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Neu Gelesen

Sofia Antonsson: Endlich entspannt essen! Gesunde Ernährung für einen Darm in Balance.

Lynn Hoefer: Einfach himmlisch gesund. Natürliche und schnelle Rezepte für das echte Leben.

Angela Liddon: Oh she glows für jeden Tag. Schnelle Gerichte, die einfach satt und glücklich machen.

 

Sommergerichte bunt und gesund

 

An sich ist es für meine Kinder eher eine Drohung, wenn ich ankündige, dass es heute etwas Gesundes zu essen gibt. Auch Diätessen hat gemeinhin etwas frustig Graues. Natürlich ist das dieses Mal nicht so, sonst hätte ich keinen Anlass zu schreiben. Sofia Antonsson widmet sich in Endlich entspannt essen! Gesunde Ernährung für einen Darm in Balance dem Reizdarmsyndrom, unter dem immer mehr Menschen, vor allem Frauen, leiden.  Lynn Hoefer beschreibt in Einfach himmlisch gesund. Natürliche und schnelle Rezepte für das echte Leben, wie sie es schafft, sich pflanzenbasiert und nachhaltig zu ernähren, ohne sich zu sehr unter Druck zu setzen. Angela Liddon begibt sich in Oh she glows für jeden Tag. Schnelle Gerichte, die einfach satt und glücklich machen auf das nächste Level der veganen Ernährung.

Was allen drei Rezeptbüchern gemeinsam ist, ist eine grundlegende, strukturierte Vorratshaltung, die jeweils empfohlen wird, um stets gut kochen zu können. Tatsächlich kann eine Großfamilienmutter wie ich bei derartigen Ratschlägen nur gähnen. Natürlich muss man Vorrat halten! Wie sieht es aber in kleinen Familien aus oder in Single-Haushalten? Was hält sich wie lange? Liddon gibt hier wertvolle Tipps, die gut umzusetzen sind.

 

Der kleinste gemeinsame Nenner

Lynn Hoefer eignet sich für alle, die gar nicht den Nerv haben, sich groß mit ideologischem Unterbau und ausgefallenen Rezepturen auseinanderzusetzen. Das Kochbuch ist sehr sympathisch und unkompliziert verfasst, die schönen Fotos machen richtig Lust aufs Kochen. Die Rezepte gliedern sich in Vorratshaltung, z.B. Gewürzmischungen oder Kimchi, in schnelle Frühstücksrezepte, vor allem mit Müslis, in schnelle „Lieferservice“ – Gerichte, Gerichte, die innerhalb von dreißig Minuten gekocht werden können, in „Zero-Waste“ Gerichte, Meal-Prep -Gerichte und aufwändigere Gerichte fürs Wochenende.

Besonders nett finde ich die feinen Abstufungen in den Rezepten. Nichts ist „extraordinaire“, aber alles sehr dezent und lecker. Ist es nicht schön, einen Unterschied machen zu können zwischen einem Mittwochsmüsli und Sonntagsbrunch? Zero – Waste in der Küche heißt natürlich Resteverwertung, aber das macht nichts. So muss man sich seine Restefeste wenigstens nicht selbst ausdenken. Die Meal-Preps tragen unserem schnellen Zeitalter Rechnung. Oft wird Reis, Quinoa oder Hirse vorgekocht und separat zu Saucen eingefroren. Ideal, oder?

Spezialküche für gestresste Menschen

Sofia Antonsson richtet sich dagegen mit Endlich entspannt essen! an eine sehr spezielle Peergroup. Menschen mit Reizdarmsyndrom leiden unter vielen verschiedenen Symptomen, Stress macht die Erkrankung meist nicht besser. Da die Symptome so unspezifisch sind, geraten die Patienten oft in einen Strudel aus Diäten und Medikamentencocktails, ohne wirklich Erleichterung zu finden. Antonsson greift auf eine Ernährungsumstellung zurück, die FODMAP Methode, die sie in vegetarischer Form präsentiert.

Man sollte sich also vielleicht schon ein bisschen auskennen mit dieser Diät, wenn man Antonssons Rezeptbuch zur Hand nimmt oder zumindest eine gewisse Liebe zum Detail zeigen. Nicht in jeder Phase der Diät kann alles gegessen werden. Proteinquellen sind zwar immer angegeben, aber insgesamt liest die Diät sich etwas umständlich, wie wahrscheinlich alle Diäten. Die Rezepte, wie Zitronenrisotto, Auberginen-Linsencurry oder Pasta mit Quorn (vegetarisches Hackfleisch), hören sich dagegen alle so lecker an, dass ich mich frage, ob man nicht auch einfach den Diätteil überlesen könnte, wenn man keinen Bedarf danach hat.

Haute Cuisine im Alltag

Angela Liddon behauptet ja, ihre Rezepte seien im Nu nachgekocht und absolut alltagstauglich. So hübsch und jugendlich wie sie da steht, mit einem Kleinkind und einem strahlenden Ehemann, ist mir das alles zu klischeehaft. Allerdings ist sie sehr strukturiert im Vorgehen, zum Thema Vorratshaltung und Grundrezepte sind ihre Tipps die umfangreichsten. Zudem hat sie für ihre Rezepte viele Labels wie „kinderfreundlich“ oder „tiefkühlgeeignet“ kreiert, die einem die Orientierung erleichtern.

Liddon hangelt sich ebenfalls mit den Tagesmahlzeiten durchs Buch. Aus dem Rezeptregister stechen vor allem die Smoothies heraus, genauso wie Riegel und hausgemachte Vorräte. Das hört sich sehr alltagstauglich an! Allerdings schrecken ellenlange Zutatenlisten mit solch erwählten Ingredienzen wie Kokoswasser, Matchapulver, Mandelmehl und Sonnenblumenkernmus eher ab. Kein Wunder, dass sich vorn im Buch auch ein Bestellcoupon befindet.

 

Man könnte sagen, mit den drei Kochbüchern kann man sich auf verschiedenen Leveln der pflanzlichen Küche bewegen. Wer schon versierter ist oder spezielle Interessen oder Probleme hat, wird garantiert fündig. Aber auch für alle, die wie ich am Bodensatz der vegetarischen Küche kratzen, finden sich gerade bei Lynn Hoefer viele alltagstaugliche und schnell umsetzbare Gerichte. Der Pflanzensommer kann kommen.

 

Titelangaben:

Lynn Hoefer: Einfach himmlisch gesund. Natürliche und schnelle Rezepte für das echte Leben.

Ostfildern: Thorbecke Verlag, 2020. 248 Seiten. 28 €.

Sofia Antonsson: Endlich entspannt essen! Gesunde Ernährung für einen Darm in Balance.

