Archiv für den Monat: Februar 2014

Ein Augenblick – One Moment

Ein kleiner Augenblick, der Situationen widerspiegelt, die für uns in den letzten Tagen wichtig waren. Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende, wir sehen uns wieder am Montag!

One moment, a mirror of situations that were important for us these days.

I wish you a fabulous weekend, I’ll be back again on monday

Drinnen und Draußen – In and Out

Stieglitz

Vor unserer Terrassentür steht unser Vogelhäuschen. Seit vielen Jahren begleitet es uns durch den Winter und wir versorgen die Vögel mit Sonnenblumenkernen, Samen und dem einen oder anderen Brotkrumen. Sie kommen alle. Rotkehlchen, Kleiber, Blaumeisen, Kohlmeisen, Sperlinge, Amseln, Elstern, Raben, Eichelhäher, Grünlinge, Gimpel, Hausrotschwänze. Diesmal war ein Stieglitz da, der Wind hat ihn auf die Terrasse geblasen und dort hat er Rast gemacht, ohne Angst vor mir oder meinen Kindern, so dass ich gut fotografieren konnte. Etwas über zwanzig Minuten dauerte der Besuch, der alle Kinder entzückte (inklusive Eltern), dann blies der Wind ihn zu den Nachbarn. Wir hatten zuerst Sorge, ein Flügel könnte verletzt sein, doch es war wohl wirklich nur der starke Wind. Später flog er einfach davon. So ein netter rotgesichtiger Besuch im Februar!

Was habt Ihr diese Woche drinnen und draußen gemacht?

 

We have got a birdhouse on our terrace. Each winter we‘ d feed the birdies with sunflower seeds, seeds and bread. They all came. Robins, nuthatches, blue tits, great tits, sparrows, blackbirds, magpies, ravens, jays, greenfinches, bullfinches, black redstarts. This time even a goldfinch visited us, a blast had thrown him on the terrace and he stayed without fear to have a snack. His visit lasted only about twenty minutes. Both parents and kids were so thrilled. And worried. But it turned out  there was no broken wind, just too many blasts for a small goldfinch, because when it calmed down, he just flew away. Such a sweet visit. 

What did you do in and out?

Stieglitz 4 Stieglitz 3 Stieglitz 2

Auf meinem Tisch – On my Table

Joghurt Zutaten

Weil ich morgens gerne Joghurt esse und manchmal zu viel Milch einkaufe, gibt es öfter mal selbst gemachten Joghurt. Ich habe keinen Joghurtbereiter und möchte mir auch keinen kaufen. Ich habe auch keine gekauften Joghurtkulturen, weil ich es gerne einfach mag. Hier kommt also der allereinfachste Weg, selbst Joghurt zu machen!

 

As I love eating yoghurt for breakfast and as I also buy too much milk sometimes, I usually make our yoghurt. I don’t have any technical or chemical equipment, just the easiest way to do it myself. Here it comes!

Milch im Topf

Ein Liter Milch wird auf 45 Grad Celsius erhitzt. Wenn die Milch zu dampfen beginnt, ist es schon zu heiß, dann sterben die Joghurtkulturen ab. Ich habe ein Thermometer gefunden, das Temperaturen ab 20 Grad anzeigt. Ideal für mich!

You heat one liter of milk to 45 degree celsius. 

Joghurtrest

 

Meist achte ich, dass ich noch einen Rest Joghurt übrig lasse. Der kommt in die warme Milch und wird untergerührt. Dann gieße ich die Milch in ein verschließbares Gefäß und lasse alles im Backofen (ohne Temperatur) über Nacht stehen. Am nächsten Morgen gibt es frischen Joghurt!

Was habt Ihr diese Woche auf Eurem Tisch?

 

If you have some old yoghurt left, that’s perfect! You add about three to four TBSP to your warm milk and mix it thoroghly. Then pour the milk in a jar with a lid on it. Let the yoghurt rest in the oven (without temperature) over night. You’ll have yoghurt for breakfast!

What’s on your table this week?

