Archiv für den Monat: Januar 2017

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Thomas Knubben: Mesmer oder die Erkundung der dunklen Seite des Mondes.

Das unbekannte Land

Thomas Knubben analysiert in Mesmer oder die Erkundung der dunklen Seite des Mondes die atemberaubende Karriere des Arztes und Förstersohnes Franz Anton Mesmer (1734-1815), der im Zeitalter der Aufklärung Furore macht in Wien und Paris und seinen Lebensinhalt im Seelenleben seiner Mitmenschen findet. VIOLA STOCKER lässt sich mitnehmen auf eine Reise, die Licht bringt ins Dunkel der Seele.

Mesmer ist ein typisches Kind der Aufklärung. Am 23. 5. 1734 in Iznang am Bodensee geboren als drittes Kind einer Försterfamilie, war ihm eine akademische Laufbahn nicht vorherbestimmt. Der talentierte Junge entkommt aber der Dorfschule, wechselt mit zwölf Jahren auf das Jesuitenkolleg nach Konstanz. Seine akademische Ausbildung wird sechzehn Jahre dauern und Philosophie, Theologie, Jura und Medizin umfassen. Am Ende ist er promovierter Arzt.

Empathisches Naturtalent

Mesmer wird von Zeitgenossen stets gleich beschrieben – sympathisch, interessant, gebildet. Diese Zuwendung zu seinen Mitmenschen verschafft ihm Zeit seines Lebens Gönner, die ihm ein Dasein außerhalb seiner Herkunft ermöglichen. Der Jesuitenorden, Speerspitze der Gegenreformation und Verfechter aufklärerischer Bildung auf der Höhe der Zeit, wird 1773 aufgelöst. Mesmer ist einer der letzten Nutznießer des gigantischen Wissens der Jesuiten.

Als Stipendiat studiert Mesmer in Dillingen Philosophie und Theologie, wechselt dann nach Ingolstadt, wo er Theologie und Kirchenrecht studiert. Sein Studium ist stark vom systematischen Denken der Aufklärung geprägt. Als promovierter Arzt lässt er sich schließlich in Wien für zwölf Jahre nieder, durch die Heirat mit einer vermögenden Witwe ist Mesmer ein gemachter Mann. Er praktiziert als Arzt, gibt Soireen und die Crème de la Crème der Wiener Gesellschaft geht bei ihm ein und aus.

Mesmer und der Magnetismus

Mesmer hätte nun sein Leben so beschließen können. Als anerkannter Arzt der medizinischen Fakultät zu Wien, der ein großes Haus führt. Doch seit Studienzeiten verlangt ihn nach mehr. Mesmer war früh fasziniert von den astronomischen Studien eines Kepler und den aufkommenden Naturwissenschaften. Ihn interessieren nicht so sehr die Teildisziplinen der Medizin als das große Ganze des Menschen.

Mesmer stößt auf eine alternative Heilmethode, die bei seinen Patienten erstaunliche Wirkung zeigt. Mit Vorliebe behandelt er Patienten, die unter obskuren Beschwerden leiden und bei denen die damalige traditionelle Medizin versagt hat. Knubben erläutert wundervoll den Übergang von der Lehre von den vier Säften auf eine evidenzbasierte Medizin. In der aufkeimenden Wissenschaftsgläubigkeit ist Mesmer mit seinem Vertrauen in ein alles durchfließendes Fluidum ein Außenseiter.

Erste ganzheitliche Heilansätze

Akribisch dröselt Knubben jeden einzelnen Heilungserfolg Mesmers auf, den er in seiner zwölfjährigen Wiener Zeit hatte. Um zu verstehen, was in Mesmer vor sich ging, hätte es nicht derartig viele Details gebraucht, die teilweise in Langatmigkeit ausarten. Von Anfang an hat Mesmer Feinde, vor allem, weil er seine Heilmethode nicht erklären kann. Geprägt von den naturwissenschaftlichen Entdeckungen seiner Zeit macht er den Magnetismus, der dank eines Fluidums jeden Körper durchdringen könne, für seine Heilerfolge verantwortlich.

