Archiv für den Monat: Juni 2022

Neu Gelesen

Maria Kapeller: Lovely Planet. Mit dem Herzen reisen und die Welt bewahren.

Marie & Julius Feldt: Nachhaltige und einfache Camping- Küche.

Anina Gepp: Vantastic Kitchen.

Kevin Rechsteiner: Wohnmobil! Camper-Ausbau und Vanlife

Urlaub mit Herz und Verstand

Die Ferienzeit naht, Urlaubspläne werden allerorts geschmiedet. Dieses Jahr mit einem besonders schlechten Gewissen. Urlaub, während in Europa Krieg herrscht? Mitten im verheerenden Klimawandel, der ganze Ortschaften vernichtet? Maria Kapeller zeigt in Lovely Planet , dass es auch anders geht. Marie und Julius Feldt liefern dazu in Nachhaltige und einfache Camping- Küche die passenden Rezepte. Wer’s definitiv lieber vegan mag, kocht mit Anina Gepp in Vantastic Kitchen achtsam leckere vegane Rezepte fürs Camperleben. Damit selbiges überhaupt erst möglich wird, stellt Kevin Rechsteiner in Wohnmobil!

In Lovely Planet reist Maria Kapeller mit dem Herzen. Natürlich in Anklängen an die „Lonely Planet“ Reihe, die in massentauglichem Kommerz erschwinglichen Rückzug für alle in erbauliche Idyllen suggeriert. Nein, das gibt es nicht, stellt Maria Kapeller schnell klar. Nicht mit unserem Reiseverhalten, nicht auf diese Art und Weise. Für ihr Buch hat die polyglotte Bloggerin Wissenschaftler und Reisende befragt.

Gibt es nachhaltigen Tourismus? Jein. Zum letzten Mal: Flugreisen sind schlecht. Schlecht für die CO2 Bilanz, schlecht fürs Klima, am Ende schlecht für den Geldbeutel. Die externalisierten Kosten unseres Erholungsbedürfnisses zahlen die Einwohner von verwüstenden Regionen mit verunreinigtem Wasser, Plastikmüll und prekären Arbeitsverhältnissen. Kein „Weiter so“ also. Dafür viel Nachdenken über eigene Bedürfnisse, über Erholung an sich, über die Schönheit, die ganz nah liegt. Ein Tolles Buch für Camper, Wanderer und Bahnliebhaber, ein böses Erwachen für Pauschaltouristen nach Thailand.

On the road again

Marie und Julius Feldt lassen es in Nachhaltige und einfache Camping- Küche langsam angehen. Sie sind mit einem Campervan unterwegs und leben nachhaltig und minimalistisch. Deshalb wird im Buch auch Wert daraufgelegt, nur das Wichtigste zu benutzen. Eine Liste an Küchenausstattung und Basiszutaten gehört dazu genauso wie ein Überblick über die Regelungen zum Campen in Europa. Insofern ist das Buch ideal für alle Camping- Einsteiger.

Die zwei Feldts kochen bekannte Gerichte campingtauglich nach und es wird schnell klar, dass es an nichts fehlt. Obwohl nicht vegetarisch, kommt viel Gemüse auf den Tisch. Das meiste wird in der Pfanne gebraten und gebacken. Dadurch sind die Gerichte sehr alltags- und familientauglich, vieles kennt man aber auch. Vor allem bekommt man eine gute, nachahmbare Anleitung für nachhaltiges Campen in die Hand gedrückt, die sicher funktioniert.

Vanlife

Anina Gepp hat ihre große Züricher Wohnung gegen einen Campervan getauscht. Sie wollte nach ihrem Studium bewusst minimalistischer und bewusster leben. Ihre Rezeptesammlung ist gleichzeitig ein sehr persönliches Bekenntnis. Zur Nachhaltigkeit, zur Langsamkeit, zum fleischlosen Genuss. Dabei legt sie Wert auf raffinierte Rezepte, mit denen sie Geschichten und Emotionen verbindet. In einem charmanten, persönlichen Erzählstil führt sie durchs Camperleben.

Schnell wird vor allem mir klar: für Familie ist hier wenig Platz. Im Wortsinn. Alles hat seine Ordnung, auch die Art, wie Gepp kocht, wirkt streng und strukturiert. Eher schlecht für den Alltagswahnsinn. Aber bestimmt prima zum bewussten Entschleunigen. Gepp kocht gern frisch und kauft, wenn möglich, auf lokalen Märkten ein. Viele bekannte Rezepte münzt sie in vegan um. Smoothie Bowls, jede Menge Salate, wenig Süßes, viel Reis, Pasta und Kartoffeln. Sie backt sogar Brot und Kuchen im Van, und das ganz ohne Ofen. Man hat große Lust, ihr auf ihr Dauerretreat zu folgen.

Camper-Ausbau und Vanlife

Ein großes Praxisbuch kündigt Kevin Rechsteiner bereits im Titel von „WohnMobil!“ an. Besonders praktisch finde ich es aber nicht. Hauptsächlich stellt er verschiedene Instagrammer und Blogger vor, die sich aufs Vanlife verlegt haben. Tatsächlich ist es schön zu sehen, wie die verschiedensten Vans zu Campervans umgebaut wurden und wie persönlich sie innen gestaltet sind. Ganz zu schweigen von traumhaften Reisefotos.

Aber der Praxisanteil beschränkt sich auf eine Spalte in jedem Kapitel, in dem technische Details und die passende Internetadresse zu den Eigentümern angegeben sind. Mich würde der Bauprozess interessieren, ich hätte gern Pläne und Details, gern für die einzelnen Fahrzeugtypen. So sehe ich zwar, wie mein VW Bus aussehen könnte, aber planen und entwerfen darf ich selbst. Dafür gibt es im letzten Drittel dicke Werbung für Betriebe, die Vans umbauen. Und auf den letzten 10 Seiten endlich Details zu Stromversorgung, Wassertanks, Reichweitenberechnung etc. Hmpf.

Titelangaben:

Maria Kapeller: Lovely Planet. Mit dem Herzen reisen und die Welt bewahren.

Wien: Verlag Kremayr & Scheriau, 2022. 224 Seiten, 23€.

Marie & Julius Feldt: Nachhaltige und einfache Camping- Küche.

Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2022. 152 Seiten, 24€.

Anina Gepp: Vantastic Kitchen

Aarau: AT-Verlag, 2022. 224 Seiten, 26€.

Kevin Rechsteiner: Wohnmobil! Camper-Ausbau und Vanlife.

Aarau: AT-Verlag, 2022. 250 Seiten,  29,90€.

Es grünt so grün

Am Ende bleib ich beim Grün hängen. Im Garten, wenn im Frühling alles nach draußen drückt und ich grad noch so Bohnenpyramide und Ollas verbuddelt kriege, ist Grün die dominierende Farbe. Vielleicht noch mit Gelb. Und wie es der Zufall will, möchte ich für meine Schwester eine Babydecke stricken. Schon wird auch sie grün, mit einer kleinen Schafherde, damit ein bald ankommendes Schäfchen nicht friert. Wie immer, ohne Plan und Konzept drauflos gestrickt. Das wurde die größte Babydecke der Welt.

Egal, vom Rest kann ich noch eine Decke für den Laden stricken. Und wenn mir die Spinnerei zu langweilig wird, verwurschtle ich die Wolle zu zarten Elfen. In Gelb. Und Grün. Was sonst.

Mittlerweile tauche ich in den Sommer ein. Neue Projekte hüpfen auf die Nadeln. Was mich begleitet: Gelb und grün. Gibt’s doch nicht.