Aus meiner Werkstatt – In my Studio

durchbohrte Dosen

Manchmal sitzen an meinem Tisch viele Kinder, die sich nicht zu beschäftigen wissen. Und nichts ist spannender für sie als zu kucken, womit sich eine Mama beschäftigt, wenn sie eine Tasse Kaffee vor sich stehen hat. Manchmal liegt Strickzeug herum, oft Flickzeug, manchmal Papier. Und egal, was ich mache, immer wollen alle mitmachen. Es entstehen die wildesten Sachen. Weil ich gottseidank immer eine Kiste mit Recyclingmaterial irgendwo stehen habe. Johann wollte eine Rakete. Eigentlich für Jakob, aber noch mehr für sich selbst. In meiner Kiste lagen ein paar leere und ausgewaschene Konservendosen, denn ich hatte mittags Chili gekocht. Wir haben sie mit dem Handbohrer durchbohrt und eine Schnur durchgefädelt, damit wir sie besser stapeln  können.

 

Sometimes there are so many kids sitting around my table, bored to death. This is when they love to watch me working with a cup of coffee in front of me. Sometimes my knitting needles are lying on the table, with a bit of paper and old socks. And regardless on what I will be working, they love to work with me. Which is when the wildest things emerge out of nothing. Or out of trash. Johann wanted to have  a rocket. So he found himself some empty tins, in which we drilled a hole. We ran a thread through the hole, so that the tins were easier to pile.

Dosen aufeinandergeklebt

Johann hat sie mit farbigem Klebeband aneinander geklebt. Die Raketenspitze ist der Deckel einer ausrangierten Putzmittelflasche, die Knöpfe sind Flaschendeckel und  als Flammen haben wir gefledderte Säckchen von Orangen und Zitronen in die unterste Dose geklebt.

Johann fixed the tin with masking tape. The top of the rocket is a lid from a cleaning agent, lids from our milk LPGs became switches and the flames are made from the wrapping of lemons and oranges.

Rakete fertig

Ich glaube, am hübschesten wäre es, wenn die Raketen über die Zimmerdecke sausen würden. Im Moment sausen sie noch durchs Haus.

I guess the rockets would look pretty flying across the ceiling of the boys‘ room. However, right now they are flying across the house.

Johann Rakete

Was habt Ihr diese Woche gebaut? Wart Ihr schon beim Creadienstag?

What did you make this week?

Jakobs Rakete

Jetzt – Neu gelesen

Deborah Forman: Kunst – Lab Malen. 52 aufregende Projekte inspiriert von großen Künstlern

 

Einmal malen wie Gerhard Richter

 

Farben haben mich schon immer fasziniert. In der kinderlosen Phase meines Lebens habe ich mich auch gerne mal an der Leinwand ausgetobt. Dann kamen vier Kinder und Farbexperimente finden eher in der Waschmaschine und auf dem Fußboden anstatt auf einer Leinwand statt. Das wird sich nun hoffentlich drastisch ändern, weil ich Deborah Formans Kunst – Lab Malen in den Händen halten darf und fest vorhabe, mindestens zwei der vorgestellten Projekte nach zu arbeiten.

 

Ich glaube kaum, dass jemand, der auch nur ansatzweise Ahnung von Kunst und Malerei hat, dieses Buch wirklich braucht. Künstlerisch begabte Menschen studieren im besten Fall an der Kunsthochschule und rümpfen über Veröffentlichungen wie die von Forman nur die Nase. Dessen muss man sich wohl bewusst sein, wenn man sich doch für den Kauf von Kunst – Lab Malen entscheidet. Nun, da wir dies geklärt haben, gehen wir doch in media res!

 

In 52 Projekten durch die Malerei

 

Nachdem ich mich selbst bestenfalls als interessierten Laien bezeichnen darf, bin ich also sozusagen der idealtypische Käufer. Das zeigt mir schon ein Blick ins Inhaltsverzeichnis, denn für ungeduldige Menschen ideal ist bereits die Tatsache, dass sie schon auf den ersten vierzig Seiten ungefähr entscheiden können, wie sie malen möchten: Gerhard Richter, Paul Klee, Frida Kahlo und andere stehen zur Auswahl. Ich bin zudem sehr dankbar für das Kapitel zu vorbereitenden Maßnahmen, weil Malgründe, Pinselstärken, Verzögerer und andere Malmittel nicht in meinem Fokus lagen. Hier werde ich also aufgeklärt und kann mir gleich eine Einkaufsliste anlegen.

