Unser launischer April macht aus jedem Tag ein Würfelspiel. Nie weiß man, ob man drinnen oder draußen sein kann und darum nutzen meine Kinder jeden Augenblick. Wenn es schön ist draußen, sind wir alle dort und dann braucht es nicht viel, um ins Spiel zu kommen, denn jede schöne Minute ist uns allen kostbar. Manchmal dauert es sogar zu lange, bis der Sandkasten gerichtet ist und es reicht ein unbepflanztes Beet.
Meine Mädchen sind schon groß, beide können stundenlang draußen schaukeln und ihre Gedanken schweifen lassen. Und die Buben…
Spielen und spielen. Zumindest ist es das, was wir Erwachsenen sehen und benennen würden. Ich würde vielleicht sagen, Jakob backt Sandkuchen und Johann spielt mit seinen Autos.
Könnte ich Jakob fragen, würde er das ganz anders sehen. Er würde mir den Kuchen hin halten und sagen: „Namnam“. Ist das Spiel? Wenn ich Johann frage, sagt er, er müsse einen Keller mit Beton ausgießen, dafür hätte der Bagger gerade eben ein Loch ausgehoben. Ist das Spiel?
Wenn abends dann alle müde sind und erschöpft ins Bett sinken, frage ich mich auch: War das Spiel? Ist Spielen nicht entspannend? Weshalb sind meine Kinder dann so erschöpft? Wenn ich ein Spiel am PC mache oder mit meinen Kindern spiele, dann entspannt mich das. Wenn meine Kinder spielen, strengt sie das an. Vielleicht ist es kein Spiel.
Vielleicht ist es Arbeit. Ein Beruf als Sandkuchenbäcker, alle Kuchenförmchen müssen ausgefüllt sein, genauso wie meine Teigformen ausgeformt sind. Die Baugrube wird ordentlich ausgehoben, inklusive aller dabei anfallenden Geräusche.
Wenn meine Mädchen spielen, sind es oft Rollenspiele und dann heißt es manchmal: „Wir wären halt …..“ Es heißt nie: „Wir spielen jetzt…“ .
Ich glaube, wir Erwachsenen sehen das Spiel unserer Kinder oft mit falschen Augen. Wir nehmen es zu wenig ernst und wir denken, ein Spiel sei ein Auswuchs der Langeweile unserer Kinder, dazu da, unverbuchte Nachmittage zu füllen. Entsprechend gehen wir mit Spielzeug um. De facto brauchen KInder wirklich wenig. Sie beschäftigen sich stundenlang mit Legos, doch wenn keine Legos da sind, wird das Spiel nicht weniger kreativ. Spielen ist die Arbeit der Kinder, sie ist anstrengend und vielseitig und meistens ist es eine Beschäftigung mit dem Leben der Erwachsenen. Sie beobachten uns und verstehen uns nicht. So wie man mathematische Aufgaben öfter üben muss, um den Rechenweg zu verstehen, ahmen die Kinder Erwachsene nach, um deren Verhalten zu entschlüsseln. So wird gekocht, geliebt, geheiratet, gebaut und geschimpft, weil wir Großen das genauso machen. Das ist die Motivation. Kinder kochen mit der Plastikküche vom Discounter genauso gerne wie mit der hochwertigen Holzküche, und manchmal ist die Herdplatte nur für ihre Kinderaugen sichtbar.
Ich bin keine Dogmatikerin. Nach vier Kindern denke ich, alles ist irgendwie o.k., solange es die Kinder zu kreativem Spiel anregt. Spielzeug ist wirklich nur Zeug zum Spielen, es ist beliebig ersetzbar und neutral. Aber wir, die Großen, sind das nicht. Wir sind das Modell, das nachgestellt wird, mit irgendwelchen Mitteln. Es reichen im Garten Steine, Blätter und Zweiglein, es wird trotzdem Kuchenbacken gespielt. Die großen Kinder spielen Schule, weil der Personenkreis, mit dem sie zu tun haben, erweitert wird. Lehrer treten hinzu. Doch das Prinzip der Nachahmung bleibt. Spielen ist nur eine andere Möglichkeit des Wissenerwerbs. Also Arbeit. Also anstrengend. Ihr Material dazu sollte einfach so sein, dass die Kinder ihre ursprüngliche Absicht, nämlich Wissen über das Verhalten Erwachsener zu erwerben, auch ausführen können.
Einfach, oder?
Zum Thema Spielen gibt es übrigens auf BerlinFreckles eine schöne Blogparade. Schaut doch mal vorbei!
My kids love playing outside. As well as inside. This time, we enjoyed a few warm minutes outside and my boys were baking and building the whole time.
Isn’t that simply beautiful?