Ostfildern: Thorbecke Verlag, 2019. 144 Seiten. 25€.

Angela Liddon: Oh she glows für jeden Tag. Schnelle Gerichte, die einfach satt und glücklich machen.

Kandern: Unimedica Verlag, 2017. 380 Seiten. 29€.

 

 

 

 

Frühling zuhause

Es ist erleichternd, wenn die Sonne scheint und wir nach draußen können. Noch haben wir keinen Lagerkoller, aber das ist in einem großen Haus mit Garten selbst bei vier Kindern schlecht möglich. Wir sind sehr privilegiert. Das wird mir jeden Tag mehr bewusst. Für den Fall, dass wir nach draußen müssen, steigen wir in der Garage ins Auto und fahren auf die Obstwiese. Dort können wir draußen sein und arbeiten, ohne einem anderen Menschen zu begegnen.

Ich finde diese Tage und Wochen in einem Ausmaß seltsam und bedrohlich, dass ich unmerklich viele Routinen geändert habe. Am auffälligsten meine Seriengewohnheiten. Ich sag jetzt mal nicht, welche Serien eher aus meinem derzeitigen Raster rausfallen.

Gleichzeitig freue ich mich über jedes kleine Wunder, das sich zeigt und dieses Tristesse durchbricht. Samen, die aufgehen, meine Keramikgänse und Ollas aus dem Keramikkurs im Herbst, die endlich nach draußen können, die Tatsache, dass ich genau die passende Anzahl von Kissen für meine weiße Bank genäht habe. Während ich mir denke, wie gut es sich hier aushalten lässt, frage ich mich: wie lange noch? Und dann?

Ich hoffe sehr, dass jetzt auch die Zeit ist, in der endlich alle erkennen, dass Leistungsträger in unserer Gesellschaft nicht immer die mit dem größten Auto sind. Ich lerne einen Gesundheitsberuf. Nächstes Jahr im Herbst bin ich mitten im Geschehen. Vielleicht, wenn alles gut geht.

Mein Laden ruht, so wie vieles andere. Das tut ganz gut zur Abwechslung. Ich habe Zeit, zu renovieren und endlich alles richtig schön zu machen. Hoffentlich gelingt mir alles.

Am schönsten ist es, wenn die Kinder ihren Humor nicht verlieren. Friederike hat in der Nacht zum ersten April die Küche verwandelt. Was für eine Bomben-Idee!

Bleibt gesund.

Verlinkt mit Creadienstag.

 

Neu Gelesen

Claudio Del Principe: A Casa. Gut kochen. Besser essen. Jeden Tag.

Leila Lindholm: Meine Rezepte für die ganze Familie.

Joanna Gaines: Magnolia Table.

Gemeinsam sind wir unterschiedlich

 

Es ist unheimlich, in diesen Tagen Rezensionen für Kochbücher zu schreiben. Allen, die mich für wahnsinnig halten, kann ich begegnen: Es ist wahnsinnig. Die Welt fliegt uns um die Ohren. Und ich sollte nicht schreiben müssen, was ich nun sage. Dass die Welt, wie wir sie kennen, schon lange nicht mehr existiert. Dass in diesem Szenario ein Virus nur ein Teil ist. Klimawandel und Globalisierung sind ein weiterer Teil. Deshalb schreiben Autoren wie Claudio Del Principe, Leila Lindholm und Joanna Gaines Bücher vom idyllischen Leben mit Selbstgekochten. Deshalb verschlingen wir Leser Bücher wie A Casa, Meine Rezepte für die ganze Familie oder Magnolia Table.

Wir verstehen die Welt nicht mehr. Alle sind hilflos. Es ist die Umkehrung aller Werte. Schon verrückt, wie bewusst uns plötzlich wird, welch beeindruckende Arbeit VerkäuferInnen, KrankenpflegerInnen, Ärzte und Ärztinnen und ZustellerInnen leisten. Schämen wir uns ruhig. Vergessene Berufe gelangen neu ins Bewusstsein. Die Leistung dieser Menschen ist unglaublich. Nichts passt mehr, Wohlstand und Reichtum wirken obszön.

Sehnsucht nach dem Guten

Es ist die Sehnsucht nach dem Glück der Kindheit, verbunden mit Geschmäckern, Düften und Gerüchen, die Menschen immer wieder in die Küche treibt. Liebe geht durch den Magen, auch die Selbstliebe. Das ungewöhnlichste der drei Kochbücher ist jenes von Claudio Del Principe, einem Schweizer Blogger mit einer ungebrochenen Leidenschaft für gutes Essen, der seinen Blog in Buchform herausgegeben hat.

 

Darin geht es um eben jenes gute Essen, das Zeit und Weile und Zuwendung braucht, dann aber auch unschlagbar gut schmeckt. Er hütet seine Mutterhefe wie ein neugeborenes Baby, wenn er Pasta macht, gerät er in Verzückung. Es sind nicht einmal die Rezepte, die das Lesevergnügen bestimmen, sondern die unverkennbare Leidenschaft für gutes Essen, die aus jeder Buchseite spricht. Claudio Del Principe ist ein Glückspilz, er kann seine Leidenschaft zum Beruf machen und sich jede Zeit der Welt dafür nehmen. Wir anderen sollten uns von diesem Glück waghalsig etwas stehlen.

Gutes für alle

Leila Lindholm hat wie Claudio Del Principe zwei Kinder. Wie er möchte sie für ihre Familie gut kochen. Dabei passt sie sich viel mehr dem aktuellen Lifestyle an. Sie hat damit ein eher klassisches Kochbuch verfasst, dass mit seinen schönen Bildern vom Bullerbü Leben der Familie verführt. Das Tolle am Buch: Kleine Fähnchen kennzeichnen die Rezepte, falls sie glutenfrei, laktosefrei, vegetarisch, ohne Nüsse oder vegan etc. sind.

Damit findet jeder, was ihm schmeckt. Gerade in großen Familien geht es oft genau darum. Selten habe ich Tage, an denen ich etwas koche, das allen schmeckt. Typischerweise habe ich in meiner Familie eine Vegetarierin, einen Karnivoren, eine Laktoseintolerante, einen, der nichts Süßes mag und so weiter.  Meistens gibt es so eine Art Modulessen, die Reste der Vortage bilden mit Frischgekochtem ein buntes Buffet an Leckereien. Dank Lindholm kann ich jetzt glutenfreie Bananenpfannkuchen, Chia – Knuspermüslis, Scones und selbstgemachten Mandelaufstrich zum Frühstück kredenzen.

