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Bärbel Oftring: Voll eklig. 55 eklige Dinge und was dahinter steckt.

 

 

Kabinett des Grauens

 

Liebe Mamas, wenn es Euch geht wie mir, dann wollt Ihr dieses Buch gar nicht lesen. Denn es ist Voll eklig. Wenn Eure Kinder allerdings so drauf sind wie meine, dann gieren sie förmlich nach Bärbel Oftrings neuestem Forscherbuch, dass sich diesmal auf die Spuren des Ekels begibt. Ehrlich gesagt, sogar ich finde es stellenweise gut, im Nachhinein zu wissen, dass ich mit meinem Grausen recht hatte!

 

Ich möchte gerne Folgendes voraus schicken: Dieses neue Forscherbuch aus dem Haupt- Verlag ist Oftring genauso brilliant gelungen wie alle anderen. Quizfragen und Selbstätigkeit geben auf fast jeder Seite den Ton an, das Gelernte wird sofort vertieft und mit einfachen Experimenten ist die eigene Kreativität gefragt. Toll, wenn es nicht so eklig wäre! Denn Oftring schöpft aus dem Vollen und es ist garantiert alles in Extenso dabei, was Mamas soooo eklig finden.

 

Anthropologische Grundlagen des Ekels

 

Die Frage, der Oftring dabei auf jeder Seite auf den Grund geht, ist, weshalb wir bestimmte Dinge eklig finden und manche anderen nicht. Wo liegen kulturelle oder historische Unterschiede, welcher Ekel entstammt einem gesunden Warnsystem? Kinder lernen so viel über sich selbst, ihre Eltern auch, wenn sie wollen. Dass wir Insekten eklig finden, liegt daran, so Oftring, dass wir genügend anderes Essen haben. In Asien gelten frittierte Vogelspinnen dagegen als Delikatesse, die Aborigenes verspeisen riesige Maden.

 

Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt zudem, dass die Menschen früher einen viel entspannteren Umgang mit dem pflegten, was wir heute als eklig bezeichnen. In Zeiten fehlender sanitärer Grundausstattung waren Fäkalien nur mittelprächtig eklig, ebenso wie Schweiß. Mittlerweile finden wir sogar Körperbehaarung widerlich, was unsere Großmütter wahrscheinlich überhaupt nicht verstanden hätten.

 

Körperimmanentes Frühwarnsystem

 

Dagegen hat der Ekel vor Mäusen, Ratten, Schaben und Aas biologische Ursachen. Wir wissen, welche Kleintiere Krankheiten übertragen können und wie gefährlich verwesendes Fleisch ist. Manchmal essen wir aber Rindfleisch, dessen Zersetzungsprozess bereits begonnen hat und das wir als „gut abgehangen“ bezeichnen würden. Schimmel dagegen ist gefährlich und wir ekeln uns mit vollem Recht. Ebenso wie vor Schaben, Motten oder Benutztem, den hier können gefährliche Keime sich wunderbar ausbreiten.

 

Abgesehen davon, dass für alle meine Kinder das Gruseln sooo schön ist und ich immer wieder die gleichen ekligen Kapitel lesen muss, lernen sie eine Menge über Hygiene und beginnen, über die eigenen Körperfunktionen und ihre Umwelt nachzudenken. Ich bin gespannt, ob ich nach der Lektüre noch genauso viele benutzte Taschentücher aufsammeln muss wie vorher. Bei jedem Kapitel kann man den persönlichen Ekelgrad feststellen und zum Schluß den individuellen Ekelchampion küren. Darauf habe ich, ehrlich gesagt, eher wenig Lust, mich kratzt und juckt es überall und ich verspüre das dringende Bedürfnis, mich gründlich rein zu brausen. Ich weiß jetzt schon, dass das Buch für uns eine Art Mutprobe im Freundeskreis werden wird. Wer traut sich, es zu lesen?

 

Titelangaben:

Bärbel Oftring: Voll eklig. 55 eklige Dinge und was dahinter steckt.

Bern: Haupt Verlag, 2014. 129 Seiten. 19,90 EUR.

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