiedenen Beispielen erklärt. So gewappnet, kann beim Suchen eigentlich nichts mehr schief gehen. An den Seitenrändern mäandert sich das ABC durch das Buch, in sanftem Violett weiß man immer genau, wo man gerade sucht und sogar die Anfangsbuchstaben des letzten Wortes auf der Seite sind zur Orientierung aufgelistet.

Klare Regeln

Schülern wird es leicht gemacht. Erklärt wird, was sein muss und bei widersprüchlichen Aussagen gibt es eine gelb unterlegte Empfehlung des Verlags. Das mag bei unterschiedlichen Möglichkeiten der Worttrennung sein, oder aber auch bei verschiedenen Schreibweisen desselben Wortes. Wo Erwachsene frei wählen können, hilft hier der Vorschlag bei der Auswahl und Verinnerlichung.

Manchmal gibt es Silben, die öfter auftreten. Mir gefällt gut, wie logisch die Redaktion sie erklärt und zwar immer in optisch abgesetzten Kästen, so dass Kinder sich wunderbar daraus Regeln erschließen können. Bestes Beispiel: »Hydro-/ hydr-« für alles, was mit Wasser zu tun hat. Sogar der griechische Wortstamm wird angegeben. Das gilt aber nicht nur für Wörter, die aus den alten Sprachen stammen, der gleiche Kasten ist für »Out« aufgeführt und erklärt genauso das, was die Schüler ständig in Gebrauch haben.

Gespür für Sprache schaffen

Gerade durch die Erklärungen von Prä- und Suffixen gelingt es den Autoren, ein Gefühl für Sprache zu erschaffen, das hilft, auch bei künftigen Konfrontationen mit Fremdwörtern kreativ umzugehen und sich zu trauen, die Ableitung selbst zu wagen. Und auch wir Großen können, wenn wir im Schülerduden blättern, noch einiges lernen. Was meint eigentlich »general-«, weshalb taucht es so oft auf? Was genau ist der »Gangsta-Rap« und warum überhaupt? Ein Wörterbuch ist kein Lexikon, aber es macht Freude, so viele Worte durch die Finger gleiten zu lassen. Ich hoffe sehr, dass meine Kinder es auch so empfinden.

Titelangaben:

DUDEN: Schülerduden Fremdwörter. Nachschlagen, verstehen, anwenden.

Berlin: Dudenverlag, 2017. 768 Seiten. 18 EUR.

Fingerspiel – Play With Fingers

Na? Wieder mal eine leere Spule Geschenkpapierband? Wohin damit? In den Müll?

Es geht einfacher und besser: Auffüllen. Womit? Na, wieder mit Geschenkpapierband. Aus Papier. Das ist eine Arbeit für einmal Kaffeetrinken pro Spule. Also einfach.

Another empty spool of a gift wrap? Another piece of trash? Don’t do it. Make it better. Make it yourself. One coffee, one spool. It’s simple.

So geht’s: Ihr nehmt eine alte Zeitung Eurer Wahl (mit anderem Papier habe ich es noch nicht probiert) und schneidet ein paar Seiten gleichzeitig (Schere oder Papierschneider) in ca. 1,5 cm breite Streifen. Der Clou: Ihr schneidet quer zur Leserichtung. Am besten, Ihr seht die Fotos an.

Wenn man dann ein Papierstreifenende festhält und das andere zwischen den Fingern zwirbelt wie eine Kordel, dreht sich das Band wie von selbst. Vielleicht knautscht Ihr das Papier ein bisschen, damit es einfacher geht. Es ist wie beim Spinnen: Zu fest gehalten und es entsteht ein starker Drall. Ihr wollt einen neuen Streifen anfügen? Dann einfach nur die zwei Streifen übereinanderlegen und ca. 5 cm parallel verzwirbeln. Kein Kleber, kein Müll, nur Fingerarbeit an einem Nachmittag. Still und leise und am Ende habt Ihr originelles Geschenkband….. Probiert es aus!