Kritiker verurteilen Mesmers Ansatz als Humbug. Er muss Wien sogar gen Paris verlassen, als die Eltern einer blinden Pianistin, die Mesmer von ihrer Blindheit geheilt hat, sich des ursprünglichen Kuriosums beraubt sehen. Plötzlich gilt Mesmer als Scharlatan. Im vorrevolutionären Paris jedoch baut er sich schnell eine neue Existenz auf und avanciert zum Liebling der Pariser Gesellschaft.

Technik und Empathie

Um seine Seriosität zu unterstreichen, baut Mesmer sich ein Instrumentarium auf, von dem er sich Zeit seines Lebens nicht mehr trennt. In einer geschlossenen Holzwanne, dem Baquet, werden unterschiedlichste Gefäße mit verschiedenen Flüssigkeiten aufbewahrt, das Fluidum. Aus dem Baquet ragen gebogene Eisenstangen, die auf den Behandlungspunkt zeigen sollen. Die um das Baquet arrangierten Patienten sind durch ein Seil verbunden.

Nichts von all dem ist wissenschaftlich haltbar. In Berlin und Paris befassen sich Kommissionen mit Mesmer, die ihm jede medizinische Befähigung absprechen. Trotzdem scharen sich Anhänger um Mesmer. Es liegt wohl an seiner einnehmenden Persönlichkeit, die Knubben immer wieder heraufbeschwört, dass er so viele Menschen bewegen kann. Mesmer gründet sogar eine Gesellschaft, die sich dem Mesmerismus widmet und in der viele angesehene Bürger und Adlige der Pariser Gesellschaft vertreten sind.

Fernwirkung

Doch Mesmer muss ein zweites Mal fliehen, diesmal weg von Paris und wieder zurück an den Bodensee. Es wird sein Alterssitz, in einer Pfründnerbude gibt er sich mit seinem Instrumentarium und nur acht Büchern zufrieden. Er darf es jedoch noch erleben, dass die Berliner Akademie der Wissenschaften seine Erkenntnisse noch einmal untersucht und ihm endlich – allerdings dann posthum – Anerkennung zuteil wird.

Knubben widmet sich in aller Ausführlichkeit dem Leben Mesmers, die Fernwirkung jedoch wird in wenigen Seiten abgetan. Der erste Arzt, der mit moderner naturwissenschaftlicher Erkenntnis ganzheitlich behandelte, war Mesmer. Was er als Magnetismus bezeichnete, wurde ein halbes Jahrhundert später als Hypnose entzaubert. In der aufstrebenden Homöopathie war die Heilung per Empathie und Handauflegung wieder ein eigener Heilansatz. Und erst Psychologen wie Sigmund Freud widmeten sich den Suggestionen, die Mesmer bereits in seinen Patienten gesehen hatte. Mesmers eigentliches Problem blieb, bis zum Schluss nicht zu ahnen, was er eigentlich entdeckt hatte, ohne, dass dies die Wirksamkeit seiner Heilmethode geschmälert hätte.

Titelangaben:

Thomas Knubben: Mesmer oder die Erkundung der dunklen Seite des Mondes.

Tübingen: Klöpfer & Meyer, 2015. 240 Seiten. 24 EUR.