Küstenessen

Gefühlt gibt es viel Fisch bei Leila Lindholm, eine Spezialität, die ich aus Bayern außerhalb der Forelle kaum kenne. Gut für alle, die in Küstennähe wohnen! Aber auch viele Thai- und Vietnamesische Gerichte mit und ohne Fleisch erinnern daran, dass auch Kinder gerne trendig essen. Lindholm macht weniger selbst als Claudio Del Principe, aber auch bei ihr wird fast alles von Hand gekocht. Das gefällt mir gut, ich bin der festen Überzeugung, dass jedes selbst gekochte Essen noch einmal besser schmeckt.

Dabei scheut sie nicht vor außergewöhnlichen Rezepten, wie z.B. Wassermelonenpizza oder Carpaccio von roten Beten zurück. Zwischendurch plaudert sie aus dem Nähkästchen und betont, wie wichtig es ist, dass Biolebensmittel gekauft werden. Manchmal habe ich das Gefühl, dass dies schon fast reflexhaft geschieht, vor allem vor Fleisch- und Fischgerichten. Dabei muss sie sich nicht dafür entschuldigen, dass sie kein rein vegetarisches Kochbuch geschrieben hat.

South American Life Style

Joanna Gaines, die mit ihrem Mann Chip das Lifestyle Restaurant Magnolia in Waco, Texas betreibt, teilt in diesem Kochbuch Lieblingsrezepte ihrer Großfamilie. Der Riesenvorteil an den Rezepten ist natürlich, dass sie alle nicht nur großfamilientauglich sind, sondern meisten, wie Scones, Tacos oder Burger, auch beliebt. Mich alte Selbermacherin stört tatsächlich, dass Gaines dabei oft auf Fertigteige oder Fertigsaucen zurückgreift. Ich weiß, dass Brotbacken in den Vereinigten Staaten keine große Tradition hat, aber Pizza….

 

Dafür habe ich endlich ein Rezept für grüne Tomaten. Wer wie ich das Buch  in den 90ern gelesen hat, wird begeistert sein. Das Kochbuch strotzt vor Rezepten aus dem amerikanischen Süden, gespickt mit asiatischen Einschlägen. Ein Meltingpot, wie er im Buche steht. Nicht immer habe ich Chancen, an alle Zutaten zu gelangen, z.B. an die „Himbeer-Chipotle-Sauce“, was immer das auch sein mag. Dafür gibt es gerade im Dessert -Teil viele Rezepte mit Hand und Fuß, die um Nachahmung flehen. Fudge- Sauce, Schokoladen-Cola -Kuchen (die Traumkombi meiner Jungs) und Brotpudding sind schon gesetzt. Guten Appetit!

 

Titelangaben:

Claudio Del Principe: A Casa. Gut kochen. Besser essen. Jeden Tag.

Aarau: AT-Verlag, 2017. 320 Seiten, 39,90€.

Leila Lindholm: Meine Rezepte für die ganze Familie.

Köln: Fackelträger Verlag, 2016. 240 Seiten, 9, 99€.

Joanna Gaines: Magnolia Table.

Kandern: Unimedica Verlag, 2019. 344 Seiten. 29,90€.

 

 

Pause

Plötzlich ist alles anders. Und ich habe eine kurze Pause und Zeit, Dinge zu fotografieren. Während das soziale und öffentliche Leben pausiert, geschieht zuhause so viel. Ich möchte die Zeit nutzen, für uns alle. Wie macht Ihr das?

Viele Körbe standen in der Ecke und warteten darauf, fertig geflochten zu werden. Heute habe ich den ersten davon beendet.

Bei meinen Kindern ist von heute auf morgen Homeschooling angesagt. Es war nicht ganz einfach, ihnen zu erklären, dass sie trotz Schulausfall lernen müssen. Auch ich muss das und hab heute schon ein paar Stunden gearbeitet.

Noch gibt es keine Ausgangssperre. Ich nutze die Zeit und fahre mit den Kindern zur Obstwiese. Die Bäume werden endlich geschnitten, mein Dritter konnte seinen ersten dicken Ast absägen und ist unglaublich stolz. Welch ein Segen, dass wir nach draußen können.

Geburtstage feiern wir dieses Jahr wohl anders, die großen kirchlichen Feiern meiner Ältesten und meines Jüngsten entfallen. Ob ich die Altarkerze, die ich im Auftrag angefertigt und entworfen habe, überhaupt verkaufen kann? Nichts bleibt, wie es ist.

Neu Gelesen

Philipp Blom: Bei Sturm am Meer.

 

Flaute in der Seele

Was geschieht, wenn eine intensiv gelebte Existenz sich mit einem Mal in Rauch auflöst und erlischt? Philipp Blom erzählt in Bei Sturm am Meer von vertanen Chancen, Lebenslügen und Sackgassen, in die sich Ben, Marketingspezialist in der Wiener Museenlandschaft, laufend hineinmanövriert. Zwischen Vätern, die keine sind und solchen, die keine werden, laviert sich der schlaffe Protagonist durch sein vergeudetes Leben. VIOLA STOCKER betrachtet ein Feuer, das in sich erstickt.

Ben kommt nach Amsterdam, um der Urnenbeisetzung seiner Mutter Marlene beizuwohnen. Die Inhaberin eines Kunstbuchhandels war nach langer Krankheit verstorben, am Grab trifft er eine für ihn unbekannte ältere Dame. Eine Begegnung, die eine Lawine an Geschehnissen auslöst, in deren Verlauf sein Leben auf den Kopf gestellt wird. Die folgenden Ereignisse protokolliert er für seinen Sohn Sascha.

Ein Leben in Unaufrichtigkeit

Philipp Blom konstruiert ein Netzwerk an Existenzen, die sich alle durch grundlegende Unaufrichtigkeit auszeichnen. Bens Brief an seinen vierjährigen Sohn, den er ihm erst in vierzig Jahren zukommen lassen will, soll als roter Faden durch die Erzählung führen und dient dem Protagonisten gleichzeitig als Rechtfertigung für das eigene Versagen. Denn das ist es.

Ben lernt seinen Vater nie kennen. Der gefeierte Hamburger Journalist ist für eine Recherche in Südamerika unterwegs und verschwindet spurlos während dortiger politischer Unruhen. In Deutschland wird er bald für tot erklärt. Bens Mutter erzählt ihrem Sohn die Geschichte des unerschrockenen Helden, an der der junge Ben selbst scheitern muss. Doch Bloms Gespinst umfasst noch mehr Personen und Schicksale.

Lebenslang verstrickt

Bens Mutter Marlene ist das Kind einer schönen, alleinerziehenden Hamburger Büroangestellten, die Zeit ihres Lebens von Ruhm und Reichtum träumt und doch einen faden Amsterdamer Privatier heiratet, um der unehelichen Tochter ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Unmengen an Make-Up, Alkohol und eine Affäre mit dem benachbarten Künstler können Großmutter Elly nicht darüber hinwegtäuschen, dass ihr Leben verpfuscht ist.