Verlinkt mit Creadienstag, HoT, Dienstagsdinge, Gusta, EiNaB, AlttrifftNeu und HappyRecycling!

Take your old newspaper and cut it into 1,5 cm wide strips. Watch the pics to do it in the right direction! Then hold one end of the strip in your hand and start spinning the other one. You will have a paperthread in no time. At the end of one strip, just add the next one and spin those two together for a while. No glue, no trash, just fingers and coffee….. Try it!

Neu Gelesen

© Living in Style – The New Art Deco von Claire Bingham, erschienen bei teNeues, 2018. 224 Seiten € 50, www.teneues.com, Design © Greg Natale, Photo © Anson Smart

Claire Bingham: Living in Style. The New Art Deco.

Schwelgen in Glanz und Gloria

Wer Claire Binghams Buchtitel Living in Style. The New Art Deco nicht ordentlich liest, fühlt sich sofort in die wilden Zwanziger zurück versetzt. Es ist unglaublich, welch ein Déjà Vu Liebhaber dieser Zeit hier Seite für Seite begleitet. In einer Bilderflut eklektischer Ästhetik werden Erinnerungen an eine Zeit wach, die als eine der innovativsten und luxuriösesten überhaupt in Erinnerung bleibt. Konsequent in Architektur, Kunst, Design, Werbung und Mode empfunden, hinterließ der Art Déco Spuren, die bis in die Gegenwart reichen. Mit Binghams Hilfe darf ich sie neu entdecken.

Es ist überaus faszinierend, wie akkurat die verschiedenen Innendekorateure und Designer in dem opulenten Bildband von teNeues diese glamouröse Zeit interpretieren. Fast möchte man sich in die Vergangenheit zurückversetzt fühlen, hinge da nicht hie und da ein gerakeltes Kunstwerk an der Wand oder versteckte sich nicht manchmal eine Stereoanlage verschämt in einer Kommode. Die essentielle Botschaft der Journalistin, die bereits mehrere Interior Design Bände veröffentlicht hat, lautet: Art Déco lebt. Immer noch wie vor bald einhundert Jahren und modern wie nie.

Ästhetischer Thing– Tank auf globaler Ebene

Man darf Bingham danken, dass sie keine unnötige Worte verliert, wo doch eigentlich das Auge fassungslos auf die strukturierte Schönheit blicken darf. Dreisprachig übersetzt, ist es auch bei der großen Ausgabe kein Problem, sich durch The New Art Deco an einem entspannten Nachmittag zu lesen und den Rausch der Sinne auf sich wirken zu lassen. Mit teilnehmenden Arbeitsbeispielen quer durch Europa und in den USA wirkt die Ausgabe wie ein Think-Tank der Ästhetik.

Dabei sind die Neuinterpretationen weder puristisch noch dogmatisch. Ja, es lehnen sogar alle Innenarchitekten ein Dogma kategorisch ab. Erfrischend und unkonventionell sind daher die Interpretationen zum Maschinenzeitalter, der Stromlinienförmigkeit und vor allem zum grafischen Design. Aber konsequent im Hinblick auf Geradlinigkeit und Ästhetik. Geometrische Formen dominieren ebenso wie die Kombination aus weichen Stoffen und metallischen Gegenständen und nur wer ganz genau hinsieht, bemerkt, dass die Sessel aus den fünfziger Jahren stammen müssen und die Lampe im Glitzerlook der Achtziger gehalten ist.