MMI – Die heiße Schlacht am kalten Buffet

Küchenschlacht3 Die Weihnachtsferien haben uns wirklich gut getan. Sogar für ein üppiges Mittagessen mit Freunden blieb noch Zeit. Und wie es immer so ist: es war sooo eine Mühe, alles schön und ästhetisch herzurichten und den Kindern für einen Tag Küchenspielverbot zu geben und es war so eine endlose Sauerei, als alles vorüber war. Ich habe wie immer bayerisch gekocht, also Schweinsbraten mit Kartoffelknödel und Krautsalat und meine Freundinnen waren für Nachtisch, Glühwein und Antipasti zuständig. Was für eine elende Schlacht. Wir haben Stunden lang gesessen und gegessen und  uns über Gott und die Welt unterhalten. Plötzlich hatten wir echten Urlaub. Ich liebe es und schicke mein Chaos zu Frollein PfauKüchenschlacht2

I loved the holidays. A few days off were wonderful for the whole family and we even found time for a gathering with friends. And food. As always, it was a two days work to make the house look charming and as always it didn’t look the same when it was over. I made a Bavarian roasted pork with dumplings and kale and my friends had to bring everything else. What a neverending feast it was.  We sat and ate and talked and then ate some more. Suddenly we relaxed. Really. Talking about god and the world and sitting with friends and good food. What else can you be longing for?

 

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Neues Jahr – Neues Fenster. New Year, New Window

Masken2Neues Jahr, neues Schaufenster. Irgendwie lasse ich mir diesmal mit allem ziemlich viel Zeit. Es stört mich auch gar nicht, dass noch immer ein Weihnachtskranz an meiner Ladentür steht. Aber in der Ruhe liegt die Kraft und langsam, aber sicher arbeite ich mich vorwärts. Erst einmal das Schaufenster. Vor Weihnachten hatte ich so viele Masken verkauft, dass nur noch eine da war. Mist. Also habe ich gewerkelt und gemacht und meine Müllkisten durchwühlt und viele, viele Flaschen gereinigt, beklebt und bemalt. Ich habe über Ticimasken gelesen, japanische Samuraimasken angesehen, mir afrikanische Kulte zu Gemüte geführt und herausgekommen ist ein Bunter Tanz, unter den sich auch mein Manamana mischen darf. Sonst standen die Masken immer auf dem Regal im Laden, diesmal dürfen sie mit den Passanten Zwiesprache halten. Abwechslung muss sein.

Auf damit zum Creadienstag, zu HoT, zu Pamelopee, zu Gusta, HappyRecycling, Dienstagsdinge und Meertje.

New Year, new look. I somehow need more time this year with everything. And I don’t think it’s embarassing when there’s still christmas decoration in my shop. I get started, but slowly. With the window. I sold a lot of masks before christmas and only one was left. Well, I worked  a whole lot and now I have a window full of masks, watching my passers by. From Tici to Samurai, to Africa, I read a lot and painted a lot until I had a funny party joined by Manamana. Change is good.

 

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Neu Gelesen

Petra Mattfeldt: Multiversum. Der Aufbruch

Zeit und Ort sind relativ

Dass man eigentlich ein wenig von Physik verstehen sollte, vergisst man schnell in Petra Mattfeldts spannendem Multiversum. Ort und Zeit verschmelzen und plötzlich dringt das Mittelalter in die Gegenwart und der Teenager Tom macht sich auf die Suche nach seinen Eltern in einem Paralleluniversum. Ganz klar eine Lektüre für meine actionversessene Charlotte, die nach neuem Lesestoff lechzt.

Bei einem Bootsunfall vor acht Jahren verlor Tom seine Eltern, ein Architektenehepaar. Während Tom sich in der Obhut seiner Großmutter mit dieser Last abmüht, erreicht ihn eine Nachricht seiner Eltern. Die Besonderheit daran: sie stammt aus einer anderen Zeit. Mit Hilfe von Professor Steiner, der sowohl Spezialist für Physik als auch Geschichte ist und dem Mediävisten Dr. Winter entschlüsselt Tom die Botschaft. Sie stammt aus einem Paralleluniversum.

Thriller und Historienroman

Petra Mattfeldt vermischt viele Genres in ihrem Jugendroman, das macht ihn zu einer handlungsgeladenen Geschichte, die viele filmische Elemente beinhaltet. Während Tom und die Wissenschaftler noch an der Lösung des Problems arbeiten, bekommen sie Gesellschaft vom Geheimdienst, der ebenfalls entdeckt hat, dass es vor Englands Küste Anomalien gibt. Wer schon mal die Matrix-Trilogie gesehen hat oder wenigstens Star Trek Fan ist, wird vieles wiedererkennen.