Marlene ihrerseits zeigt sich nicht in der Lage, den Anforderungen der gescheiterten Mutter zu entsprechen. Die schöne junge Frau beginnt ein Studium, das sie nie abschließt, weil sie Bens Vater Henk aus Hamburg kennenlernt, der wild und freiheitsliebend ist und der extremen Linken in Deutschland nahesteht. Sie wiederholt den Fehler ihrer Mutter, wird schwanger und heiratet Henk.

Brüche und Kollagen

Bloms Roman spielt in intellektuellen Zirkeln Hamburgs, Amsterdams und Wiens. Kollagenhaft überlagern sich oft die Eindrücke, zusammengehalten vom Brief an den Sohn, der ihn jetzt noch nicht verstehen kann. Gescheiterte Beziehungen wollen erlernt sein, scheint Blom zu sagen, denn Ben, dessen Ehe mit der distanzierten Wissenschaftlerin Xenia längst erkaltet ist, begeht den gleichen Fehler wie die Frauen seiner Familie.

Er begibt sich in ein Netz aus Lügen und verzweifelten Brüchen. Am Grab seiner Mutter lernt er Clara kennen und erfährt, dass sein Vater lebt. Alt und dement, ganz in der Nähe. Bens Welt bricht zusammen, seine Mutter hatte ihn angelogen, um ihre eigene Bitterkeit zu ersticken. Henk hatte Marlene für Clara verlassen. Seine Mutter hatte eine Festung aus Lügen errichtet, in der sie sich versteckt hatte. In einer Welt aus Illusionen war sie schließlich, ähnlich seiner Großmutter Elly, verstorben.

Es gibt kein Glück

Man wartet in diesem Roman umsonst auf den Moment, in dem der Protagonist die Lügengebilde erkennt und niederreißt. Ben entdeckt in Amsterdam ein Plakat für eine Ausstellung, auf dem er als junger Mann nackt abgebildet ist. Seine erste große Liebe, eine lokale Künstlerin, hatte es gemalt. Was für Ben einzigartig und der alleinige Zugang zur Kunst ist, entpuppt sich in der Ausstellung als nur ein Aspekt unter vielen. Ben ist nur ein Motiv, das gemalt wird, in der Galerie sind die anderen Portraits junger Männer in Schubladen verstaut, weil es ihrer zu viele gibt.

Es wäre nun der Punkt, Tabula Rasa zu machen und in Ehrlichkeit neu anzufangen. Stattdessen flüchtet Ben sich in eine neue Affäre mit der Künstlerin Rachel, sie malt ihn ein zweites Mal. Trotzdem kehrt Ben am Ende zu seinem Sohn zu zurück, mit einem Brief, den er ihm erst in vierzig Jahren geben wird, in ein Leben voller Lügen, zu einer Frau, die ihn nicht liebt, um sie vielleicht für ein Angebot aus Paris zu verlassen. Die zweite Zeichnung zeigt ihn als alternden Mann, untertitelt mit »Leichnam«.

Es stürmt nur innen

Bloms Erzählmodus bleibt lakonisch und distanziert. Bisweilen scheint die Leidenschaftslosigkeit von Bens Ehe auf den Schreibstil des Autors überzugehen. Drei Generationen einer deutschen Lüge, Flucht vor dem Selbst, wobei die sich wandelnden gesellschaftlichen Rahmenbedingen nur Kulisse auf dieser Seelenschau sind. Die aufwändig konstruierte Story um den reisenden Journalistenvater, die bühnenverliebte Großmutter, den Ruf einer Pariser Werbeagentur, wirkt manchmal etwas sehr gewollt.

Dabei geht es um persönliches Scheitern, um ein familiäres Erbe, das man nicht einfach abstreifen kann, um die Unmöglichkeit, ein Leben in Aufrichtigkeit zu führen. Werden Beziehungen nur durch Lügen am Leben gehalten? Ben ist ein Antiheld, sein Scheitern, sein stilles sich Entfernen am Schluss des Romans hinterlässt nur Fragen, keine Antworten. Es herrscht Windstille in der Liebe.

Titelangaben:

Philipp Blom: Bei Sturm am Meer.

Wien:  Verlag Zsolnay, 2016. 224 Seiten. 20 €.

 

Neu Gelesen

Höner, Guido, Bengsch, Noemi: Entdecke mit uns den Bauernhof.

Eder, Sigrun und Gottlieb: Fantatiere.

Kaiblinger, Sonja, Bertrand, Fréderic: Vincent flattert ins Abenteuer.

Holzapfel, Falk: Böse Brummer.

Hudek: Marc: Ich schwöre!

Trueit, Trudi: Die Feder des Falken.

Unterhaltsame Kinderlektüre für graue Regentage

Die Sturmwarnung trifft uns gottseidank nicht unvorbereitet. Selbst wenn niemand morgen zur Schule gehen kann, wird uns bestimmt nicht langweilig. Für alle meine Kinder habe ich dieses Mal Lektüre zur Hand. Höners und Bengschs Entdecke mit uns den Bauernhof ist ideal für Erstleser und Bauernhofverliebte, in Eders Fantatieren gibt es unglaubliche Einblicke in die Tierwelt. Sonja Kaiblinger und Fréderic Bertrand wagen sich mit Vincent flattert ins Abenteuer in die Welt der Grafic Novel, genauso wie Falk Holzapfel mit Böse Brummer. Spannend und futuristisch zugleich schreibt Trudi Trueit in Die Feder des Falken und meine Große freut sich über politische Lektüre von Marc Hudek in Ich schwöre!

Cruz Coronado aus Die Feder des Falken hat seine Mutter verloren. Das ist ein schlimmes Schicksal, das nicht nur ihn betrifft, sondern viele Kinder auf dieser Welt. Doch Cruz‘ Mutter war eine besondere Frau. Die Wissenschaftlerin hat als Pharmazeutin in einem geheimen Labor gearbeitet und eine Formel entwickelt, mit der alle Krankheiten der Welt geheilt werden können. Die Pharmafirma wollte aber nicht ihren Monopolstatus verlieren uns so kam Frau Coronado auf mysteriöse Weise ums Leben. Zuvor aber konnte sich noch die Teile der Formel quer über den Globus verteilt verstecken.

Der Krimi ist ideal für Kinder, die sich für Wissenschaft und Forschung interessieren, schließlich wird er auch von National Geographic herausgegeben. In der futuristischen Welt besucht Cruz eine Eliteschule, die einen Forschungstörn absolviert und ist in der Lage, mit unzähligen Gadgets zum Beispiel mit Walen zu kommunizieren. Der Forscherkrimi ist eine Mischung aus James Bond und Star Trek, tatsächlich aber werden im Anhang viele der Inhalte auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft oder echte Helden dargestellt. Toll für jene, die mehr wissen wollen!