Seite 36:
Faena Hotel Miami Beach, Photo © Nikolas Koenig

Neuinterpretation eines Lebensgefühls

Denn genau das will Bingham zeigen: Dass es möglich ist, nach all unseren Jahren der ästhetischen Kargheit, des Bauhaus und der reduzierten asiatischen Wohnraumgestaltung auch wieder ein Gefühl des Luxus‘ aufkommen zu lassen, ohne in die Ausmaße tyrannischer Oligarchenpaläste abzugleiten. Manchmal erschreckt der Wagemut, wenn er nur knapp am kitschigen Barock vorbeischrammt und schlicht zwei Säulen zuviel im Raum stehen, ansonsten aber gelingt der Spagat vor allem gut, wenn Hotels ausgestattet werden dürfen und eine Lobby in Ibiza oder in Florida in einem ungewohnten pastelligen Art Déco Stil so freundlich und unaufgeregt edel wirkt, dass man sich am liebsten sofort dort einquartieren würde.

Anders als bei vielen Architekturbildbänden, die mit Menschenleere glänzen, sieht man hier ab und an schemenhafte Gestalten durch die Fotografien huschen und man ahnt, wie betörend diese Plätze erscheinen, wenn sie mit Leben gefüllt sind. Immer wieder lässt Bingham auch die Designer zu Wort kommen, die in Kurzinterviews ihren Blick auf die Goldenen Zwanziger erläutern und Lust machen, sich selbst ein wenig mehr mit wohnlichem Luxus zu umgeben. Prinzipien der ästhetischen Gestaltung spielen dabei genauso eine Rolle, wie persönliche Vorlieben und berufliche Schwerpunkte. Dabei gelingt stets ein sehr intimer Blick auf den Menschen hinter dem Design. Wer nach der Lektüre nicht sofort sein Zuhause mit etwas mehr Opulenz ausstatten möchte, dem ist schlicht nicht zu helfen!

Titelangaben:

Claire Bingham: Living in Style. The New Art Deco.

Mit Texten in Deutsch, Englisch und Französisch.

Kempen: teNeues Media GmbH, 2018. 224 Seiten. 50 EUR.

 

Buchfreude

Ab zum Freutag mit dem Buch!

Andrea Martens, Jo Kirchherr: Draussen schmeckt’s natürlich besser. Schnelle Kleinigkeiten für

Picknick, Camping und Outdoor.

Leckereien On The Road

Grundsätzlich haben Andrea Martens und Jo Kirchherr durchaus Recht. Wer draußen ist, isst gerne und viel und warum soll das nicht selbstgemacht und gesund sein? In Draussen schmeckt’s natürlich besser. Schnelle Kleinigkeiten für Picknick, Camping und Outdoor wird die letzte Bastion der Trashfoodesser erobert, deren Argument bisher war, beim Camping und beim Wandern ginge es nicht ohne Abgepacktes.

Mit Einschränkungen finde ich, dass Martens und Kirchherr ein tolles Buch verfasst haben. Gleich voraus geschickt: Jo Kirchherr macht wundervolle Fotos. Andrea Martens ist für den Inhalt zuständig. Und ich bin kein Camper. Das muss gesagt sein, bevor ich meine Rezension beginne, denn eigentlich weiß ich an manchen Stellen nicht, wovon ich spreche. Meine Fehler seien mir vergeben, meine Bedenken sind dennoch berechtigt.

Spitzen Ansatz

Grundsätzlich gilt: Ich koche gerne und ich liebe Kochbücher. Und selbst mit einer Großfamilie gelingt es mir immer wieder, unser Essen zu großen Teilen liebevoll zuzubereiten, ohne dass ich auf

Abgepacktes zurückgreifen muss. Deshalb hat mich dieses Buch aus so interessiert, ich lerne gern dazu. Meine Outdoorküche beschränkt sich auf Picknicks für die Obstwiese, wenn wir den ganzen Tag dort arbeiten und auf Verpflegung beim Wandern und auf Ausflügen.

Ich bin seit meinem sechzehnten Lebensjahr nicht mehr auf einem Campingplatz gewesen. Für Picknicks und Wanderungen funktioniert, glaube ich, jedes einzelne Rezept. Wirklich. Also: Mein Bedarf wäre gedeckt. Von Smoothies über Overnight Oats bis hin zu Paella und Sushi wird alles mögliche möglichst auf dem Gaskocher oder Grill zubereitet, es soll ja outdoorfähig sein. Während ich die Rezepte alle lecker finde, mache ich mir Gedanken, was mir von meinem Campingurlaub noch bleiben würde. Alles für sechs Personen zu kochen, dauert auch beim unaufwändigsten Gericht seine Zeit.

