Archiv für den Monat: September 2017

Altes Hemd, neue Tunika – Old Shirt, New Tunic

Der Kragen sei abgestoßen meinte mein Mann und fügte hinzu, das ginge gar nicht. So?

No one wants to have a torn collar, do you. Well, I do. Because.

Kein Riss im Hemd, kein Fleck daran, nur ein abgestoßener Kragen. Den kann ich ja abtrennen, oder? Ich habe ziemlich viel abgetrennt, diesmal. Um den Kragen herum habe ich so großzügig abgeschnitten, dass ein kleiner V-Ausschnitt entstand, die Weite habe ich auch reguliert und unter der Brusttasche habe ich das ganze Hemd auseinandergeschnitten. Die untere Weite ließ ich, aber die Armausschnitte habe ich enger gemacht. Auch die Ärmel habe ich gekürzt, die Armkugel aber einigermaßen gelassen. Dann habe ich alles wieder zusammengenäht, nur verkehrt herum.

As long as only the collar is torn and not the shirt, I can do a whole lot with it. I cut a lot this time, to be honest. Cut away the collar to make a V-neckline, cut away the lower part under the breast pocket and cut away the sleeves. And stitched it together again, in parts vice versa and a bit slimmer.

Die vordere Knopfleiste vom Unterteil habe ich hinten angenäht, die Seitennähte geschlossen. Weil das Unterteil nun weiter war als das Oberteil, brauchte ich hinten und vorne zwei kleine Falten. Das sieht aber eigentlich auch sehr hübsch aus. Die Ärmel habe ich sehr knapp umgenäht und eingesetzt, zwei kleine Falten geben ihnen etwas Verspieltes. Den Ausschnitt habe ich mit einem Schrägband verstürzt, weil weiß oft nicht gleich weiß ist, habe ich mich für ein farbiges Band entschieden.

Hence the buttons were placed on the back, the sleeves shortened to cute girlie short sleeves and the neckline was trimmed with a colorful ribbon. And with some work and time, a beautiful new tunic now hangs in the shop. Well, I love to sew without pattern. And I’m eager to know, what autumn will bring in sewing……

So. Es war ziemlich pfriemelig, aber nun hängt eine neue, freundliche Tunika im Laden und ich bin begeistert, was man alles so ganz ohne Schnitt nähen kann. Mal sehen, was der Herbst noch für Upcycling Mode bringt…..

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Neu Gelesen

Leif Qvist: Stein und Beton im Garten.

Skandinavisches Flair für den Garten

Leif Qvist, Architekt und DIY – Autor aus Schweden, gibt in Stein und Beton im Garten sein Wissen aus dreißigjähriger Erfahrung weiter. Das spürt man, sowohl im Positiven wie im Negativen. Für die, die Qvist noch nicht kennen, ist sein Buch ein anregender Querschnitt über Gartengestaltung im Eigenbau. Alle anderen werden viele Déjà- Vus haben, denn Qvist stellt oft Projekte vor, die er bereits in anderen Büchern aufbereitet hatte.

So weit, so mittel. Generell muss ich sagen, dass die Einführungen im Buch zu Steinarten und Arbeitstechniken mit Beton sehr knapp und informativ gehalten sind, wenn es auch einer süddeutschen Leserin nur bedingt nützt, die Abbauorte schwedischen Granits aufgelistet zu finden. Aber schließlich geht es auch um die Verwendbarkeit verschiedener Steinarten bei der Gartenanlage und so sind diese Abschnitte trotzdem sinnvoll.

Grundlagenvermittlung

Fast die Hälfte des Buches befasst sich mit den Grundlagen. Wie plane ich meinen Garten an einem Ferienhaus oder Einfamilienhaus, was gilt es bei der Arbeit mit Stein oder Beton zu beachten? Anhand schöner Fotos und Zeichnungen und den Beispielen aus seiner Tätigkeit als Architekt und Gartenplaner werden alle Arbeitsgrundlagen anschaulich vermittelt. Wie verlegt man einen Steinboden im Garten, welche Muster gibt es, wie wird der Unterboden vorbereitet – wer vorhat, Gartenwege zu pflastern, bekommt hier viele wichtige Informationen geliefert.

