Neu Gelesen

Stefanie Hiekmann: Wohlfühlküche mit heimischen Superfoods.

Moderne Gerichte für den Alltag

Stefanie Hiekmann hat ihrem Buch einen schlauen Titel gegeben. Wohlfühlküche mit heimischen Superfoods vereint alle kulinarischen Attribute, die derzeit angesagt sind. So ein Projekt könnte also auch extrem schief gehen, bei so hohen Erwartungen. Wie sie es geschafft hat, trotzdem auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben und einfach ein sehr leckeres Kochbuch zu verfassen, damit setze ich mich diesmal auseinander.

Hiekmann ist Foodbloggerin. Das sind derzeit viele und manchmal finde ich es schwer, ob der ganzen Foodies, den Überblick zu behalten. Ist es nicht beachtlich, wie viele kochbegeisterte Menschen es gibt und wie wenige sich dennoch immer gesund ernähren? Ich denke, gutes Essen ist noch nicht im Alltag angekommen, wenn es schnell gehen muss, Kinder aus und eingehen oder man vielleicht gar nicht daheim ist. Was dann?

Auf dem Boden der Tatsachen

Gottseidank gibt es ein ausführliches Vorwort. Darin setzt sich Hiekmann im Endeffekt mit ihrem Buchtitel auseinander. Was ist das Wohltuende am Essen? Was sind Superfoods? Welches sind die heimischen? Schnell ist die Antwort gefunden: wohltuendes Essen ist möglichst frisch zubereitet, regional und saisonal produziert, schmeckt lecker und Superfoods gibt es nicht. Wie bitte? Der Titel gleich auf den ersten fünf Seiten entkräftet? Bekomme ich Schnappatmung? Nein. Alles gut. Sehr gut.

Denn Hiekmann stellt fest: Superfoods ist ein Modewort, völlig ohne wissenschaftliche Fundierung. Und: Ja, es gibt viele Nahrungsmittel mit positiven Eigenschaften, aber keines davon ist ein Allheilmittel, keines ein Jungbrunnen. Dennoch ist es wichtig, auf dem Teller möglichst unterschiedliche und hochwertige Nahrungsmittel zu haben und über die eigenen Ernährungsgewohnheiten nachzudenken. Dazu hat Hiekmann Ökotrophologen und Spitzenköche befragt.

Alles ist lecker und gesund – in Maßen

Was sich erst nach öder Binsenweisheit anhört, avanciert zum befreienden Prinzip: Gesund ist vieles, auch Süßes, auch Fleisch, wenn es frisch zubereitet und in Maßen genossen wird. Wer sich dabei von den Jahreszeiten leiten lässt, ist zwar zwischendurch etwas eingeschränkt, kann aber mit viel Fantasie leckere Gerichte zubereiten. Wie das geht, sieht man im Rest des Buches. Wundervoll appetitlich gestaltet von der Edition Michael Fischer gibt es auf jeder folgenden Seite Schätze zu entdecken.

Stefanie Hiekmann gliedert ihre Rezepte nach den Jahreszeiten. Und es gibt viele Hauptgerichte und Snacks. Mit dem jahreszeitlich variierten Burgerrezept liegt sie im kulinarischen Trend – alle Burger sind sehr lecker kreiert und keiner davon hat nur ein Hackfleischpattie und eine Scheibe Käse. So schmecken auch Klassiker richtig fein. Das beliebte Focaccia wird kurzum mit Bärlauch und Dinkelvollkornmehl umgedichtet zum Frühlingsliebling und Hiekmann macht auch vor abenteuerlichen Pestokreationen aus Möhrengrün und Sonnenblumenkernen nicht halt.

Leckere Kostbarkeiten rund ums Jahr

Es ist schön, wenn sich Menschen keinem Dogma unterwerfen lassen. Hiekmann stützt sich auf regionales Obst und Gemüse, aber es finden sich auch Kichererbsen, Kokosmilch und Quinoa in ihren Rezepten. Schließlich kann man von seinen globalen Nachbarn lernen! Sie verfeinert das Tomaten Gazpacho mit Wassermelone, reicht zum Blumenkohlsalat Blaubeeren und wirft Minze in die Erbsensuppe. Orient grüßt Sauerkraut!

Im Sommer schmeckt es fruchtig leicht, im Winter warm und schwer nach Feuer und knisterndem Holz. Die Rezepte im Winter finde ich am schwierigsten, schließlich wächst da bei uns nicht viel. Doch Hiekmann hält sich an Kraut, rote Bete, Kürbis, Äpfel, Nüsse und Fleisch und man schmeckt förmlich die nahrhaften Wintermittagessen. Es gibt Suppen, Salate, große und kleine Mahlzeiten. Desserts sucht man vergeblich, vielleicht geht es Stefanie Hiekmann wie mir: Ich brauche auch wenig Süßes und liebe warme Mahlzeiten. Dieses Kochbuch macht glücklich, das weiß ich.

Titelangaben:

Stefanie Hiekmann: Wohlfühlküche mit heimischen Superfoods.

Igling: Edition Michael Fischer, 2016. 176 Seiten. 19,99 EUR.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert