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Carolin Jahn: Vom Garten auf den Teller.

Hugh Fearnley-Whittingstall: Viel mehr vegetarisch.

Tracy, Dana, Lori & Corky Pollan: Hauptsache pflanzlich. 101 leckere Rezepte der Pollan – Familie für Flexitarier

Carlo Bernasconi, Juliette Chrétien: Helvetia Vegetaria. Vegetarische Rezepte aus der Schweiz.

 

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Es grünt so grün

Grün ist gut. Im Leben, auf dem Teller, in der Wohnung. Längst sind Bücher, die sich mit Garten und vegetarischer Ernährung befassen, nicht mehr an einzelne Zielgruppen gerichtet. Das sieht man wunderbar an Carolin Jahns „Vom Garten auf den Teller“ oder an den Rezepten des Gemüselandwirts Hugh Fearnley-Whittingstall in „Viel mehr vegetarisch“. Aber auch die Flexitarier Tracy, Dana, Lori und Corky Pollan zeigen in Hauptsache pflanzlich. 101 leckere Rezepte der Pollan – Familie für Flexitarier, dass es Zeit ist, Schubladen zu öffnen und nie wieder zu schließen. Schließlich demonstrieren Carlo Bernasconi und Juliette Chrétien mit Helvetia Vegetaria. Vegetarische Rezepte aus der Schweiz, dass seit alters her ein Großteil unserer Ernährung vegetarisch war.

Praktikabel in allen Alltagen

Das Schöne an Carolin Jahns „Vom Garten auf den Teller“ ist, dass es ein alltagstaugliches Buch ist. In einer Familie müssen Dinge und Abläufe nicht nur schön sein oder gesund, vor allem müssen sie auch funktionieren. Deshalb finden sich im Buch auch so viele Rezepte, die Anklänge an die eigene Kindheit bringen. Jahn meidet Exoten und setzt auf das, was alle mögen: Erdbeeren, Tomaten, Salat und co.

Sehr praktisch fand ich auch die Aufteilung nach Jahreszeiten. Denn im eigenen Garten wachsen Erdbeeren nunmal nicht im Winter. Deshalb gibt es auch keine Rezepte für Mangos oder Melonen oder Avocados, egal wie trendig sie sind. Wer mag, findet außer den liebevoll inszenierten Rezepten auch noch viele nützliche Tipps rund um Küche und Garten. Samenbomben, Ollas, Kräutertee. Für den Garten kann man so viel machen und von ihm lässt sich für alle so sehr profitieren. Ein wunderbares Buch auch für Familien mit kleinen Kindern und dem ersten eigenen Familiengarten.

Damit die Tische sich biegen

Hugh Fearnley-Whittingstalls „Viel mehr vegetarisch“ ist eine Orgie an grün-bunten Leckereien. Sein in der Einführung erklärtes Ziel ist die Schaffung barock-orientalischer Genusserlebnisse mit rein vegetarischen Gerichten, die zudem ohne große Zugabe von Mehlprodukten funktionieren. Allein diese Prämisse ist spannend. Man denkt, was bleibt als Beilage – Kartoffeln? Und dann kredenzt Whittingstall ein originelles Rezept nach dem anderen.

Vor allem darf man bei den zweihundert leckeren Rezepten keine Berührungsängste haben. Ein „Rhabarber-Apfel-Grünkohl-Tartar“? Hätte ich nie kombiniert. Schmeckt berauschend. „Karotten-Hummus“ – ein No-Go? Keineswegs. Vor allem mediterrane, orientalische und fernöstliche Gewürze und Aromen verfeinern die vielen Rezepte. Es gibt Eintöpfe, viel Gebratenes, Aufläufe, Rohkost und Frühstücksrezepte. Alles ohne Mehl. Dafür viel mehr Gemüse, Hirse, Buchweizen, ein paar Kartoffeln und Vollkornreis oder Quinoa. Ohne Zweifel mein Lieblingskochbuch für die nächste Gartensaison und selbst für versierte vegetarische Köche ein großartiges Geschenk.

Einmal für alle

In der Pollan-Familie gibt es alle Geschmacksrichtungen: Omnivor, vegetarisch, vegan, flexitarisch. Wenn sich also hier die Großfamilie über drei Generationen trifft, müssen die Tische variantenreich gedeckt sein. Sammelt man die Lieblingsgerichte, entsteht ein multikulturelles Potpourri an Rezepten, die sich vor allem durch ihren prinzipiellen Reichtum an Gemüse auszeichnen. Bei den Pollans wird so gekocht, dass Fleisch mittlerweile nur noch als Beilage auf den Tisch kommt.

Flexibel und schnell

Dabei zeichnet die amerikanische Familie auch der Hang zur Praktikabilität aus. Gut soll es schmecken, viel Gemüse soll es sein und schnell soll es fertig gestellt sein. Die Puristen rümpfen da vielleicht die Nase, wenn Tortillas nicht selbst gemacht werden und auch die Salsa gekauft ist – familien – und alltagstauglich sind die Rezepte allemal. Vielleicht muss man hie und da etwas umdenken – es werden viele US-Marken genannt, aber die Rezepte sind auf jeden Fall wert, ausprobiert zu werden!

Nichts Neumodisches

Carlo Bernasconi und Juliette Chrétien konzentrieren sich in Helvetia Vegetaria. Vegetarische Rezepte aus der Schweiz auf althergebrachte Rezepturen. Viele davon sind nicht nur in der Schweiz, sondern im gesamten süddeutschen und alpenländlichen Raum bekannt, wenn auch unter anderen Namen. So erhält man nicht nur eine historische Führung durch alte Kulinaria, sondern man darf anhand dieses äußerst geschmackvollen und liebenswert gestalteten Kochbuches in die Geschichte der Vorfahren eintauchen.

Die Kapitel sind unterteilt in die Regionen der Schweiz und hier zeigt sich auch schnell die angestammte multikulturelle Prägung durch italienische und französische Einflüsse. Mir gefällt auch die Konzentration auf herzhafte Mehlspeisen, wie sie in Süddeutschland heißen. Sie sind alle absolut nachkochbar und schon beim Lesen läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Kräutersuppen, Zwiebelwähen, viel mit Appenzellerkäse, natürlich Rösti, Kartoffel-Gulasch oder Capuns, die wir zuhause „Krautwickel“ nennen. Bernasconi kocht mit dem, was traditionell angebaut wird. Aus der gefühlt kargen Armeleuteküche werden so leckere Mahlzeiten, die an warmen wie kalten Tagen satt und glücklich machen.

Titelangaben:

Carolin Jahn: Vom Garten auf den Teller.

Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2022. 200 Seiten. 29 €.

Hugh Fearnley – Whittingstall: Viel mehr vegetarisch.

Aus dem Englischen von Susanne Bonn.

Aarau: AT-Verlag, 2018. 416 Seiten. 28 €.

Tracy, Dana, Lori & Corky Pollan: Hauptsache pflanzlich. 101 leckere Rezepte der Pollan – Familie für Flexitarier

Aus dem Englischen von Anne-Katrin Grube.

Kandern: Unimedica Verlag, 2019. 296 Seiten. 26,80€.

Carlo Bernasconi, Juliette Chrétien: Helvetia Vegetaria. Vegetarische Rezepte aus der Schweiz.

Aarau: AT-Verlag, 2017.264 Seiten. 45 €.

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