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Estérelle Payany: Ein Kuss aus der Küche. Heissgeliebte Klassiker natürlich selbstgemacht.

 

 

Geniale Küchenbasics

 

Zugegeben, ich war etwas zurückhaltend, als ich dieses Kochbuch zur Rezension erhalten hatte. Wird hier nicht Uraltes wieder aufgewärmt? Ketchup, Cordon-bleu und Mayonnaise? Aber ja, bitte!Denn Estérelle Payanys Kuss aus der Küche interpretiert Heissgeliebte Klassiker völlig neu. Und lädt damit zum sofortigen Nachkochen ein. Was für ein wundervolles Buch!

 

Alles ist idiotensicher und einfach gehalten bei Payany. Also genau richtig für mich selbst. Die farblich abgestufte Gliederung am Anfang zeigt mir übersichtlich, wohin ich mich wenden muss, wenn ich nun Frühstück, Milchprodukte, Aperitifs, Herzhaftes, Süssigkeiten, Getränke etc. herstellen will. Gleich zu Anfang ein kleiner Wermutstropfen für alle, die nicht die ganzen Gerätschaften haben: auch bei Estérelle braucht man eine Eismaschine zum Eismachen. Gottlob habe ich eine alte vererbt bekommen.

 

Lauter leckere Standards

 

Ich bin schon auf Seite 6 überwältigt. Payanys Rezept für eine Nuss-Nougat Creme wirkt auf mich sehr vertrauenerweckend und kommt auf die Will-Haben-Liste. Zuerst stutzte ich, da Payany manchmal eine eigenwillige Zutatenliste angibt, doch gottseidank gibt es im Anhang eine Adressenliste, damit man Fermente und Extrakte auch in Deutschland bequem online kaufen kann. Auf die Erdbeermarmelade kann ich verzichten, aber schon das Schokocrunchmüsli hat es mir wieder angetan.

 

Es ist wirklich so, dass Payany versucht, die Dinge, die mehr oder weniger jeder im Supermarkt kauft, durch Selbstgemachtes zu ersetzen und dabei auch noch zeigt, wie unendlich einfach das geht! Es gibt also süße Brötchen mit Schokodrops, weiches Toastbrot, Trinkschokolade, schwedische Brötchenhälften und Joghurt in verschiedenen Varianten. Wer mag, darf sogar seinen Pudding ohne Puddingpulver selber machen.

 

Herzhafter und Süßer Alltag

 

Hat man sich durch all die leckeren Desserts und Frühstücksvarianten probiert, geht es ans Herzhafte. Angefangen mit Laugensticks und Käsecrackern, werden Salzcracker, Backpulver (ja, Backpulver!), Blinis, Hummus, Auberginenpaste und verschieden gewürzte Popcornvarianten angeboten. Das kommt mir sehr gelegen, Ihr wisst ja, wie oft ich für meine Kinder Popcorn mache!Selbst die Tortillachips sind hausgemacht und die Kartoffelchips sowieso.

 

Weshalb macht man das, wo doch alles im Supermarkt einfacher und billiger zu haben ist? Es geht ums Prinzip, um das Bewusstsein, die Produktionskette selbst in der Hand zu haben und schließlich auch um den Geschmack. Denn handgemachte Country Potatoes mit gewürzter selbst gemachter Mayonnaise sind einfach tausendmal leckerer als die Industrievariante und der Arbeitsaufwand bleibt überschaubar.

 

Zurück in die Vergangenheit

 

Letztendlich erhalten wir hier die wunderbare Gelegenheit, uns durch Standards zu kochen, die schon vor uns Generationen geliebt haben und die auch deshalb zum Verkaufsschlager geworden sind. Leider schmeckt man manchmal nur noch den Schatten des ursprünglichen Geschmacks, wenn man z.B. Hamburger bei einem Fast-Food-Restaurant kauft. Weshalb Hotdogs, Cordon Bleus und Hamburger so beliebt sind, zeigt sich spätestens dann, wenn man sich die Mühe macht, sie anhand von Payanys Rezepten wieder selbst herzustellen.

 

Auch viele andere Klassiker, wie Butterkekse, Spekulatius, Cookies, Schokostäbchen oder Kokosriegel lassen sich einwandfrei selber machen und man kann bald auf die Industriemassenartikel verzichten. Payany rundet ihr Angebot mit Eisrezepten und Getränken wie Grenadine, Eistee, Pfefferminzsirup und Limonade ab und von Anfang bis Ende habe ich das Gefühl, dass ich jedes einzelne Rezept nachkochen will. Dazu tragen bestimmt auch die süßen und appetitanregenden Fotos von Guillaume Czerw und die liebevolle Aufmachung durch die Edition Michael Fischer bei. Ein Leckerbissen bleibt dieses Buch allemal.

 

Titelangaben:

Estérelle Payany: Ein Kuss aus der Küche. Heissgeliebte Klassiker natürlich selbst gemacht.

Aus dem Französischen von Regine Schmidt.

Igling: Edition Michael Fischer 2014. 144 Seiten, 19,99 EUR.

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