Scheitern am eigenen Anspruch

Martens will zu viel. »Clean Eating« ist ein Modewort, das in ihren Ausführungen ständig mitschwingt, obwohl es doch gar nicht das Thema des Buchs war. Trotzdem, ist die Latte erstmal hoch gehängt, nervt jeder Sturz. Martens will in ihrem Outdoorcamp nichts Verpacktes, keine Fertignahrung. Und schafft es doch nicht ohne Instantreis, Gemüsebrühe, Umamipaste usw. Das ist nicht schlimm, wenn man nicht wenige Seiten davor verkündet, dass Abgepacktes nicht in die sprichwörtliche Tüte kommt und alles frisch und selbst gekocht sein muss.

Deshalb entschuldigt sich Martens auch jedes Mal, wenn sie gegen selbst gesetzte Regeln verstösst, die sie ja nicht hätte formulieren müssen. Deshalb nervt es dann auch, wenn aus redaktioneller Unachtsamkeit bei einem Linsenrezept die Linsen fehlen und ich auf diese Angaben verzichten muss. Wollte man zu viel in zu kurzer Zeit? Viele Gerichte werden mit Fleisch zubereitet, bei einem Campingurlaub heißt das doch, ich wäre permanent auf der Suche nach Lebensmittelläden, um einzukaufen, weil ich Hackfleisch nicht ewig lange transportieren kann. Und Umamipasten lehne ich ab.

Leckere Rezepte für Draußen, wenn’s nicht pressiert

Trotzdem finde ich Hauptmahlzeiten und auch Desserts und Getränke toll. Ich brauche davon oft sehr viel und bereite für unsere Ausflüge die Vesperdosen Stunden oder einen Tag vorher vor, je nachdem, was uns erwartet. Wenn wir mit unserem VW-Bus in den Urlaub fahren, haben wir meist für einen Tag Proviant, dafür ist Martens Buch super. Wenn wir vor Ort einkaufen, müssen wir nehmen, was da ist. Dafür sind Rezeptbücher grundsätzlich ungeeignet. Meine Kühlbox ist im VW Bus, hier kann ich alle kalten Mahlzeiten zwischenlagern, bis sie auf unseren Rücken wandern. Das heißt, rohes Hackfleich und Hühnchen bleiben auch in Zukunft daheim, Bulgur und Sushi dürfen mit, wenn sie vegetarisch zubereitet werden. Allein wegen der schönen Fotos und der Aufforderung, auch Outdoor ordentlich zu kochen, ist das Buch einen Blick wert.

Titelangaben:

Andrea Martens, Jo Kirchherr: Draussen schmeckt’s natürlich besser. Schnelle Kleinigkeiten für

Picknick, Camping und Outdoor.

Aarau: AT – Verlag, 2017. 144 Seiten. 20 EUR.

Kunst und Handwerk, Upcycling

Unikate, Upcycling, Handarbeit, Kunsthandwerk, Schmuck

Frühlingserwachen im April – Spring Wakens

Ich sag mal so: Wenn ich abends sitze und meinen Post vorbereite, frage ich mich ernsthaft, was ich eigentlich die ganze Woche so getrieben habe. Tatsächlich habe ich nicht immer eine Kamera dabei, aber manchmal möchte ich doch etwas festhalten. Zum Beispiel die Taufkerze, die ich für eine Kundin gemacht habe. Ein Baby ist geboren und das berührt mich immer wieder. Ich kann mich noch so gut erinnern, als ich selbst eine Taufkerze brauchte. Vier Mal, um genau zu sein. Heute sind die, die ich mache, um ein Vielfaches schöner als jene, die ich damals gebastelt hatte. Übung macht die Meisterin. Alles Gute, neuer Erdenbürger.