Mit Stein und Beton zu arbeiten, zieht einen Rattenschwanz nach sich. Niemand will, dass sich der Unterboden bewegt und Mauern einstürzen oder Gehwege sich heben. Wer mit Beton schafft, möchte nicht, dass sein Werk Risse erhält oder brüchig ist. Insofern sind die Grundlagen wirklich mit der wichtigste Teil im Buch. Wie immer, vorausgesetzt, man hat noch kein anderes von Leif Qvist gelesen.

Projekte mit Eigenwillen

Alle Arbeitsprojekte, die im folgenden Teil vorgestellt werden, haben etwas durchaus Eigenwilliges. Kaffeetische, Sitzbänke oder Grillplätze aus Beton neigen nicht dazu, sich bescheiden in die Ecke zu verkrümeln und dank der naturbelassenen Verarbeitung integrieren sie sich am besten in einen dezenten grau-grünen wilden Naturgarten. Arbeitstische aus Holz werden mit Betonplatten aufgemöbelt, Sitzplätze zum unverrückbaren Bestandteil der Gärten.

Mir gefallen auch die Anregungen zur Terrassengestaltung gut, sie sind allesamt unaufgeregt und fügen sich gut in das Gesamtbild des natürlichen Gartens ein. Viel Grün, viel Gras, wenig Blühendes sieht man auf Qvists Fotos und die Betonmöbel und Terrassen machen sich hier sehr gut. Man sieht, dass Qvist Vorlieben grauer Art hat, oftmals werden Steine und Beton wild kombiniert und ergeben so eine ganz eigene, interessante Struktur.

Große und kleine Arbeiten

Für alle, die sich der Materie mit Bedacht nähern wollen, gibt es Projekte verschiedenen Umfangs. Wer nicht gleich mit Gartenmauern und Terrassen beginnen will, gießt vielleicht lieber Kerzenhalter und Pflanztröge aus Beton, um mit dem Werkstoff vertraut zu werden. Oftmals versteckt sich der Beton hinter anderen Projekten, wie beim einbetonierten Briefkasten oder dem Laternenmast aus Beton, der innen für die Kabellage hohl ist. Insgesamt sind alle Projekte im schwedisch puristischen Stil gehalten und durchaus durchführbar. Ein großes Lob ginge also an den Autor, wenn er nicht bereits für einen anderen Verlag ein fast identisches Buch veröffentlicht hätte.

Titelangaben:

Leif Qvist: Stein und Beton im Garten.

Aus dem Schwedischen von Ricarda Essrich.

Münster: LV – Buch, 2017. 160 Seiten. 19,95 EUR.

Ein Augenblick

Der schlimme Frost hat dieses Jahr unglaublich viele Stauden erfroren. Meine Hortensien werden dieses Jahr wohl nicht blühen. Die Herbstanemonen hatte ich eigentlich letztes Jahr ausgerissen, sie waren mir zu gaukelig. Eigentlich. Dieses Jahr sind sie alle wieder hier und wunderschön und nur halb so hoch. Hätte ich sie nicht, gäbe es keine Blumensträuße in meinem Haus.

Ein schönes Wochenende Euch allen!

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MMI – Berlin

So sieht es aus, wenn man mit vier so unterschiedlichen Kindern Urlaub macht. Auf wenige Sachen können wir uns immer einigen. In Berlin waren wir im Naturkundemuseum, meine dinosüchtigen Jungs waren schwer begeistert von den Skeletten und den großen und kleinen Schreckensechsen. Charlotte war außerdem schwer angetan vom Rest des Museums und neigte dazu, jede Beschreibung auswendig zu lernen. Also waren wir vier Stunden im Museum. Friederike wollte unbedingt das Brandenburger Tor und den Bundestag sehen und so sind wir zu Fuß durch Berlin gelaufen. Am Spreeufer entlang, durch das Regierungsviertel und ins Wissenschaftsministerium durften wir sogar kurz rein und die aktuelle Ausstellung ansehen.