Ganz klar: es geht weder um literarische, noch um wissenschaftliche Exaktheit. Durch ein Raum-Zeit-Kontinuum (und ich kenne dieses Wort, weil ich Star Trek Fan bin) reist Tom mit Dr. Winter in das Salesbury des 13. Jahrhunderts. Gut, dass Dr. Winter fließend Altenglisch spricht (könnte ich auch noch radebrechen), so kommen sie in einer fremden Kultur durch. In Old Sarum werden sie vom Abt des dortigen Klosters aufgenommen und verdienen sich die Gastfreundschaft durch die Planung und den Bau einer fortschrittlichen Mühle, die Old Sarum den Fortbestand als Gemeinde sichern soll.

Agentenkomik

Skurril wird es, wenn der MI6 beschließt, sich auch ins Mittelalter begeben zu wollen, ohne jedoch der Sprache mächtig zu sein oder auf technische Details verzichten zu wollen. Hier kommt der Part, der zwar spannend bleibt, über dessen Logik aber eher nicht nachgedacht werden sollte. Von den Bewohnern Old Sarums ist offensichtlich niemand erstaunt, wenn mit Munition des 21. Jahrhunderts geschossen wird und auch der kurze, freiheitliche Diskurs über schwule Liebe wird im Kern erstickt, denn der schwule Mönch entpuppt sich – natürlich – als verkleidete Fürstentochter.

Es bleibt spektakulär, denn Tom findet wirklich seine Eltern, die zufällig im Nachbarsort die Kathedrale planen. Mattfeldt fängt ab Mitte des Romans an, mit Zufällen nur so um sich zu werfen, um ihre Geschichte zu einem Happy – End zu bringen. Funktionierende Funkgeräte mit Datenempfang über viele hundert Kilometer, ohne dass ein Mobilfunkmast irgendwo bei Old Sarum stünde, Agenten, die sich seit Jahren als Frater verkleiden und offensichtlich nicht die gleichen Sprachprobleme hatten wie ihre Nachfolger.

Logische Lücken

Ich glaube, dass meine Tochter gerne die logischen Lücken, die ich finde, überliest. Mich stört das inkonsequente Verhalten mancher Figuren, von denen sich erst immer im Nachhinein herausstellt, weshalb sie vorher etwas anderes gemacht haben. Schade, dass Mattfeldt ihre Figuren nicht entwickelt und sie im Eindimensionalen belässt, so hält sich das Lesevergnügen für Erwachsene leider deutlich in Grenzen. Trotzdem ist Multiversum eine spannende Lektüre für einen Regentag, der sicher noch weitere folgen werden.

Titelangaben:

Petra Mattfeldt: Multiversum. Der Aufbruch

München: Buntstein Verlag, 2015. 336 Seiten, 9,99 EUR.

Buchfreude

Solange meine Blumen noch nicht blühen, freue ich mich über Leseerlebnisse. Auf damit zum Freutag!

 

Wolfram Kampffmeyer: Papiertier. Papercraft mit Fuchs, Hirsch, Erdmännchen und Bärenfamilie.

Komm doch, Regen!

Wolfram Kampffmeyer alias Paperwolf liegt es als Computeranimator im Blut, Dinge zum dreidimensionalen Leben zu erwecken. In Papiertier. Papercraft mit Fuchs, Hirsch, Erdmännchen und Bärenfamilie sind diese in realiter nachzubauen und ganz und gar offline erhältlich. Geschickte Finger werden von nun an die Wetterprognosen anders lesen und einen neuen Regentag herbeisehnen, um die Papiertiere erschaffen zu können.