Grafic Novels für Grundschüler

In der Szene haben sich für Erwachsene Grafic Novels längst als Kunstform etabliert. In der Kinderbuchecke vegetieren sie noch zwischen Comic und Bilderbuch. Dabei haben sie so viel mehr zu bieten. Das zeigt auch Falk Holzapfel mit Böse Brummer. Dabei bewegt sich die Story von den zwei übermütigen Jungs, die in einer futuristischen Stadt alle Verbote missachtend in die gefährliche Region unter der Erde absteigend, herrlich humoristisch zwischen Jules Verne und den Barbapapas.

Steven und Piet überschätzen sich natürlich maßlos und geraten ab sofort in unüberwindbare Schwierigkeiten mit überdimensionierten Insekten, den Bugs. Gottseidank entpuppen sich gerade die gruseligsten Monster als süße Kuscheltiere. In einer von Menschen zerstörten Umwelt erkunden die zwei Freunde unterirdische Katakomben und entdecken neben riesigen Insekten auch noch beleidigte Roboter und die Helden ihrer Schulzeit. Schade fast, dass die kurzweilige Grafic Novel so leicht an einem Abend durchzulesen ist.

Schaurig schöne Freundschaft

Vincent hat es schwer. Die Katze jagt ihn, das Tor zur Geisterwelt ist verschlossen und obwohl er eine Halb-Geisterfledermaus ist, hat er keine Ahnung, wie er sich unsichtbar machen soll. Polly, der Poltergeist und die kluge Eule Beule wissen, was da zu tun ist: Vincent braucht einen richtig guten Freund. Doch es stellt sich heraus, dass ein guter Freund gar nicht so einfach zu finden ist. Zwar malt Beule den perfekten Steckbrief, aber es melden sich nur Versager.

Das Eichhörnchen räumt alles voll mit Nüssen, die Ente will nur baden. Niemand weiß, wie man mit einer übergewichtigen, übellaunigen Katze fertig wird. Da schleppt Beule auch noch ein Mehrschweinchenmädchen an. Vincent ist fast am Verzweifeln. Fritzi, das Mehrschweinchen ist viel zu süß, um es mit der Katze aufzunehmen. Doch was geschieht, als das Katzenvieh wieder einmal Vincent das Leben schwer machen will? Fritzi entpuppt sich als Halbgeistertier. Freunde, so die Moral, finden sich manchmal da, wo man sie gar nicht sucht.

Launen der Natur

Die Fantatiere sind ein perfektes Vater- Tochter- Projekt. Sigrun und Gottlieb Eder pflegen gemeinsam ihre Leidenschaft für die Natur. Das kreative Malbuch vereint naturwissenschaftliche Fakten mit den fantasievollen Bildern der Kinder. Natürlich haben wir uns alle schon einmal gefragt, ob der Eisbär sich von Eis am Stiel ernährt, die Haubentaucher besonders schöne Mützen tragen oder die Uhrforelle immer weiß, wie spät es ist.

Wer mag, kann mit den fantastischen Zeichnungen eintauchen in die Welt der kuriosen Tiernamen und sich mit vielen Buntstiften die Zeit vertreiben. Dabei finde ich besonders toll, dass sich das kleine, kompakte Malbuch so gut zum Mitnehmen eignet. Langwierige Zugfahrten, Autofahrten oder öde Kaffeeklatschnachmittage bei viel zu alten Erwachsenen lassen sich so gut ertragen. Wer mag, findet im Malbuch genügend Platz, um auch das eine oder andere eigene Fantatier zu malen, nichts ist unmöglich!

Landidylle in echt

Guido Höner und Noemi Bengsch erzählen in Entdecke mit uns den Bauernhof erfrischend authentisch vom Leben auf dem Land. Während viele Kinderbücher dazu tendieren, das Bauernleben zu archaisieren und zu verniedlichen, geht es hier einmal nicht um Blumenpflücken und Küken streicheln. Unsere Landwirtschaft wird dargestellt, wie sie ist, mit all ihrer maschinenlastigen Modernität.

Trotzdem ist alles hell und freundlich gezeichnet, der Dünger, der ausgebracht wird, ist gar nicht schlimm, Marike und Julius fassen ihn auch an und düngen damit ihr Kinderbeet. Das Buch schwankt zwischen Kinderidylle und schamlosen Lobbyismus für die industrielle Landwirtschaft. Nur manchmal ahnt man, dass es auch anders gehen kann. Wenn zum Beispiel am Rand erwähnt wird, dass Biobauern viel mehr arbeiten müssen oder dass es Menschen gibt, die keine Tiere schlachten möchten. Ich finde es dennoch ein sehr informatives Kinderbuch, das bis weit ins Grundschulalter hinein geeignet ist zum Vorlesen und Selberlesen. Hoffentlich fühlt sich auch einmal ein Biobauer angeregt, mit einem Kinderbuch zu kontern.

Freundschaftsbande

Lenny Baumeister ist zwanzig Jahre als, studiert Sport und ist insgesamt durch bedingungslose Mittelmäßigkeit gekennzeichnet. Das Abi hat er irgendwie geschafft und Sportpädagogik schleppt er vor sich hin, er kümmert sich gutmütig um seine Freunde, aber für eine Freundin ist er zu unspektakulär. Die schönste Frau in seinem Leben ist seine Dozentin, ausgerechnet sich ist verheiratet mit einem coolen, sympathischen Typ. Lenny ist konsequent erfolglos.

Wäre nicht seine Freundschaft mit Yussuf und Faris, mit denen er sich regelmäßig in einem ranzigen Jugendclub trifft, würde in seinem Leben nichts passieren. Bis sich an einem Tag alles auf einmal ändert. Lenny lernt Anna kennen, eine echte Leistungssportlerin, die Bier trinkt und raucht und im Rollstuhl sitzt und ehe er sich versieht, hat er sich verliebt. So merkt er zu spät, dass Yussuf und Faris sich in einer Koranschule im Jugendclub radikalisieren. Als seine Freunde sich nach Syrien absetzen wollen, findet er ausgerechnet Hilfe beim Ehemann seiner Dozentin. Der Jugendroman schafft es gerade noch so, nicht ins Klischeehafte abzugleiten und eigentlich ist es auch wichtig, dass die Geschichte gut ausgeht. Ohne Stereotype zu bedienen, erzählt Mark Hudek in Ich schwöre von den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und den fragilen Banden einer Freundschaft.