Mein Gott, was ist das eine tolle Stadt. Friederike hat tausend Fotos gemacht. Im  Adlon haben wir standesgemäß (haha) unseren  Kaffee und  etwas Limonade eingenommen, uns an der wundervollen Architektur berauscht und den netten und perfekten Service auch für kleine Jungs sehr genossen.

Charlotte wollte noch zum Ampelmannshop und wir hatten richtig Hunger. Hans hat uns in die wundervolle Art Deco Brasserie am Gendarmenmarkt entführt und wir haben mondän und ausgiebig geschlemmt. Berlin, wie bist du wunderbar!

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Weg mit den Resten – Stash busting

Ich weiß wohl, dass ich das nie schaffe, aber die Hoffnung stirbt zuletzt – meist habe ich mehr Stoffreste auf dem Haufen, als ich wegarbeiten kann. Und nachdem ich auch nicht täglich für den Laden nähe, ist das manchmal schwierig….

I know I never will be able to get it done, but I still have some hope. Usually I get more leftover clothes and linens than I could ever get sewn.

Diesmal hat es mir eine bunt gemusterte, grüne Tischdecke angetan. Sie ist eckig und ich wollte gerne die Grundstruktur für den Rock erhalten. Ich habe eine Jeans gefunden, die eine neue Bestimmung sucht, und um die Taschen herum ausgeschnitten. Ich habe einfach einen Schlitz in die Deckenmitte gemacht und ihn an den Seiten so weit vergrößert, dass ich die Jeans problemlos daran festnähen konnte. Die Taschen habe ich ausgespart, sie sollten ja benutzbar sein, und nachher separat festgesteppt.

This time I fell in love with a green patterned tablecloth. As it is a square one I thought it might be nice to keep this structure for the a skirt. I found a pair of blue jeans looking for a new life and cut it round its back pockets. I cut a slit in the midth of the tablecloth and fit the blue jeans in. I stitchted the pockets at last from the outside, as I wanted them to be really used.

Zum Aufhübschen und für den perfekten Spätsommergipsylook habe ich noch eine dunkelrote Quastenborte rundherum angenäht. Jetzt hängt der Rock fertig an der Puppe im Laden, denn die Jeans hat Größe 33 und passt mir leider nicht. Ein Unglück eigentlich.

For some gipsy decoration I added a purple red ribbon with pompons. And had to hang it in the job as the skirt didn’t fit me. Unfortunately.

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Neu Gelesen

Ian Miller: Das Sense- Handbuch. Richtig Dengeln, Wetzen, Mähen und Ernten.

Mähst Du noch oder senst Du schon?

Pünktlich zur zweiten Mahd muss ich mich etwas pushen und motivieren. Schließlich steht auch das Weihnachtsgeschäft vor der Tür und die Wiese ist eben nicht gemäht. Toll, wenn man da einen Autor wie Ian Miller hat, der in Das Sense- Handbuch. Richtig Dengeln, Wetzen, Mähen und Ernten so von der alten Tätigkeit an der Sense schwärmt, dass man richtig Lust bekommt, den Wetzstein zu schnappen und die Sense in den Kofferraum zu werfen.

Ian Miller hat so einen schön verzweigten Lebensweg, dass man geneigt ist, ihn einfach zu mögen. Über Umwege wurde er Agrarwissenschaftler und Biobauer und weil in den USA nur wenige Betriebe in ökologischer Landwirtschaft ausbilden, ließ sich Miller auf österreichischen Bergbauernhöfen einweihen. Dort lernte er auch das Mähen mit der Sense kennen und lieben. Während das idyllische Bild der mähenden Bauern auf österreichischen Almen noch gang und gäbe sein mag, ist es im Normalfall zur Seltenheit geworden.

