Archiv für den Monat: Mai 2018

Was lange währt, wird noch gebügelt – Long knit, yet to iron

So fing es an: der dringende Wunsch, endlich wieder einmal meinen Wollhaufen zu verkleinern, schließlich will ich irgendwann einmal wieder neue Wolle kaufen können, ohne ein Platzproblem zu bekommen. Bestimmt kennt Ihr das: Wolle ist da, aber immer nur wenig. Gerade bei kleinen Projekten muss man keine Angst vor den unterschiedlichen Qualitäten haben, die man dann vermixt, manchmal kann man auch gespendete wolle, die dem eigenen Farbverständnis so gar nicht entspricht, geschickt unterbringen. Meine Variante vom

All that Jazz Cowl

ist das Ergebnis. Das Muster ist zwar zum Zählen, aber nicht allzu schwer. Nachdem ich irgendeine Wolle hatte, brauchte ich noch ein paar Lückenfüller, aber das geht schon. Nur Zeit kostete mich dieses Projekt, weil ich abends ja immer noch sticke. Also hat es bis Mai gedauert, bis der Schal endlich fertig wurde. Es fehlt noch ein Foto von nach dem Bügeln, tatsächlich ist der Schal aber schon ein Stockwerk tiefer in den Laden gewandert. Die Eisheiligen kommen!

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Another stash buster project, finally finished. I made a cowl (pattern above) of all those left over yarn balls living in my basket. It was a fun job to do and yet I am happy it is over – I had to count!

 

 

Neu Gelesen

Annette Danielsen: Unheimlich. Schön. Gestrickt. 16 Ausgefallene Strickmodelle für Frauen.

Verstörende Impressionen harmonisch umgesetzt

Wenn Annette Danielsen in Unheimlich. Schön. Gestrickt. 16 Ausgefallene Strickmodelle für Frauen sich an die Interpretation von Kunstwerken wagt, die prinzipiell unter die Haut gehen, darf man sich nur wundern. Über die Gemälde, über die Grundidee, überhaupt eine Strickinterpretation zu wagen und schließlich und endlich auch über das Ergebnis, das verstörende Gemälde in wunderschöne und tragbare Strickmodelle umwandelt, ohne dabei an den Bildern vorbei zu stricken. Chapeau.

Dazu muss man wissen, dass der dänische Künstler Michael Kvium im Allgemeinen nicht ganz oben auf der Hitliste steht, wenn es um Anregungen für schöne Strickmuster geht. Schön ist meistens hübsch, zumindest in der Handarbeit. Im Falle Michael Kviums ist alles weder schön noch hübsch, Menschen, die allesamt aus einem schrecklich entblößenden Alptraum stammen könnten, geistern über Leinwände und konfrontieren den Betrachter mit seelischen Abgründen. Annette Danielsen sah darin Muster.

Farben und Muster interpretiert

Danielsen hatte Kviums Aarhus Ausstellung »Fools« gesehen, die aus lauter entlarvenden Portraits bestand, in denen sich Menschen auf die eine oder andere bestürzende Weise vor der Welt zum Narren machen. Kvium macht vor nichts halt. Manager, Kleriker, Richter, Ottonormalverbraucher und Bacchanten, Cäsaren und Bürokraten. All die Typen, die es an Menschen gibt, werden bitterböse und entblößend aufs Korn genommen.

Die Gemälde sind eine Mischung aus expressionistischem Wahn und barocker Szenerie und deshalb findet Kvium immer wieder Muster, die sich wiederholen. Danielsen findet diese Muster ihrerseits und fasst sie in Maschen. Es entstehen Pullover und Jacken in den Grundgrößen, die sich in Farbstimmung und Musterung gut an das Original in Öl halten. Manchmal ist es nur ein Farbdetail, das sich wiederholt, ein andermal ein ganzer Rapport. Selbst einzelne Akzente lassen gut erkennen, woher Danielsen diese eine Idee hatte.

Strickkunst für Liebhaber

Klar, wer die Gemälde sieht, wird sich erst einmal gut überlegen, ob er eine Interpretation davon auf dem Leib tragen möchte. Auch darüber hinaus gibt sich Danielsen nicht mit dem Mittelmaß ab. Die Modelle sind allesamt mit feinen Nadeln gestrickt, die größte Nadelstärke ist 4 ½ mm. Da heißt es, Maschenzählen und sorgfältig stricken. Nichts für Schnellstricker in Nadel Nr. 10, manche Jacken werden gar in 2 ½ gestrickt.