Titelangaben:

Höner, Guido, Bengsch, Noemi: Entdecke mit uns den Bauernhof.

Münster: LV – Buch, 2019. 96 Seiten, 16€.

Eder, Sigrun und Gottlieb: Fantatiere.

Salzburg: Edition Riedenburg, 2019. 216 Seiten, 19.90€.

Kaiblinger, Sonja, Bertrand, Fréderic: Vincent flattert ins Abenteuer.

Bindlach: Loewe Verlag, 2020. 128 Seiten. 12€.

Holzapfel, Falk: Böse Brummer.

Bindlach: Loewe Verlag, 2020. 160 Seiten. 12€.

Hudek: Marc: Ich schwöre!

Hamburg: Tredition, 2017. 216 Seiten, 9,99€.

Trueit, Trudi: Die Feder des Falken.

Mainz: National Geographic, 2019. 224 Seiten. 14,99€.

 

Winterwerke

So, nun habe ich mich eine ganze Zeit lang vergraben und vor mich hingewerkt. Dabei ist einiges entstanden, während ich auf Klausuren gelernt und meine Auftragsarbeiten abgearbeitet habe. Sogar ich selbst bekomme etwas von meiner Kreatitivtät ab und das ist ja eher selten. Diesmal sind bei mir hängen geblieben: ein neuer Wäschekorb für mein Bad (jajajaja!!) aus alten Zeitschriften, vielleicht ein Stricktuch, denn ich hab es einfach so gemacht und für die Jungs Unterwäsche aus alten T-Shirts. Der Rest geht unter die Leute. Ich weiß, dass ich in vier Wochen wieder Bäume schneiden muss, daher nutze ich noch schnell die Zeit, um kreativ zu bleiben. Die Papierseerose war ein Vorschlag für eine Tischdeko. Mir gefällt sie, vielleicht mache ich mir einen eigenen Papierseerosenstrauß.

Wie vertreibt Ihr Euch die Winterabende?

Ab damit zum Creadienstag!

Neu Gelesen

DUDEN: Die Reise durch das ABC- Universum.

DUDEN:Übungsheft Grammatik. 3. Klasse.

DUDEN:Übungsheft Rechtschreibung. 3. Klasse.

DUDEN:Übungsheft Aufsatz. 3. Klasse.

DUDEN:Übungsheft Lesen. 3. Klasse.

Fit für die Schule

Ausgehend vom Vorschulalter bis zur 3. Klasse habe ich nun schon einige Übungshefte des DUDEN- Verlags vorliegen gehabt. Tatsächlich brauchte ich bis jetzt keines davon. Das hat sich schlagartig geändert und ich bin richtig froh, für meinen Jüngsten das passende Übungsprogramm zu haben. Mit den Übungsheften Grammatik, Rechtschreibung, Aufsatz und Lesen, 3. Klasse, übt es sich leicht und spielerisch.Für noch Jüngere eignet sich das simple ABC – Puzzle, Die Reise durch das ABC- Universum.

Ich beginne mit dem Übungsprogramm. Tatsächlich nutze ich alle vier Hefte, teilweise auch für meinen Fünftklässler, wenn es darum geht, grammatische Strukturen noch einmal zu wiederholen. Dass alle Hefte mit einem Sammelkartensystem und Stickern versehen sind, macht es etwas leichter, auch wenn mittlerweile alle Kinder verstanden haben, dass Sammelkarte nicht gleich Sammelkarte ist.

DUDEN – Qualität

Alle vier Hefte sind in gewohnt hochwertiger DUDEN-Qualität verfasst. Wer zum Beispiel Aufsätze üben will, erhält unendliche viele Übungen mit Wortfeldern zu den verschiedensten Themen. Von Katzen bis hin zu Urlaub und Fussball, erfahrene Mütter wissen längst, dass irgendeines dieser Themen Gegenstand eines Aufsatzes sein wird. Bis endlich ein ganzer Aufsatz geschrieben ist, gibt es viele Übungen zum Thema Gliederung, Reihenfolge, Satzüberleitungen, abwechslungsreiche Wortwahl.

Die meisten Übungen machen wir aus dem Rechtschreibheft. Zusammengesetzte Substantive, Pluralbildung, Wortarten, Groß- und Kleinschreibung, Trennen und Verlängern. Ziemlich vollständig sind diese Übungen, ich könnte mir vorstellen, dass nicht nur mein Jüngster, sondern auch Kinder, die eine andere Muttersprache haben, von den abwechslungsreichen Heften profitieren.

Gutes Zusatzprogramm

Natürlich sind solche Hefte immer erst einmal unabhängig vom jeweiligen Bundesland, Lehrplan und Stoffverteilungsplan in einer Schulklasse. Deshalb nutze ich sie auch nicht in einer bestimmten Reihenfolge, sondern mache die Übungen zusätzlich, die gerade auch zum Stundeninhalt passen. Leider ist die deutsche Sprache nicht immer einfach. Schön, wenn man die Steigerung von Adjektiven genauso üben kann, wie ein Verb in verschiedene Zeiten zu setzen.

Das Lesetraining konzentriert sich auf Textverständnis. Multiple Choice Fragen dienen dazu, festzustellen, ob ein kurzer Text verstanden wurde. Manchmal ist anzugeben, wo eine Information im Text steht oder richtige Aussagen sind von falschen zu trennen. Alles regt dazu an, sich einen Text nochmal genauer anzusehen und zu überprüfen. In Anbetracht der Tatsache, dass Studien Schülern ein immer schlechteres Textverständnis attestieren, ein kleiner Rettungsanker.

Freude am Entdecken

Der vergnüglichere Teil des DUDEN-Pakets besteht aus einem ABC-Puzzle, das in verschiedenen Schwierigkeitsstufen als Spiel zusammengesetzt werden kann. Dabei wird jeder Buchstabe durch ein Piktogramm dargestellt und damit der Weltraumzug starten kann, müssen alle Buchstaben richtig hintereinander angeordnet werden. Dabei gilt das Anlaut Prinzip: »A« wie »Affe« und so weiter.

Damit lernen Kinder im Vorschulalter das gleiche Prinzip, mit dem sie später auch in der Schule Buchstaben erlernen. An sich also nicht verkehrt. Meine Kritik gilt eher den Bildern: Zum Beispiel steckt der »Biber« von »B« in einem Astronautenanzug. Spontan hätte ich ihn zu »A«, »Astronaut« gesetzt. Gut, dass zur Rettung noch »Buch« dahinter abgebildet war. Ich finde die Anlautmethode eigentlich gut. Im Hinterkopf habe ich nur, dass ein Alphabet eigentlich ein willkürliches System ist. Ist es wirklich wichtig, das ABC genauso zu können? Trotzdem, für Vorschulkinder ist das Puzzle ein tolles Geschenk, weil es nicht so schwer ist und richtig Laune aufs Lesenlernen macht.