 

Meine absoluten Lieblingskapitel sind drei (Malmedien) und sechs (Farbfeinheiten). Als Autodidaktin weiß ich über beide Themen so gut wie gar nichts und freue mich sehr, verschiedene Malmittel, Pasten und Techniken in ihrer konkreten Anwendung kennen lernen zu können. In Kapitel sechs faszinieren mich die Ergebnisse, die mit verschiedenen Farbkombinationen erreicht werden können. Malen in Komplementär – oder Analogfarben, Lasierende Farbschichten, Monochrome Stilleben, ich hatte mich zuvor noch nicht damit beschäftigt.

 

Tolle Techniken, fade Bilder

 

Auch, wenn es um Zeit- und Ortsbezug geht, kann mir Deborah Forman viel Anregung geben. Action-Painting finde ich toll, genauso wie lineare Rhythmen. Kunst – Lab Malen ist ein tolles DIY Einsteigerbuch für alle, die endlich wieder ran an die Farbtöpfe wollen. Leider gefallen mir die Werke, die Forman und ihre Schüler vorstellen, nur selten. Das ist der eigentliche Wermutstropfen an diesem Buch. Wer malen will wie Richter oder Kahlo sieht sich in seiner Talentlosigkeit nur ungern Gemälde von ebenso unbegabten Kunstschülerinnen amerikanischer Colleges an. Ein wenig mehr Größenwahnsinn und etwas weniger Realismus hätte meinem Selbstbewusstsein gut getan. Aber was sage ich: schließlich will ich ja nicht malen, was Forman malt, sondern nur ihre wundervoll erklärte Technik benutzen. Und dass ich vorhabe, Jackson Pollock zu toppen, versteht sich von selbst!

 

Titelangaben:

 

Deborah Forman: Kunst – Lab Malen. 52 aufregende Projekte inspiriert von großen Künstlern.

Aus dem amerikanischen Englisch von Beate Wellmann.

Igling: Edition Michael Fischer, 2014. 136 Seiten. 19,90 EUR.

Ein Augenblick – One Moment

Ein kleiner Augenblick, der Situationen widerspiegelt, die für uns in den letzten Tagen wichtig waren. Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende, wir sehen uns wieder am Montag!

One moment, a mirror of situations that were important for us these days.

I wish you a fabulous weekend, I’ll be back again on monday!

Drinnen und Draußen – In and Out

Februarspiele

Wir hatten ein, zwei schöne Tage letzte Woche. Die Sonne schien zum Teil so hell, dass ich überlegte, ob ich nicht die Vorhänge zuziehen sollte und ob nicht endlich wieder einmal eine Runde Fenster putzen angesagt sei. Die Kinder spielten im Garten „Trollfamilie“, ich musste die alte Witwe Peters sein (fragt mich nicht, wie sie auf diesen Namen kommen), die sie mit Nahrung versorgt. Also habe ich brav zwei Kannen Tee gekocht, fleissig Becher vollgeschenkt und eine Dose mit Trockenobst nach draußen gereicht und dann –

dann habe ich meine beiden Balkontüren aufgemacht, mir selbst auch eine Tasse Tee eingegossen und Jakobs Lesekissen genäht. Die Arbeit geht mir schnell von der Hand, wenn endlich wieder die Sonne scheint und der Wind durch unsere Birke pfeift. Und mir fällt ein, wie unendlich viel ich noch gerne machen würde, wenn ich nur Zeit und Raum hätte.

Dann und wann wurde ich beschenkt. Mit Gänseblümchen, Primelköpfchen, einer Rosine oder einer Kurzzusammenfassung des eben Geschehenen. Schließlich war ich ja Teil des Spiels. Ich war drinnen und draußen. Die graue Eminenz im Hintergrund. Im wahrsten Sinne des Wortes, weil ich mir die Haare nicht färbe!