Whenever I sit down to prepare a post I get the feeling I didn’t do anything. As I don’t always take a camera with me, only sometimes pictures show my work. Like that candle I made for a newborn baby. I love babies, it’s a long time since I’ve held one. Good luck, new baby.

Dafür herrscht in der Werkstatt Chaos, die Skulptur für die Arztpraxis wächst und ich habe Mühe, all die PET-Flaschen irgendwoher zu kriegen, vor allem farblose. Blöd, wenn man auf Zero Waste steht…..

On the other hand, there’s lots of chaos in the studio. With a PET sculpture growing with no PET bottles in that house. I try to live somewhat  zero waste, but usually can’t make it. Hence I have to find bottles. Luckyly, they get thrown away. Always.

Und schließlich: Der Frühling ist da, mit aller Macht und aller Kraft. Die meiste Zeit waren wir draußen. In meinem Garten wächst ein neuer Gemüsegarten und auf den Wiesen beginnt die Obstbaumblüte. Kuckt mal, was meine Kinder auf der Wiese sehen, sie haben sich mein Handy zum Fotografieren genommen. Ich Banause habe nur meinen Rhabarber fotografiert, glaubt Ihr das? KInderaugen sehen andere Dinge und manchmal sind nur sie fähig, den Zauber der Natur einzufangen. Wir haben Kartoffeln und Zwiebeln gesetzt und Brennholz zum Trocknen gehackt. Und Freunde beim Vorbeigehen getroffen. Und Schnittlauch und Löwenzahn gesammelt. Nächste Woche ist Spitzwegerich dran….

Verlinkt mit: Creadienstag, Dienstagsdinge, HoT, AlttrifftNeu, HappyRecycling, EiNaB!

And then: The orchard! It’s awake again and I sometimes forget how beautiful it is out there when the trees just blossom. Now it’s cherries and peas, apples and plums still to come, not to speak of walnuts. I discovered my rhubarb had survived and my girls got the mobile phone for taking pictures and playing. Kids‘ eyes see things differently, don’t they? We put in potatoes and onions. I need more space, I guess.

Neu Gelesen

Birgit Ebbert: Papier ZEN. Entspannen mit Papier.

 

Papier ist geduldig

Birgit Ebbert teilt meine Liebe zu Papier. Das ist etwas wundervolles. Und so kann ich mich nur freuen, wenn ich durch Papier ZEN. Entspannen mit Papier blättern darf. Das dünne Büchlein ist wie geschaffen für entspannte Nachmittage. Auch, wenn ich so manche Faltungen bereits kenne, gefällt mir gut, was Ebbert daraus macht. Genauigkeit und die Ruhe beim Basteln tun mir gut und ehe ich mich versehe, werken meine Kinder mit. Soll so sein.

Ebbert stellt insgesamt zweiundzwanzig Faltungen vor, die einfach sind, aber durchaus Potential haben. Klar, jeder kennt »Himmel und Hölle«, aber der hübsche Turm, der daraus entstehen kann, kam zumindest mir noch nicht in den Sinn. Mir gefallen vor allem die größeren Grafiken, die aus Ebberts kleinen Faltungen entstehen. Sterne, Lichterketten, Schachteln, es lässt sich so vieles falten. Mein persönlicher Mehrwert: Obwohl Ebbert mit Origamipapier arbeitet, weiß ich gleich, dass vieles auch schön aussieht, wenn man alte Zeitschriften dafür benützt.

Klassiker neu interpretiert

Tatsächlich kenne ich, glaube ich, jede Faltung im Buch. Die Fotos dazu sind aber wirklich wunderschön und regen zum wiedermal Basteln an. Außerdem, für Neugierige sind einige Faltungen erklärt, die ich regelmäßig für meine eigenen Projekte verwende, ich sage da nur: Papiertaschen. Es ist oft unbezahlbar, eine gut bebilderte Anleitung für ein wenig komplexere Faltungen zu haben und Ebbert macht genau das super.