Diese Papiertiere sind ein wunderbares Geschenk für größere Kinder und Erwachsene. Hier kann jeder kreativ werden, ohne sich den Kopf zu zerbrechen und ohne dass man sich ein großes Arsenal an Werkstoffen zulegen muss. Denn im Paket ist alles vorhanden. Ein kleines Heft geht auf die grundlegenden Falttechniken und die Hilfsmittel ein und bietet dann eine detaillierte Faltanleitung für jedes Tier. Gefaltet wird, was schon im Titel erwähnt ist, nämlich Hirsch, Fuchs, Erdmännchen und Bärenfamilie.

Papierkunst für alle

Auf dem Vorlagenbogen sind alle Papiere bereits in der richtigen Farbe enthalten. Man darf sich die Vorlagen vorstellen wie Schnittmusterbögen, sie sind mit Schere oder Skalpell auszuschneiden, Stoßlinien, Faltlinien und Klebepunkte sind gekennzeichnet. Während das auf den ersten Blick etwas wild aussieht, steckt doch System dahinter. Paperwolf bemüht sich um lebensechte Faltungen, das heißt, der Fuchskopf ist dann eben nicht stilisiert, sondern ein richtiger Fuchskopf mit allen Details.

Genau das lässt die Papierskulpturen so faszinierend wirken und man sieht auf den ersten Blick, wie viel Arbeit hinter den einzelnen Tieren steht. Da man schon einiges an Fingerspitzengefühl braucht, um die Tiere zu falten, würde ich das Paket nicht an Grundschüler verschenken. Aber Teenager oder Erwachsene können sich damit so manchen Regentag vertreiben. Wie immer ist es der Edition Michael Fischer ausgezeichnet gelungen, den Fokus auf die richtigen Elemente zu legen und dieses Mal nicht die bibliophilen Leser anzusprechen sondern jene, die in handwerklicher Manier mit ihren Büchern arbeiten möchten.

Schönes Geschenk

Mich freut es vor allem, dass ich mit Papiertier. Papercraft mit Fuchs, Hirsch, Erdmännchen und Bärenfamilie wieder einmal ein schönes Geschenk für große Kinder erhalten habe. Während es so viele kreative Bücher gibt für alle Kinder unter 8 Jahren, scheint sich immer niemand um Teenager zu kümmern. Dank der offensichtlichen Geschlechtsneutralität des Themas gibt es jetzt ein Bastelbuch für alle, die geschickt sind und einen Zeitvertreib suchen. Das Zubehör hat fast jeder zuhause und das Thema ist mit Durcharbeiten des Pakets abgeschlossen. Die Papiertiere sind in jeder Wohnung wunderhübsch und auch super zum Verschenken geeignet. Was will ich mehr?

Titelangaben:

Wolfram Kampffmeyer: Papiertier. Papercraft mit Fuchs, Hirsch, Erdmännchen und Bärenfamilie

Igling: Edition Michael Fischer, 2016. 48 Seiten, 17,99 EUR.

Winter

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In Passau bin ich geboren und ich mochte die Altstadt schon immer. Es ist erstaunlich, welch Stehaufmännchen sich in der Hochwassergeplagten Stadt finden. Die letzten Jahre wurde viel renoviert und umgedacht, in den Erdgeschossen befinden sich immer weniger Wohnungen, dafür Läden und Galerien, die zur Not auch leer geräumt werden können. Als wir in den Weihnachtsferien runter zu meiner Familie fuhren, war es schon erstaunlich. Am Montag früh fuhren wir los, weder in Metzingen noch in Passau lag Schnee. Montag nachmittag begann es zu schneien. Abends bummelte ich meinem Mann durch die Altstadt, vorbei am Dom und meiner alten Schule, in ein Café und ein kleines Konzert. Und meine Kinder? Die konnten es kaum fassen, dass sie doch noch in den Weihnachtsferien im Schnee spielen durften. Es begann Mittags zu schneien und noch am Montag konnten sie im Garten meiner Eltern rodeln. Am Dienstag lagen bereits 15 cm Schnee. Das Schönste aber war, am Donnerstag zu Haus zu sein und auch hier Schnee zu haben. Ganz Aufmerksame entdecken sogar den Raubvogel in meiner Buche. Und den Minischneemann.

