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Mark Diacono: Huhn & Ei. Haltung, Rassen und Rezepte

Ich wollt, ich hätt ein Huhn

Hühner sind einfach toll. Meine Tante hatte Hühner und ich war immer fasziniert vom Gegacker und Geflatter der gefiederten Damen, die den großen Obstgarten meiner Tante durchforsten durften. Mark Diacono muss Ähnliches erlebt haben, denn in Huhn & Ei spricht er mit großer Zuneigung von seiner Geflügelfarm. Er ist Eigentümer der Otter Farm in East Devon, England, der ersten Klimawandelfarm der Insel und verfasste eine wundervolle Übersicht über Hühner, ihre Haltung und ihre Zubereitung.

Natürlich liest man dieses Buch von Mark Diacono nicht einfach so. Ich überlege seit langem, ob Hühner für mich nicht ideal wären. Ich weiß nicht einmal, ob ich ein besonders engagierter Tierfreund bin, aber der Gedanke, Hühner zu halten, lässt mich nicht mehr los. Ich brauche viele Eier im Alltag, all die Kuchen, Kekse und Nudeln wollen zubereitet werden. Und ich weiß, wie gut Fleisch und Eier aus Biohaltung schmecken.

Rassen und Eigenheiten

Viel mehr weiß ich aber nicht. Da passte Diaconos Huhn & Ei perfekt in mein Beuteschema. Zu wenig Information für Wildentschlossene, aber für Einsteiger und zur Erstinformation die perfekte Lektüre. Wie gesagt, Hühner sind toll. Wie toll, das erklärt Diacono in einem ersten Teil. Er informiert über verschiedene Rassen und deren spezifische Eigenheiten, wie zum Beispiel die Legefreudigkeit oder die Fleischmenge.

Und er gibt einen Überblick über die Unmengen an Züchtungen, Hybridformen, Unterschiede zwischen Arten und deren Vor- und Nachteile. Zu beachten ist, dass er nicht unbedingt typisch deutsche Hühnerrassen betrachtet, schließlich stammt er aus Großbritannien. Ich finde aber, für die Orientierungsphase ist es genug. Über die biologischen Details war ich im Unklaren, dank Diacono weiß ich nun, wie das mit dem Huhn und dem Ei funktioniert.

Haltung und Pflege

Überhaupt, das Ei. Es ist ein Faszinosum. Die Kalkschale ist luftdurchlässig und schützt das Küken trotzdem, auch unbefruchtete Eier bleiben lange frisch und können noch einundzwanzig Tage nach dem Legedatum verzehrt werden. Und ich lerne, wie wichtig auch in der Hühnerhaltung Hygiene und Organisation sind. Erstaunlich, wie gut Hühner für sich sorgen können und ebenso erstaunlich, wie viel man mit unsachgemäßer Haltung anrichten kann.

Auch über Ställe, Futter und Auslaufbedarf gibt Diacono Auskunft. Wieder erfährt man Grundlegendes über verschiedene Hühnerställe, Brutapparate und warum man Küken besser vom Rest der Schar trennen sollte. Es gibt keine Baupläne für Hühnerställe zum Selberbauen, aber sehr wohl den Hinweis, dass sie selbst gebaut werden können. Selbst wenn ich dieses ständige Anreissen von einzelnen Themenbereichen unbefriedigend finde, werde ich wieder gut rundum informiert.

Basiswissen und Rezepte

Das ist wundervoll. Ich erfahre so viel über die Rassen, die Krankheiten von Hühnern und die Aufzucht von Küken, dass ich das Kapitel über ihre Schlachtung kaum ertrage. Wenn man Diacono ein dreiviertel Buch lang durch die Hühnerzucht folgt, möchte man am Ende keine Henne töten. Genau deswegen aber will ich mir doch Hühner anschaffen. Ermunternd sind daher die Rezepte am Schluss. Lecker und unprätentiös. Jedes einzelne davon würde ich gerne ausprobieren.

Bis dahin aber gibt mir Diacono vor allem zu denken. Wenn er schreibt, dass Hühnerhaltung mit Gemüseanbau nicht zu vergleichen ist, weil man immer noch mit Tieren und nicht Pflanzen zu tun hat, spricht er etwas sehr Wichtiges an: die Achtung vor allem Lebendigen. Zumindest im nächsten Jahr werde ich wohl nicht unter die Hühnerhalter gehen. Erst will ich noch meinen Gemüsegarten und die Obstwiese instand setzen. Aber ich wüsste schon genau, wo meine gefiederten Damen wohnen würden.

Titelangaben:

Mark Diacono: Huhn & Ei. Haltung, Rassen und Rezepte.

Aus dem Englischen von Susanne Bonn.

Aarau: AT-Verlag, 2015. 256 Seiten. 19,95 EUR.

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