Klar, für Papiergarn reicht definitiv eine Doppelseite, aber diese ist da und hat mich zumindest wieder auf die Idee gebracht, ein paar Rollen Papiergarn aus alten Zeitungen zu knüllen. Das spart Geld und Geschenkband, schont die Umwelt und sieht noch dazu toll aus. Lesezeichen in Herzform oder kleine Schachteln aus Papier habe ich immer im Laden als wunderschöne und nachhaltige Geschenkverpackung. Schön, dass Ebbert darauf aufmerksam macht.

Nichts für alte Hasen

Einschränkend muss ich sagen: Wer immer schon routiniert faltet, braucht Ebberts Buch nicht. Origami Fans haben längst ihre eigenen Fachbücher und Lieblingsideen. Mir persönlich fehlt manchmal der konkrete Anwendungsbereich. Vor allem bei den Faltungen, die ich noch nicht kenne. Mit Lesezeichen, Schachteln und Garn habe ich kein Problem. Mit Hexentreppen und hübschen Dekoelementen, die erstmal keinen ersichtlichen Nutzen haben, schon.

Klar, es geht um die Entspannung beim Falten und Achtsamkeit. Doch ich kenn mich ja: Es entspannt mit nicht, etwas zu Falten, das den Verwendungszweck »Tischdekoration« hat. Ich werde also tendenziell bei meinen Schachteln, Taschen und Garnen bleiben und hoffe, dass Birgit Ebbert noch ein Buch für Banausen wie mich schreibt, das aus gefaltetem Papier viele nützliche Dinge herstellt.

Titelangaben:

Birgit Ebbert: Papier ZEN. Entspannen mit Papier.

Köln: Lingen Verlag, 2018. 80 Seiten. 9,95 EUR.

Kunst und Handwerk, Upcycling

Unikate, Upcycling, Handarbeit, Kunsthandwerk, Schmuck

Buchfreude

So ein Freutag!

Anka Brüggemann: Papier Minis. Dekoratives und Kunstvolles aus alten Büchern.

Belebte Worte

Anka Brüggemann muss gar nicht viel machen, um mich mit Papier Minis. Dekoratives und Kunstvolles aus alten Büchern zu verzaubern. Ich liebe Bücher. Und meistens kann ich mich überhaupt nicht trennen. Als mein Mann einmal in einer Nacht – und Nebel Aktion meine Star Trek Bände weggeworfen hatte (gesammelt seit meinem 12. Geburtstag und definitiv Schund) hätte ich ihn fast getötet. Mittlerweile habe ich so viele Bücher, dass ich selber ans Aussortieren denke. Immer wieder. Nun gebe ich ihnen neues Leben.

Ich könnte vielleicht auch eine Zeitung verwenden oder ein Magazin zerschneiden, aber die Arbeit mit alten Büchern hat schon etwas Magisches. Bereits beim Querlesen geht mir das Herz auf, denn die wunderschönen Fotografien und die vergilbten Seiten wecken so viele Erinnerungen in mir. Brüggemann kennt das wohl und für alle, denen es ähnlich geht wie mir, hat sie ein zauberhaftes Buch verfasst.

Verschiedene Techniken von leicht bis schwer

In einem sehr kurzen Grundlagenteil gibt es eine kleine Buchkunde zum Nachlesen. Wie wird ein Buch aufgebaut und vor allem: wie nimmt man es wieder auseinander? Auch Arbeitstechniken werden erläutert, so dass man eigentlich sehr schnell in den einzelnen Kapiteln loslegen kann. Für die Arbeitsprojekte hat Brüggemann die Kapitel in Faltarbeiten, Schneidearbeiten und Skulpturen aufgeteilt. So kann jeder schnell herausfinden, was er nacharbeiten möchte.

