Chantal Sabatier: Land und Leinen. Duftig – leichte Nähideen im französischen Landhausstil.
Gartenlust und Frust
Der Frühling naht und mit ihm die Sehnsucht nach dem Draußen- Sein. Chantal Sabatiers Land und Leinen. Duftig- leichte Nähideen im französischen Landhausstil kam mir da gerade recht. Nähen für draußen und dann draußen das Genähte genießen – was kann es Schöneres geben? Einiges, muss ich leider sagen, denn das im Thorbecke Verlag erschienene Buch birgt sowohl Gartenlust, als auch Gartenfrust.
Mein erster Kritikpunkt ist natürlich, dass mir der Gartenteil mit nur einem Kapitel viel zu klein ist. Die drei verbleibenden Kapitel befassen sich mit Heimtextilien, Aufbewahrungsgegenständen und Dingen für den Esstisch. Unnötig zu erwähnen, dass sich alles ein bisschen überschneidet und nur die Heimtextilien ein wirklich eigenständiges Kapitel darstellen. Aber auch da fehlt mir so einiges. Andererseits muss ich zugeben, dass Layout und Fotos sehr ansprechend gestaltet sind, und mittlerweile bedeutet mir das wirklich viel. Ein schönes Buch in den Händen zu halten, macht einfach Spaß.
Viel Lesearbeit
Die meisten Projekte finden inklusive Foto auf einer Doppelseite Platz. Das macht die Organisation im Buch zwar leichter, doch mein Verständnis leidet darunter. Die meisten Handarbeitsbücher arbeiten mittlerweile mit bebilderten Anleitungen. Ich kucke mir kurz die Bilder an und nachdem ich relativ versiert im Nähen bin, erklärt sich vieles von selbst. Nicht so hier, alles muss man sich mühsam durchlesen, nichts erklärt sich. Ich persönlich finde das mehr als frustrierend. Ganz abgesehen davon, dass es mit gefühlt Schriftgröße drei auch gar nicht so einfach ist, sich im Text zurecht zu finden.
Ansonsten sind die Schnitte recht einfach gehalten, für so manche Patchworkdecke, die sich nur aus Quadraten zusammensetzt, hätte ich auf die Anleitung ganz verzichten können. Nackenrollen und Kissen sind außerdem nicht unbedingt spektakulär. Man blättert sich also durch und hofft bei den Aufbewahrungsgegenständen auf Besserung. Hier gibt es hübsche Täschchen, die ich nicht brauche. Die kleinen Körbchen jedoch gefallen mir, dafür wollte ich schon immer einen Schnitt haben. Mit Stoff überzogene Kisten aus Karton sind auch hübsch, aber wieder unglaublich unspektakulär. Das einzige außergewöhnliche Gefäß ist in Milchkannenform gehalten, dessen Funktion erschließt sich mir nicht, es ist im Buch mit Watte gefüllt.
Tischlein deck dich
Die Patchworktischdecke ist hübsch und leicht nachzuarbeiten. Und auch die folgenden Topflappen haben etwas für sich. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob ich mir für meine Küche die Arbeit des Applizierens machen würde, aber für Geschenke finde ich das eine sehr hübsche Idee. Auch die Schürze ist niedlich und leicht. Mich nervt nur wieder der komplizierte Anleitungstext. Ich wäre zumindest für Stichpunkte dankbar gewesen. Fürs Weitere brauche ich keinen Übertopf mit Schachbrettpatchwork. Beim Blumengießen würde er für meinen Geschmack viel zu schnell schmutzig werden.
Zum Schluss fiebert man regelrecht auf das Gartenkapitel hin. Hier lockt eine hübsche Hängematte mitsamt Decke und Kissen. Leider gibt es die Hängematte schon einmal nicht zu nähen, wie schade. Auch eine Picknicktasche in der Größe eines Einkaufsbeutels brauche ich nicht. Ich habe vier Kinder und vielleicht noch Freude zum Picknick eingeladen. Der Strohhut mit der Blüte ist hübsch, aber viel zu kompliziert genäht, das geht mit Kanzashi viel einfacher. Und die Picknickpatchworkdecke ist gar nicht gepatcht, sondern es werden nur Stoffquadrate auf einen Basisstoff gesteppt. Mein Highlight in diesem Kapitel ist das Moskitonetz. Im Endeffekt wird zwar nur ein Ikea- Moskitonetz aufgehübscht, aber das wirklich einfach und nett, so dass ich mir überlege, mir so ein Moskitonetz für meinen Garten zuzulegen. Dem Rest stehe ich mehr als zwiespältig gegenüber. Trotz der hübschen Fotos bietet das Buch nur wenig und das zu einem hohen Aufwand. Viel Frust für wenig Lust.
Titelangaben:
Chantal Sabatier: Land & Leinen. Duftig- leichte Nähideen im französischen Landhausstil.
Aus dem Französischen von Christine Frauendorf- Mössel.
Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2014. 96 Seiten. 14,99 EUR.