Für Feinmaschenliebhaber wie mich ideal, denn ich weiß nun, dass ich die wirklich schönen Modelle auch anziehen kann. Nichts ist mir verhasster, als diese riesigen Pullover, die ich jedesmal, wenn ich aus dem Haus gehe, ausziehen muss. Manche Muster muten fast folkloristisch an, während andere in sehr modernen geometrischen Farbwechseln schwelgen. Jedes Modell ist toll beschrieben und auch für Nichtkunstinteressierte absolut tragbar. Für alle, die sich beim Stricken Zeit für Reflexionen und existenzielle Fragen nehmen möchten, ist dieses Buch ideal.

Titelangaben:

Annette Danielsen: Unheimlich. Schön. Gestrickt. 16 Ausgefallene Strickmodelle für Frauen.

Münster: LV.Buch, 2018. 118 Seiten. 22 EUR.

Buchfreude

Ab damit zum Freutag!

 

LV.Buch: Erdbeermanufaktur. Pflanzen, pflegen und verputzen.

Erdbeerküsse

Tendenziell kann LV.Buch mit Erdbeermanufaktur. Pflanzen, pflegen und verputzen überhaupt gar nichts falsch machen. Erdbeeren gehören zu den wundervollsten Erfindungen der Natur und ich kann nicht genug davon bekommen. Wer genauso empfindet wie ich, freut sich über diesen kleinen Ratgeber rund um die rote Wunderbeere und kann es nicht erwarten, sie zu hegen und zu verspeisen.

Weil es über dieses Büchlein mehr Positives als Negatives zu sagen gibt, fange ich mal gleich am Anfang mit der schlechten Nachricht an: Es macht mich wahnsinnig, wenn nicht ordentlich lektoriert ist. Bitte, lieber Verlag, lasst nicht nur ein Rechtschreibprogramm drüber laufen, sondern lest die Skripte durch. Dann würde man auch bemerken, wenn angefangene Sätze ohne Verb ins Leere laufen.

Erdbeerexperten

Ansonsten ist der Ratgeber bestens dazu geeignet, auf das Erdbeerdiplom vorzubereiten. Die Erdbeere wird grundlegend durchleuchtet, immer mit dem Fokus auf den perfekten Anbau im Garten, auf dem Balkon oder auf der Terrasse. Selbst ein Erdbeerfeld wird in Betracht gezogen. Vom idealen Pflanzzeitpunkt, über Bodenvorbereitung bis hin zu Pflege und Erdbeerkrankheiten erfährt der Liebhaber so einiges, was ihn befähigt, die Lieblinge zu schützen.

Gerade die Profitipps für den Anbau fand ich erhellend und hilfreich, genauso wie das Kapitel über Krankheiten und Schädlinge. Ich hätte mir insgesamt gewünscht, dass der Anbau weniger konventionell beschrieben wird, auch wenn Permakultur am Rande erwähnt wird, fehlt dazu ein erklärender Abschnitt. Toll auch das Kapitel über die verschiedenen Erdbeersorten und für welche Anbaupraxis sie sich am besten eignen.

Erdbeergenießer

Klar, nach dem Pflanzen kommt das Essen. Fragt man meine Kinder, braucht es dazu nicht viel. Erdbeeren pflücken und ab in den Mund damit. Für alle, die mehr wollen, gibt es im zweiten Teil des Büchleins zahlreiche köstliche Erdbeerrezepte, die ganz klar über Erdbeerkuchen und Erdbeermarmelade hinaus gehen. Das finde ich besonders ansprechend und kreativ und ich freue mich schon darauf, meine Küchenroutine entsprechend anzupassen.

Erdbeeraufstriche mit Frischkäse, Erdbeersmothies, Erdbeercocktails, Spinat mit Erdbeeren und Feta, Lachs mit Erdbeersalsa, Farfalle mit Erdbeeren und Hähnchen. Nicht zu vergessen natürlich die klassischen Nachspeisen mit Baiser, Tartes, Eis, Waffeln und Zabaglione. Ich könnte mir vorstellen, dass Erdbeermanufaktur für eingefleischte Erdbeerfans ein tolles Geschenk ist, zusammen mit einem Korb Erdbeeren und vielleicht doch einem Glas selbstgemachter Marmelade.

Titelangaben:

LV.Buch: Erdbeermanufaktur. Pflanzen, pflegen und verputzen.

Münster: LV.Buch, 2018. 144 Seiten. 14 EUR.