Verlinkt mit MMI.

I love winter. I said that. And snow. And holidays. And my hometown Passau white in the night. And the garden of my parents with my kids in there giggling. And my own garden with snow and beech and bird and kids. Me being inside knitting. 

 

 

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Work in Progress

Wolle1So schön ist es, wenn es plötzlich wirklich Winter ist und noch ein bisschen Ferien sind. Ich mag Winter sehr. Und Ferien mag ich auch. Im Laden ist nach Weihnachten die Luft ein bisschen raus und ich habe endlich wieder etwas Muse. Und dann waren wir bei meiner Familie in Passau und haben ein bisschen vor uns hingefroren. Nicht ich, sondern Charlotte. Tatsächlich hat sich dann meine Große etwas zaghaft eine neue Strickjacke gewünscht und eine Mütze. Leute, ich habe noch nie  so viel gestrickt und brauchte nur 2 Tage für eine Beaniemütze mit Nadel 3 1/2. Die Strickerinnen wissen, wovon ich spreche. Dann stand ich ohne Wolle da. Aber nicht lange. Ich habe einer Wollhändlerin in Passau die letzten paar Knäuel abgekauft, Charlotte durfte selbst aussuchen und nadle nun kommod mit Stärke 5 1/2 und 60 Maschen vor mich hin. Mal sehen, ob ich blind eine Trachtenjacke schaffe. Das Garn ist von Lana Grossa, 100 % Merino und ich stricke am liebsten beim Fernsehen und spare mir eine Decke über den Knien. Ich werde ein paar Kampfabende einlegen, denn Charlotte hat in ein paar Tagen Geburtstag. Und naja, eine Strickjacke, wäre das nichts?

Ich verlinke mit: Meertje, Creadienstag, HoT, Dienstagsdinge und Pamelopee.

I love winter. And holidays. There’s not much to do in the shop right now and we visited my family in Passau. Winter is even colder there. Charlotte kept freezing and asked for a hat (hello  – I can do that) and after a few days even for a new vest. Well. As I had finished the hat in only two days (with needles size 3 1/2) I had some time. Plus, when a nearly twelve year old asks for knitwear, you just do it. Hence I  went to Passau, bought a lovely nine skeins of merino and started knitting with needles size 5 1/2 and 60 stitches. There are only a few days left to her birthday and I guess I have to get started. Wouldn’t that be a nice present?

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Niklas Ekstedt, Henrik Ennart: Das Kochbuch der 100-jährigen.

Der Traum vom ewigen Alter

Es ist ja schon ein erstaunlicher Gesellschaftswandel, dass mittlerweile gar nicht mehr so häufig darüber gesprochen wird, wie man möglichst lange jung bleibt. Das Schreckgespenst der Demenz geht um, Gesetze werden geändert und angesichts der Statistiken beschäftigen wir uns lieber damit, wie man möglichst lange gesund alt bleibt. Der Wissenschaftsjournalist Henrik Ennart hat sich intensiv mit Blue Zones beschäftigt und der Sternekoch Niklas Ekstedt hat versucht, Ennarts Informationen essbar zu machen. Herausgekommen ist Das Kochbuch der 100-jährigen als ein Versuch, zu begreifen, weshalb manche Menschen im hohen Alter noch so gesund sind.

»Blue Zones« sind geographisch abgegrenzte Gebiete, in denen die Menschen besonders alt werden. Sie erkranken seltener an Demenz, Krebs, Herz – und Gefäßkrankheiten und sind gesünder und ausgeglichener als wir. Weshalb? Es ist wichtig, Ennarts Nebensätze mit zu lesen. Nein, anders kochen allein wird nicht ausreichen, um 100 Jahre alt zu werden. Eine Balance zwischen Entspannung und Bewegung ist genauso wichtig wie Freunde und Familie. Kurz: eine Umkehrung des heutigen Lebensstils wird nottun, möchte jemand hundert Jahre alt werden.