Titelangaben:

DUDEN: Die Reise durch das ABC- Universum.

Berlin: DUDEN- Verlag, 2019. 19,95€.

DUDEN:Übungsheft Grammatik. 3. Klasse.

Berlin: DUDEN- Verlag, 2019. 80 Seiten. 6€.

DUDEN:Übungsheft Rechtschreibung. 3. Klasse.

Berlin: DUDEN- Verlag, 2019. 80 Seiten. 6€.

DUDEN:Übungsheft Aufsatz. 3. Klasse.

Berlin: DUDEN- Verlag, 2019. 80 Seiten.6€.

DUDEN:Übungsheft Lesen. 3. Klasse.

Berlin: DUDEN- Verlag, 2019. 80 Seiten. 6€.

Neu Gelesen

Thorbecke Verlag: Girls Night. Rezepte und Tipps für den perfekten Mädelsabend.

Sue Quinn: 5 Zutaten. 10 Minuten. Einfach gekocht. Schnell gekocht.

Lena Söderström: Wohlfühlgerichte aus einem Topf.

Guillaume Marinette: Ofenkäse.

LV-Buch: Deftige Eintöpfe und Suppen.

Zeit zum Schlemmen und Genießen

Kaum ist die Partyzeit mit Silvester und Weihnachten vorüber, stapeln sich Kochbücher auf meinem Schreibtisch. Nun gut, denn nach dem Fest ist vor dem Fest. Wie es sich auch im Alltag kinderleicht schlemmen lässt beschreiben Sue Quinn mit 5 Zutaten. 10 Minuten. Einfach gekocht. Schnell gekocht, Lena Söderström mit Wohlfühlgerichte aus einem Topf, Guillaume Marinette mit Ofenkäse und LV-Buch mit Deftige Eintöpfe und Suppen. Für den nötigen Glamour sorgt der Thorbecke Verlag mit Girls Night. Rezepte und Tipps für den perfekten Mädelsabend.

Um alle Bücher kompakt zu würdigen, möchte ich gleich starten, und zwar mit Ofenkäse. Meine Kinder lieben ihn und das in allen Varianten. Tatsächlich geht es in dem kleinen Büchlein nicht um den Käse (er wird gekauft), sondern um das, was es dazu gibt. Hier reichen die Ideen von in Kräuterbutter gerösteten Croutons bis hin zu ganzen Hefekränzen, in die der Käse sozusagen eingebacken wird. Das Tolle daran: Im schlimmsten Fall hat man immer den Käse und ein Baguette, im besten Fall hervorragende Cracker, Lamosa-Sterne mit Fleischfüllung, Blätterteigspieße oder Champignonschiffchen. Der Fantasie sind offensichtlich keinerlei Grenzen gesetzt. Unser Weihnachtsessen war damit übrigens festgelegt.

Lecker im Winteralltag

Lena Söderström widmet in Wohlfühlgerichte aus einem Topf ein ganzes Buch dem Eintopf. Im Winter vereint der Eintopf viele positive Aspekte: Vollständige Resteverwertung, nahrhafte Gerichte für viele hungrige Menschen, absolute Alltagstauglichkeit da entweder tiefkühl- oder aufwärmbar und schließlich allein der verführerische Duft heißen Eintopfs. Dank Söderström gibt es von nun an mehr Varianten als Pichelsteiner und Graupensuppe. Fleisch, gegrillte Paprika, süßsaure russische Fischgerichte, dazu knusprig geröstetes Gemüse und Croutons: der Winter kann kommen.

Tatsächlich finden sich viele Geschmacksrichtungen von süßsauer bis mediterran oder gar orientalisch in ihren Rezepten. Eintopfmuffel haben von nun an keine Chance mehr. Toll, das Söderström auch ein paar Anregungen um den Eintopf herum gibt, wenn zum Beispiel Salate, Saucen oder Cracker gereicht werden. Die wenigen vegetarischen Gerichte sorgen zusätzlich für Abwechslung. Der Eintopf wird definitiv zum Sonntagsschmaus.

Familienerprobte Gerichte

Auch bei Deftige Eintöpfe und Suppen von LV-Buch geht es um die Alltagstauglichkeit der Kulinarik. In den gesammelten Rezepten der Landfrauen ist alles dabei. Manchmal auch Rezepte, die ich nicht gebraucht hätte. Klar bin ich etwas puristisch. Aber wenn ich nun schonmal Geld für ein tolles Kochbuch ausgebe, erwarte ich tatsächlich auch so etwas wie Kochkunst. Meistens finde ich das auch. Bei den Landfrauen sind wirklich alle Rezepte Großfamilientauglich. Aber nicht alle sind wirklich von Anfang bis Ende selbst gekocht.

Ich benutze weder Dosenlinsen, noch noch Tomatencremesuppe aus der Tüte. Und auch Chinapfannengemüse aus der Tiefkühltheke mache ich nie, sowie ich auch keine Zigeunersauce im Kühlschrank habe. Die meisten Rezepte sind richtig gekocht. Um jedes einzelne, das mit Fertigprodukten zubereitet wird, tut es mir leid. Ich finde, gerade wenn es um Nachhaltigkeit und Wertschätzung geht, sollten wir bei dem anfangen, was auf unseren Tellern landet. Fertigprodukte sind nicht schlimm. Aber weder nachhaltig noch Teil der Haute Cuisine.

Ideales Anfängerkochbuch

Ein bisschen anders ist es mit Sue Quinns 5 Zutaten. 10 Minuten. Einfach gekocht. Schnell gekocht. Ihr Kochbuch auf die Schnelle ist in ein paar Jahren ein wunderbares Geschenk für meine Mädchen, wenn sie einmal ausziehen wollen und selbständig werden. Tatsächlich gibt es nur fünf Zutaten pro Gericht, wobei manchmal ebenfalls Fertigprodukte wie zum Beispiel Tortillas verwendet werden. Das ist auch geschummelt, wobei ich in diesem Fall sagen würde, Kochanfänger dürfen das.

Von Standards wie Guacamole bis hin zu Spaghetti mit Venusmuscheln oder Seebarsch in Dashibrühe findet man eine große Auswahl an einfachen Rezepten, die über die lästige Nudelsuppe und TL-Pizza hinausgehen. Ganz zu schweigen davon, dass man in einem kleinen Studentenhaushalt weder eine große Vorratshaltung hat noch viel Platz, um zu kochen. Ideal also als Geschenk zum ersten eigenen Hausstand.