Es wurde vor dem Haus gespielt, wie jedes Jahr im Herbst und Winter, wenn der Hausschatten noch zu viel Kälte mit sich bringt. Ich weiß, bald werden meine Kinder wieder das ganze Grundstück nutzen. Bis dahin genieße ich die angenehme Ruhe im Februar.

Was habt Ihr drinnen und draußen gemacht?

Februarbirke

We had two nice days last week. At once, my kids were outside. Playing in front of the house, because the shadows behind make it a lot colder. They were playing trolls, they told me, who were building a home for themselves. I had to be an old widow (isn’t that funny?) who used to sit by the fireside the whole day and sew. And make tea for trolls. And give them dried fruit. 

All of which I did and I loved to be part of their universe. I poured myself a cup of tea, too and sat down to sew Jakob’s cushion. Sometimes they came by to bring me daisies and some news of their play. I just enjoy these moments in which I am still allowed to be part of their lives. Makes that February wonderful.

What did you do in and out? 

 

Die Trollfamilie

Auf meinem Tisch – On my Table

Crackerrezept

Seht Ihr, wie ich gekritzelt habe? Dieses Rezept stammt nämlich gar nicht von mir, sondern von SouleMama. Es hörte sich aber so gut an, dass ich mir alles auf einem alten Kuvert notiert und sofort ausprobiert habe. Es sind einfache Cracker. Ich habe ein Cupmaß, deshalb war das für mich kein Problem, wer keins hat, muss eben experimentieren. Vielleicht eine mittlere Kaffeetasse voll?

Ihr braucht:

3 cups Mehl, 2 TL Salz, 3 EL Creme fraiche, 1/4 cup Olivenöl, 3/4 cup warmes Wasser. Zum Bestreuen habe ich Mohn genommen.

I handcopied a recipe. It’s from SouleMama and it sounds just perfect for our family. Here it comes:

3 cups flour, 2tsp salt, 3 TBLSP heavy cream, 1/4 cup olive oil, 3/4 cup warm water. I used poppy seeds as topping. 

Crackerteig

Alles wird vermischt und zu einem geschmeidigen Teig verknetet.

Mix everything and make a heavy dough.

Crackergeknetet

Dann rollt ihr den Teig möglichst dünn aus. Wer ein Rollmesser hat: kleine Vierecke sind hübsch und ich habe sie am Schluss wirklich klein gemacht – so ein Cracker soll doch mit einem Happs im Mund verschwinden!

Then you roll out the dough real thin. Cut it in quarters.

Crackerrollen

Mit Mohn bestreuen und aufs Backblech legen. Bei 180 Grad Celsius 12 min knusprig backen, dann auf einem Gitter auskühlen lassen. Das war’s schon!

Was steht diese Woche auf Eurem Tisch?

Add the poppy seeds and put it on your pan. Bake it on 180 degree celsius until crispy and let then cool. That’s it!

What’s on your table this week?

Cracker mit Mohn

Aus meiner Werkstatt – In my Studio

altes Kopfkissen

Ich wusste wieder einmal nicht, wohin mit all meinen Stoffresten. Meine Mama hat mir zudem bei ihrem letzten Besuch noch einen Schwung alter Bettwäsche gebracht, von der nicht jedes einzelne Stück ein Traum ist. Guter Stoff ist es aber doch und meine Restekiste quoll über. Ich habe also eines Nachmittags in die Runde gefragt, wer ein Lesekissen für den Boden haben möchte und Jakob war der Schnellste beim Rufen. Also, ein Lesekissen für Jakob.

My fabric stash was growing way too fast. Plus, my mum had brought some old linen, which I didn’t want to use any other way. Hence I found myself asking one afternoon „Who wants to have a new cushion for reading?“ And to my big surprise it was Jakob who wanted to have one. Alright, I thought, let’s make that boy a cushion.