Für die jeweiligen Projekte wird bereits im Inhaltsverzeichnis der Schwierigkeitsgrad angegeben. Insofern lässt sich gut mit den eigenen Kräften haushalten. Faltprojekte und Skulpturen sind am schwierigsten. Blüten, die zu Girlanden gefügt werden oder Papierkugeln als Hängeobjekte sind unglaublich einfach, aber an den Fotos sieht man schnell, dass man mit schönem Papier wunderhübsche Ornamente herstellen kann.

Patina im Rampenlicht

Bedruckte Seiten sind immer toll, da ist es fast egal, was mit ihnen geschieht. Lampions zum Beispiel sind zauberhaft aus alten Buchseiten, Lob dem, der ein Lexikon oder ein Buch in Frakturschrift zur Hand hat. Keine Ahnung, wie man die fragilen Kostbarkeiten vor dem Verfall rettet, wahrscheinlich darf man sie einfach nicht wegpacken. Als dekorative Elemente oder gar als Solitärblickfang sind sie allesamt zauberhaft.

Manches kennt man, Laternen zum Beispiel. Sie hätte ich nicht gebraucht, aber das Foto allein ist so hübsch, dass ich mir merke, wieder einmal ein paar Buchseiten einzuschneiden. Auch für Papierperlen hätte ich keine Anleitung gebraucht, aber geschenkt. Denn schon die Geschenkverpackungen aus verdrehten Papierstreifen oder die 3-D-Grafik übersteigt meine spontanen Möglichkeiten und doch weiß ich sofort: Patchwork aus Büchern, das will ich unbedingt machen!

Kunstvolles aus Büchern

Auch wenn man nicht gleich zum Künstler wird, weil man ein paar alte Bücher zerfaltet, der antiquierte Charme vergilbter Seiten lässt einen nicht mehr los. Mein Lieblingskapitel ist das letzte, in dem dekoratives aus Flora und Fauna gefaltet, geschnitten und geklebt wird. Von Blüten und Blättern, Vögeln und Käfern: Es kreucht und fleucht und windet sich in dezenten Buchseitenfarben. Ideal für Geschenke oder als Dekoration in Zimmern, in denen keine Pflanzen stehen werden. Und immer einigermaßen schnell gemacht, weil es doch Kleinigkeiten sind.

Titelangaben:

Anka Brüggemann: Papier Minis. Dekoratives und Kunstvolles aus alten Büchern.

Bern: Haupt Verlag 2017. 192 Seiten. 24,90 EUR.

Und wieder ein Projekt – Rainbow Colors Project

Im Moment steht die Welt Kopf – manchmal les ich schon die Nachrichten auf dem Handy, weil ich gar nichts mehr mitkriege. Dafür bin ich fest am schaffen und in meiner Werkstatt entsteht eine neue PET – Skulptur. Sie wird eines Tages in einer Arztpraxis hängen und mein Kunde wollte sie gern in Blau, Rot und Gelb. Tja. Damit fängt die Arbeit an. Nicht, dass blaue PET-Flaschen ein großes Problem wären, da habe ich ja den PET – Dealer meines Vertrauens, der in seiner Arbeit kein sauberes Trinkwasser hat.

Aber Rot und Gelb? Muss ich färben. Also putze ich wieder mal PET – Flaschen. Und färbe sie. Und lasse sie trocknen. Und zerschneide sie. Und putze sie. Und färbe sie. Und lasse sie trocknen. Und zerschneide sie. Wie ein seltsamer Walzer, merkt Ihr das?

Verlinkt mit Creadienstag, HoT, Dienstagsdinge, Gusta, AltTrifftNeu, EiNaB und HappyRecycling.

Right now everything’s just upside down. Sometimes I read the news on my mobile phone because I work to much to watch them on TV. I have a new PET-sculpture order which I want to deliver asap to a practitioner’s house. But he wants it in blue, red and yellow. Blue – no problem. But red and yellow: Lots of dying and drying and cutting and cleaning and dying and drying and cutting and cleaning and – you get it?

