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Malu Simões, Alberto Musacchio: Vegetarissimo. Feine vegetarische Kochkunst aus Italien.

Gourmetküche fleischlos

Nur an Italien zu denken, löst Glücksgefühle aus. Sonne, Toskana, Meer, blauer Himmel und am Abend das leckere Essen bei einem Glas Rotwein. Es ist eigentlich völlig logisch, dass das auch vegetarisch geht. Es ist allerdings Malu Simões und Alberto Musacchio aus dem Country House Montali zu verdanken, dass mit Vegetarissimo. Feine vegetarische Kochkunst aus Italien ein vegetarisches Kochbuch aus der Gourmetküche seinen Weg nach Deutschland gefunden hat.

Ganz einfach: an diesem Kochbuch stimmt alles. Es geht um feine Küche, nicht um Hausmannskost und entsprechend darf man sich gerne wappnen. Malu Simões und Alberto Musacchio kochen keine Montagsessen, die in einer halben Stunde fertig sein müssen und möglichst warm haltbar gekocht werden, weil alle Kinder unterschiedlich von der Schule kommen. Nein, hier wird italienische Kochkunst zelebriert und mit allen modernen und kosmopolitischen Kniffen kredenzt.

Menüs für jede Geschmacksrichtung

Die Rezepte sind klassisch aufgeteilt nach Antipasti, Primi, Secondi und Desserts. Sehr sympathisch sind die kleinen Anekdoten, die der Autor und Koch aus seinem Gastronomennähkästchen teilt. Zusammen mit der äußerst ästhetischen Aufmachung wird Vegetarissimo so zum idealen Geschenk an vegetarisch lebende Freunde. Wundervoll auch die kleinen dezenten Hinweise am Anfang jedes Rezepts, wo Entstehungsgeschichte und Humor ihren Platz finden.

Zur besseren Orientierung finden sich anfangs ebenfalls für die Hobbyköche nützliche Übersichten bezüglich Zubereitungszeit, Schwierigkeitsgrad und der Möglichkeit, das Rezept auch glutenfrei oder vegan nachzukochen. Gerade die glutenfreie Variante gefiel mir sehr. Die meisten Rezepte in diesem Kochbuch sind sowohl auf herkömmliche Weise als auch glutenfrei zu kochen, was vielen Menschen endlich Zugang zu einer traditionell glutenhaltigen Küche gewährt.

Traditionelles und Ausgefallenes

Es macht, wie immer, die Mischung. Die Möglichkeit, auf der einen Seite traditionelles Salzgebäck herstellen zu können und eine Seite weiter ein Rezept für Blumenkohlschaum zu finden, macht den Reiz des Kochbuchs aus. Wieder eine Seite weiter wird brasilianisches Streetfood gekocht, gefolgt von Focaccia. Selbst vegetarisches Sushi fehlt nicht. Wer bis jetzt schon gern vegetarisch gekocht hat, wird diese Küche lieben, vor allem, wenn sich Leidenschaft mit Zeit verträgt.

Denn zeitintensiv sind die meisten Rezepte, selbst die Pasta, die nicht frisch zubereitet wird. Es wird geköchelt, was das Zeug hält, so dass selbst die traditionell einfache Tomatensauce eine Stunde Zeit in Anspruch nimmt. Gut Ding will Weile haben, das gilt ganz gewiss für die Gourmetküche. Neben klassischer Pasta und Reis wird auch Couscous und Filoteig zur Zubereitung benutzt.

Abwechslungsreich und anspruchsvoll

Es wird einem nicht langweilig bei der Lektüre von Vegetarissimo. Es gibt kein Kochprinzip, das ständig wiederholt wird, jedes Rezept ist ein Unikat und schmeckt auch so. Gerade die Tatsache, dass auf Fisch und Fleisch (aber nicht auf Käse) verzichtet wird, stellt die Köche vor interessante Herausforderungen, denn der ewige Sonntagsbraten kann gewiss nicht zubereitet werden. Doch gefüllte Artischocken, Hirsepastete und Kokoskartoffeln lassen keine Wünsche offen und jedermann satt werden.

Wundervoll auch die Desserts, von denen ich kein einziges kannte. Brasilianische Flans, glutenfreie Schokoladendesserts oder Brotpudding – es hört sich alles wundervoll an. Das einzige Problem ist tatsächlich der Zeitaufwand, der mit der Zubereitung verbunden ist. Wer nicht ein leidenschaftlicher Sonntagskoch ist, wird Vegetarissimo wohl eher selten zur Hand nehmen. Die kulinarischen Preziosen sind leider kaum alltagstauglich. Trotzdem und vielleicht gerade deswegen ist es ein wundervolles Kochbuch.

Titelangaben:

Malu Simões, Alberto Musacchio: Vegetarissimo. Feine vegetarische Kochkunst aus Italien.

Aus dem Englischen von Christine Frauendorf-Mössel.

Ostfildern: Thorbecke Verlag, 2015. 336 Seiten. 34 EUR.

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