Kissenbezug zerschnitten

Ich habe das alte Kopfkissen benutzt, aber insgesamt etwas kleiner zugeschnitten und mit Stoffresten gefüllt. Funktioniert immer noch prima, lässt meinen Restekorb schrumpfen und ist perfekt für Kissen, die stabil und schwer sein sollen.

I used an old pillow case which I cut a bit smaller and filled with my fabric rests. My stash was gone  and I had a new pillow case perfect for sitting  on it. 

alter Pulli

Als Bezug habe ich einen alten selbstgestrickten Pulli gewählt. Aus der Zeit, als alles möglichst gemustert und weit sein sollte und ich noch Zeit hatte, das auch so zu machen in Nadelstärke 3! Ich mag das Muster immer noch, obwohl ich den Pulli ganz unsäglich finde. Ich habe ihn auf links gewendet und erst mal von Hand mit Zwirn den Halsausschnitt zugenäht.

 

I chose an old handknitted pullover as pillow case. I still like the pattern. Turned it on the left side and started sewing across the neckline with twine.

Kragen zunähen

Dann habe ich die Ärmel abgetrennt. Ich hatte Glück, weil die Ärmel damals noch ohne Armausschnitt einfach gerade dran gestrickt wurden. Mit einem figurbetonten Pullover hätte ich so meine Probleme gehabt! Was ich mit den Ärmeln mache, weiß ich noch nicht, sie landeten erst einmal in einer Restekiste.

Then I started cutting off the sleeves. They were packed to my stash again.

 

Ärmel abtrennen

Nun hatte ich also einerseits zwei abgetrennte Ärmel, andererseits ein relativ quadratisches Stück Strickstoff, das oben am ehemaligen Halsausschnitt schon zugenäht war.

Now I had those two cut off sleeves on one side, on the other one big knitted fabric with a closed neckline.

Pulliteile

Ich habe beide Seitennähte komplett mit Zwirn zugenäht. Das Bündchen unten wollte ich als Kissenöffnung haben.

I stitched together both sides of the pullover. I wanted the bottom to be the opening.

Pulli neue Naht

Dann habe ich den Bezug auf rechts gewendet.

 

After that I turned my pillow case to the right side again.

Kissenform

Das Kissen wird hineingestopft.

Stuff in the pillow.

Kissenbezogen

Und als Knöpfe habe ich ein paar verschiedenfarbige Snaps genommen.

I closed it with coloured snaps.

Kissensnaps

Jakob wusste gleich etwas damit anzufangen. Der Creadienstag hoffentlich auch!

Was habt Ihr diese Woche gewerkelt?

What did you make this week?

Lesekissen

Jetzt – Neu gelesen

Goldie Hawn, Wendy Holden: 10 achtsame Minuten für stressfreie und ausgeglichene Kinder

 

Pause machen!

 

Zugegeben, wenn eine Hollywoodschönheit Bücher über Erziehung schreibt, dann ist einfach Vorsicht geboten. Wenn dann der Name der Actrice weiter mit Neurologen in Verbindung gebracht wird, mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Methoden, das Bewusstsein zu erweitern, ist die Versuchung groß, nach Verbindungen zu Scientology zu suchen. Zeit, sich 10 achtsame Minuten

zu nehmen und zu hören, was Goldie Hawn zu sagen hat. Ich  gönne mir eine Pause.

 

Will man aufmerksam ein solches Buch lesen, ist es wichtig, die Vorurteile zumindest für einige Zeit wegzusperren. Hawn und Holden scheinen zu wissen, welche Vorbehalte ihrer Veröffentlichung entgegenstehen könnten, denn es ist auffällig, mit welcher Akribie sie all die Wissenschaftler im In- und Ausland auflisten, die das MIND-UP Programm unterstützen. Goldie Hawn fungiert als öffentlichkeitswirksame Patin für das us-amerikanische Pilotprojekt, das mittlerweile an vielen Schulen eingesetzt wird.