Verschiedene Blue Zones

Ennart und Ekstedt führen den Leser in die unterschiedlichsten Blue Zones kreuz und quer über den Globus. Es gibt Blue Zones in Japan, Italien, Griechenland, Costa Rica und Schweden. Dort ist die Wahrscheinlichkeit, gesund über hundert Jahre alt zu werden, sehr hoch. Der Forscher Ennart fragt sich nun, welche Lebensstile die Menschen dort verbinden, während der Koch Ekstedt sich dafür interessiert, wie deren kulinarischer Alltag aussieht.

Gleich zu Beginn gibt es eine Frohbotschaft, denn die Menschen ernähren sich von Blue Zone zu Blue Zone sehr unterschiedlich. Mal herrscht vegetarische Nahrung vor, mal gibt es oft Fisch, mal ist der Speisezettel fleischlastig. Es wird geraucht, Alkohol getrunken und getanzt. Ist das denn so viel anders als bei uns? Natürlich. Denn wir leben nicht mehr in der Zeit. Im Normalfall sind wir gestresst und hetzen von Termin zu Termin. In der Eile essen wir ungesund und zuviel, genauso verhält es sich mit den anderen Lastern.

Gemeinsamkeiten in den Blue Zones

Die unterschiedlichsten Blue Zones verbinden ein paar einfache Dinge. Zum einen handelt es sich meist um schwer zugängliche Gebiete, so dass die Menschen dort lange von der Außenwelt abgeschnitten waren und z.B. kaum Zugang zu Handelsware hatten. Daraus folgt, dass alle Lebensmittel selbst angebaut und weiterverarbeitet wurden. Alle Lebensmittel in den Blue Zones sind also sehr hochwertig und voller Antioxidantien.

Zum Anderen bot die Arbeit auf den Feldern, in den Gemüsegärten und Ställen den Menschen einen wunderbaren Ausgleich. Selbst zu ernten, was man gesät hat ist nicht nur erfüllend, es ist auch sehr sicher. Und dank der harten körperlichen Arbeit entspannt man sich freiwillig abends im Gespräch mit Freunden und Nachbarn. Die Kargheit der Landschaften und deren Abgeschiedenheit trug dazu bei, dass gegessen wurde, was das Land hergab und es kaum einseitige Ernährung gab. Die Armut zwang die Bewohner dazu, mit ihrem sozialen Gefüge in Eintracht zu leben und mit Menschen auszukommen. Das lässt ruhig werden.

Rezepte zum Nachkochen

Hier kommt der schwierige Teil. Denn die Küche von Okinawa/ Japan oder Nicoya/ Costa Rica entspricht nicht dem, was wir kennen. Experimentierfreudige machen sich auf zum Asiashop und vergessen dabei, dass wir uns damit nicht wie Bewohner von Blue Zones verhalten. Gottlob gibt es Gerichte aus Sardinien, Schweden und Griechenland, sie ähneln unseren Essgewohnheiten eher. Alle Rezepte sind schlicht wie die Geschichte der Menschen in den Blue Zones und sehr variantenreich. Wer sich gern ausprobiert, wird sicher fündig. Ob wir dadurch länger leben, bezweifle ich sehr. Doch ich habe eine Obstwiese und einen Garten, die ich bewirtschafte und werde Ennarts und Ekstedts Beobachtungen zum Anlass nehmen, mir meine eigene Blue Zone zu schaffen.

Titelangaben:

Niklas Ekstedt, Henrik Ennart: Das Kochbuch der 100-jährigen.

Aus dem Schwedischen von Dr. Ulrike Strerath-Bolz.

Köln: Fackelträger Verlag 2016.166 Seiten, 20 EUR.