Partyfieber

Girls Night aus dem Thorbecke Verlag hingegen ist ein perfektes Geschenk für einen Mädelsabend. Hier wird nicht nur Essbares gekocht, es stehen auch Beautyrezepte, Drinks, kleine Basteleien und Filmtipps zur Debatte. Frei nach dem Motto »Glitzer geht immer« gibt es alles in Pink, fruchtig, fröhlich und verspielt. Wenn das mal keine Garantie für eine denkwürdige Geburtstagsparty für Teenager aufwärts ist, weiß ich es auch nicht. Meine Große jedenfalls wird dieses Büchlein auf dem Tisch liegen haben. Als Partygarantie.

Titelangaben:

Guillaume Marinette: Ofenkäse.

Ostfildern: Thorbecke Verlag, 2018. 72 Seiten. 12€.

Lena Söderström: Wohlfühlgerichte aus einem Topf.

Ostfildern: Thorbecke Verlag, 2019. 128 Seiten. 20€.

LV-Buch: Deftige Eintöpfe und Suppen.

Münster: LV-Buch, 2019.116 Seiten. 18€.

Sue Quinn: 5 Zutaten. 10 Minuten. Einfach gekocht. Schnell gekocht.

Aarau: AT-Verlag, 2017. 256 Seiten. 10€.

Thorbecke Verlag: Girls Night. Rezepte und Tipps für den perfekten Mädelsabend.

Ostfildern: Thorbecke Verlag, 2019. 64 Seiten. 14€.

Neu gelesen

Christopher Ecker: Der Bahnhof von Plön.

 

 

 

Zwischen Apokalypse, Dystopie und Mummenschanz

 

Christopher Ecker zieht in Der Bahnhof von Plön mit schwerem Geschütz auf. Beängstigend konsequent bohrt sich der Kieler Autor in die Abgründe menschlicher Albträume. Der Protagonist, der sich im jüngsten Roman seinen Handlungsspielraum nur mit sich selbst teilen muss, mäandert als eine Mischung aus Superheld, Massenmörder und Oberstudienrat durch Raum und Zeit.

 

Jemand verfasst seine Memoiren. Christopher Ecker beginnt Der Bahnhof von Plön im Bereich des Beliebigen. Memoiren sind für alte Männer und noch auf den ersten eineinhalb Seiten belässt der Autor seine Leser im harmlosen Stillleben eines Kindes mit Hamster. Das gefällige und abgedroschene Bild eines Lebens im Hamsterrad steht in starkem Kontrast zum Rest des Werks. Selbiger ist von einem bildgewaltigen, cineastischen Stil geprägt.

 

Monumentalistische Gemälde

Zwar überzeugt Ecker seit jeher mit seiner Wortgewalt, diesmal jedoch gliedert er seinen Roman wie ein Regisseur. Vom anfänglichen Fokus auf einen Hamster im Laufrad schwenkt die Kamera im Laufe des Werks auf ein bombastisches Gemälde, dessen Eindrücklichkeit und Beklemmnis zwischen Hieronymus Bosch, Pieter Bruegel und Peter Paul Rubens wechselt. Sofort wird man in den Bann eines Antihelden gezogen, der versagen muss, scheitert und zum Schlächter wird.

 

Dabei spielt Ecker mit Metaphern, wie sie aus Agentenromanen, Fantasyepen und kafkaesken Dystopien bekannt sind. Weder aber legt er sich auf ein Genre fest, noch verfolgt er konsequent ein Ziel. Letztendlich endet sein Roman dort, wo er beginnt, oder er findet einen Weg, das Fantastische gegen die Realität zu tauschen oder er stellt ein neues Rätsel. Was ist der Mensch?

 

Vergangenheit und Zukunft eines Geschlechts

Schließlich bleibt der Autor im Vagen. Ein Held, nicht näher benannt, benimmt sich wie ein Geheimagent, ein Auftragskiller, der für obskure Personen, denen er sich verpflichtet fühlt, Aufträge ausführt, die sinnlos sind. Tötet er sein eigen Fleisch und Blut? Der Auftraggeber, »Lotse« genannt, führt den Protagonisten wie eine Marionette an Fäden durch die Handlung, die zwischen ekelerregend und fantastisch schwankt.

 

Dabei bedient sich Ecker gekonnt aus vielen Genres, wobei die einzelnen Schilderungen überaus plastisch geraten. Die Aufgaben, die der Antiheld bewältigen muss, gleichen denen der griechischen Sagen oder des nordischen Sagenkreises. Wie Beowulf, der sein eigenes Monstrum gebiert, schleppt der Held, der sich als Prinz eines niedergehenden Geschlechts entpuppt, die verwesenden Leichen seiner mörderischen Aufträge von einem Stockwerk ins andere.

 

Ein Konglomerat der menschlichen Erinnerungen

Zeitweise wähnt man sich bei »Game of Thrones«, ein andermal bei »James Bond« oder dem »Herr der Ringe«. Ein Prinz, begleitet von einem trollähnlichen, treuen Diener, reist durch die Zeit, um den Untergang seines Geschlechts zu verhindern. Geführt von seinen Feinden, die ihm seine ureigene Begabung, nämlich durch Zeit und Raum zu gleiten, entreißen wollen.

 

Was macht ein Held, der zwischen Trollen, Zauberern und untreuen Vasallen kämpft, um sich selbst zu retten? Was hat eine Wohnung in New York, unterkellert mit magischen Katakomben, mit dem Bahnhof von Plön zu tun? Es ist eine Rundreise, angestachelt von Eckers Fantasie, die an den archäologischen Entdeckungen des Plöner Sees beginnt, die Gedanken parallel zu unserer eigenen Menschheitsgeschichte weiterspinnt und in der Jetztzeit eines Kieler Gymnasiums endet.

 

Karikatur des Übermenschlichen

Letztendlich wird der Antiheld auf einem Parforceritt durch die menschliche Entwicklungs- und Kulturgeschichte begleitet. Mündliche Überlieferungen und magische Verwicklungen spielen dabei eine große Rolle. Ebenso die endlosen Fragen nach der Zukunft der Menschheit und der Kapazität menschlichen Denkvermögens. Ecker beantwortet sie mit einem sarkastischen Schmunzeln.

 

Denn wenn ein zeit- und raumreisender, übermenschlicher Prinz eines aussterbenden, magischen Zauberergeschlechts, dessen Diener Trolle und Magier sind, den unsagbaren Qualen der Folter unterzogen wird, in Folge derer er die überragenden Fähigkeiten seines Geistes verliert, entsteht daraus – oh Wunder – ein Oberstudienrat für Deutsch und Philosophie. Was also ist der Mensch?

 

Titelangaben:

Christopher Ecker: Der Bahnhof von Plön.

Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016. 400 Seiten. 22,95€.