 

Ein Einblick in uns selbst

 

Ein erster Teil von 10 achtsame Minuten widmet sich dem menschlichen Gehirn. Für die weitere Lektüre ist das eine angenehme Auffrischung von hoffentlich nicht vergessenem Schulwissen. Diagramme sollen helfen, den eigenen Kindern die Funktionsweise des Gehirns nahe zu bringen. Hawn und Holden wollen diesen Part als Grundlage verstanden wissen, ohne welche das nun folgende MIND- UP Programm nicht verstanden werden kann. Tatsächlich ist es interessant, zu sehen, wie vehement unser Unbewusstes unser Denken und Handeln beeinflussen kann und wie leicht man doch Herr seiner selbst werden könnte, wenn man wollte.

 

Auf diesen ersten Teil, der bei allem theoretischen Wissen keineswegs akademisch anmutet, folgt ein Praxisteil, in dem jeweils einzelne Aspekte des Programms erläutert werden und für jeden davon Übungseinheiten vorgestellt werden. Insgesamt elf Teilperspektiven werden hier erläutert und die Tatsache, dass jedem Kapitel zwischen zehn und zwanzig Seiten zur Verfügung stehen, ergibt sich daraus, dass Wissenschaftler, Eltern, Pädagogen, Kinder und nicht zuletzt Goldie Hawn ausgiebig zu Wort kommen. Ein relativ simples System erhält so mehr Gewicht, als ihm sonst wohl zukäme.

 

Eine Reise zu sich selbst

 

Betrachtet man die Einzelkapitel, lesen sie sich lapidar. Es geht um achtsames Atmen, achtsame Sinneswahrnehmung, Optimismus, Glück, Dankbarkeit, Freundlichkeit und noch ein paar mehr positiv besetzte Begriffe aus dem Alltag. Hier liegt sowohl die Stärke als auch die gnadenlose Schwäche dieses Buches begraben. Bei allem wissenschaftlichen Unterbau, sind die letztendlichen Aussagen profan. Wer lernfähigere, ausgeglichenere Kinder haben möchte, so Hawn und Holden, sollte ihnen eine positive Lebenseinstellung nahe bringen sowie Techniken, sich in Zeiten von Angst und Aufregung zu beruhigen und auf das Wesentliche zu konzentrieren.

 

Diese These enttäuscht. Sie schwimmt auf der Welle von europäischen Autoren wie Jesper Juul, die zu mehr Empathie aufrufen und ebenfalls an alte Werte appellieren. Gleichzeitig legt sie aber auch den Finger auf das Kernproblem. Offensichtlich sind immer noch derartige Bücher nötig, weil unsere Gesellschaft es trotz aller Versuche nicht schafft, ihren Nachwuchs zu positiven, wissbegierigen, empathischen Menschen heranzuziehen. Sie zeigt ebenfalls in ihrer Einfachheit das Janusgesicht moderner Elternschaft. Die Bereitschaft, sich komplexe Theorien anzulesen und die Nachkommenschaft in entsprechende Workshops auszulagern, ist vielleicht größer als der Wille, sich unseren Kindern als liebende Eltern zu nähern.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

 

Letztendlich gibt das MIND-UP Programm die Verantwortung an Eltern und Kinder zurück. Die Anregungen aus dem Buch sind also nur ein Beispiel. Als solches dürfen sie ruhig auf ihre Alltagstauglichkeit getestet werden und so mancher mag vielleicht feststellen, dass es im Anflug akuter cholerischer Anfälle wirklich hilfreich ist, tief durchzuatmen und diese Techniken dem eigenen Nachwuchs nahezubringen. Für alle, die sich eben dieses wieder einmal ins Gedächtnis rufen wollen, sind die 10 achtsamen Minuten eine lohnende Investition.

Für noch mehr tolle Rezensionen, von noch mehr wunderbaren Rezensenten seht doch nach beim  Titelmagazin, wo viele engagierte Leser für Euch auswählen, was der Buchmarkt Aktuelles bietet!

 

Titelangaben:

Goldie Hawn und Wendy Holden: 10 achtsame Minuten für stressfreie und ausgeglichene Kinder.

Aus dem amerikansichen Englisch von Maren Klosterman.

Stuttgart: Klett-Cotta, 2013. 239 Seiten. 18,95 EUR.