Neu Gelesen

Dorothee Raab: Einfach lernen mit Rabe Linus. 1. Klasse Deutsch

Einfach lernen mit Rabe Linus. 1. Klasse Mathematik

Training für ABC-Schützen

Seit Jahren hat sich der Duden-Verlag über das ursprüngliche Portfolio, die Lexika, hinaus entwickelt und Trainingsprogramme mit eingebunden. Nun habe ich von Dorothee Raab Einfach lernen mit Rabe Linus. 1. Klasse Deutsch und Einfach lernen mit Rabe Linus. 1. Klasse Mathematik zur Rezension erhalten. Schwierig, weil ich prinzipiell finde, dass Erstklässler sich erst mal auf die Schule einlassen sollten, ohne von Anfang an mit Lernprogrammen zugeballert zu werden. Aber: Ich sehe mir natürlich auch an, was die beiden Trainingshefte denn so bieten.

Wie auch schon bei den Trainingsheften für die 3. Klasse sind die Trainer gut aufgebaut: In Deutsch werden die Buchstaben nach dem ABC erlernt und später dann „ei“, „äu“, „st“, „sch“ und so weiter eingeübt. Erst ganz zum Schluss wird richtig gelesen und geschrieben. Damit bewegt sich der Trainer relativ nahe an den Lehrplänen. Die Übungen ähneln denen, die mein Sohn oft von der Schule mit nach Hause nimmt. Hat die Lehrerin den gleichen Trainer oder ist die Auswahl der Möglichkeiten begrenzt?

Begrenzte Möglichkeiten

Ganz klar: In Klasse 1 kann man nicht unbegrenzt üben. Das geht intellektuell gar nicht. Das heißt auch, dass wie immer Mathematik besser ist, weil die schematische Darstellung im Zahlenbereich einer verschriftlichten Übungseinheit einfach entgegenkommt. Trainiert wird der Zahlenraum bis 20, inklusive Zahlen schreiben, Mengen erfassen, Zehnerübergang, Addition und Subtraktion bis 20.

Beide Hefte orientieren sich stark am Lehrplan und ich deshalb nicht, ob sie wirklich notwendig sind. Ein Kind, das noch nicht schreiben kann, braucht vielleicht nicht unbedingt zusätzliche Übungen. Am Deutschtrainer finde ich irritierend, dass nach dem ABC vor gegangen wird. Meine Kinder haben immer irgendeinen Buchstaben als erstes gelernt, man wird also blättern müssen. Ich weiß auch nicht, wie notwendig es ist, einer Lehrerin im Stoff vorzugreifen, indem der Trainer durchgearbeitet wird.

Die Kinder ankommen lassen

Klar: Beide Trainer sind gut gemacht und wer mit seinem Kind zusätzlich üben will, trifft mit den Trainingsheften aus dem Dudenverlag sicher eine gute Wahl. Allerdings kann ich nur dafür plädieren, die Kinder, die grade erst dem Kindergarten entschlüpft sind, erst einmal in Ruhe in der Schule ankommen zu lassen und ihnen die Gelegenheit zu geben, sich zurecht zu finden, wenn so viel Neues passiert. Zusätzlich üben würde ich nicht, man sieht ja so auch gar nicht, wozu ein Kind selbständig in der Lage ist. Die Grundschule ist eine gute Gelegenheit zu sehen, wie ein Kind arbeitet, wenn es von zuhause aus normal unterstützt wird.

Titelangaben:

Dorothee Raab: Einfach lernen mit Rabe Linus. 1. Klasse Deutsch

Einfach lernen mit Rabe Linus. 1. Klasse Mathematik

Berlin: Dudenverlag, 2018. Je 96 Seiten. Je 7,99 EUR.

Kunst und Handwerk, Upcycling

Unikate, Upcycling, Handarbeit, Kunsthandwerk, Schmuck