Grundlagen und Geschichte der Sense

Es ist also völlig richtig und angemessen, die Sense vorzustellen, ihre Verwendung seit der Steinzeit und über den Globus hinweg darzulegen und ihre Bedeutung für die ökologische Landwirtschaft hervorzuheben. Ian Miller macht dies zum Teil viel genauer und detaillierter, als für jemanden notwendig, der nur mit einer Sense mähen möchte. Gleichzeitig fehlt natürlich die bildliche Anschauung, selbst die genauen Zeichnungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass man sich viel selbst aneignen muss.

Den geschichtlichen Teil finde ich sehr interessant, weil ich das Wenigste davon kenne und sehr erstaunt bin, wie früh bereits eine vorindustrielle Massenproduktion von Sensen aufgebaut wurde und wie sehr die europäischen Sensen von der alpenländischen Mähtradition geprägt waren. Die hochwertigen Sensen aus dem Österreichischen wurden über die ganze damals bekannte Welt verkauft. Kein Wunder, dass es sich auch heute noch so gut mit handgeschmiedeten Sensen mähen lässt.

Sensenkunde

Der Hauptteil des Buches befasst sich aber mit der Sense selbst. Ihre Montage, die Verwendung verschiedener Blattlängen, der Mähschwung, das Dengeln und Wetzen, ja, selbst die Benennung der einzelnen Bestandteile sind Ian Miller wichtig. Dengeln und Wetzen sind essentiell für die Pflege der Sense, niemand möchte mit einem stumpfen Blatt mähen oder sehen, wie das teure Sensenblatt zerbricht. Allerdings ist viel Feingefühl und einiges an Werkzeug notwendig, wenn man seine Sense so professionell pflegen möchte.

Hier bekommt man wieder einen leichten Vorgeschmack darauf, dass eine Sense auch komplizierte Nacharbeit bedeutet und ein Buch nicht immer in der Lage ist, alle Fragen zu beantworten. Instinktiv wünscht man sich ein Video oder ein Seminar zum Thema, um gerade das Dengeln besser zu verstehen. Sehr gut ist im praktischen Teil der Fokus von Ian Miller, der sich nicht nur auf das Werkzeug versteift, sondern auch den arbeitenden Menschen nicht aus dem Blick verliert.

Meditation und Mähen

Tatsächlich ist es leicht, während des Mähens in eine Flowsituation zu geraten, vor allem, wenn man auf eine gute Körperhaltung achtet. Ich habe es schon oft erlebt, wie ich beim Mähen Zeit und Raum vergesse und die Mahd als sehr befriedigend betrachte. Mit etwas Übung und einem Schnellkurs in Alexandertechnik und einfachen Meditationsübungen kann das auch wirklich jedem gelingen und Ian Miller beschreibt sehr schön, wie einfach es ist, körperliche Arbeit mit geistiger Entspannung zu verbinden.

Wer mit der Sense mäht, wird sich schnell fragen, was er mit dem gemähten Gras anfangen soll. Liegen lassen? Dafür ist die Arbeit dann doch zu wertvoll. Wer kann, verfüttert an Tiere, ich habe mir mit meiner Mahd Mulchbeete angelegt. Egal für welche Version man sich entschließt, es kommt die Frage auf, wie das Heu getrocknet und gelagert wird. Ian Miller stellt verschiedene Versionen von Heureitern vor und eine davon ist die eigene, die man gerne für die Mahd verwenden möchte.

Ich finde es vor allem befriedigend, dass Miller nicht mit der Mahd endet. Menschen, die mit der Sense mähen, machen sich tendenziell Gedanken um ihr Heu und auch die Bewirtschaftung ihrer Wiesen. Wenn er also ein Kapitel über Getreideanbau und Beweidung anschließt, ist das nur logisch, wenn auch nicht für jeden notwendig. Das Sensenbuch ist also eigentlich viel mehr als nur ein Buch übers Mähen. Es ist ein Plädoyer für eine alternative Landwirtschaft.

Titelangaben:

Ian Miller: Das Sense- Handbuch. Richtig Dengeln, Wetzen, Mähen und Ernten.

Bern: Haupt Verlag 2017. 144 Seiten. 26 EUR.