Ritva Tuomi, Susanna Uusitalo: 30 Teppiche. Unikate aus einer Vielzahl von Techniken.
Schickes für die Böden
Eigentlich haben sich Ritva Tuomi und Susanna Uusitalo mit 30 Teppiche. Unikate aus einer Vielzahl von Techniken ein schwieriges Aufgabengebiet ausgesucht. Ich finde es gar nicht so einfach, hübsche Teppiche herzustellen, wenn man auf einen Webstuhl und komplexe Knüpftechniken verzichten muss. Das wissen die beiden wohl auch, denn so ganz ohne Webstuhl geht es nicht, aber viele der vorgestellten Teppiche sind einfach nachzuarbeiten. Dann los!
Mit relativ simplen Mitteln lassen sich schöne Teppiche herstellen. Ich selbst habe schon viele gemacht und festgestellt, dass ich am besten kleine Teppiche und Läufer machen kann. Große Teppiche wie der von Friederike leiden darunter, dass sie schlecht zu reinigen sind. Ein wichtiger Punkt bei kleinen Kindern. Insofern kenne ich viele der Techniken, die im Buch angewendet werden und finde sie trotzdem toll.
Häkeln und Stricken
Zum Beispiel aus Trikotgarn und Papierkordeln sind Teppiche mit riesengroßen Nadeln schnell gestrickt oder gehäkelt. Kleine runde oder eckige Teppiche für Schlafzimmer und Bad wärmen grade im Winter die nackten Füße da, wo es notwendig ist. Es wird mit Luftmachen gehäkelt, mit den Fingern, jeweils mit einer richtig großen Häkelnadel. Material geht dabei einiges auf, darum bietet es sich an, vorberereitet zu sein.
Wer aus dicken Schurwollschnüren häkelt, kann mit Luftmaschen auf den Teppich schöne Filzstrukturen anbringen, die dann in der Waschmaschine gefilzt werden. Auch eine schöne Idee. Die Autorinnen häkeln auch aus Jute, Garn, Plastikschnüren, Kordeln und Resten. Vorausgesetzt, man mag eben Häkel- oder Strickoptik, entsteht so bereits ein Großteil von dem, was theoretisch technisch an Teppich möglich ist.
Aufmöbeln
Vielleicht hat aber auch jemand bereits einen Teppich, der nur ein Remake bräuchte? Auch hierfür haben die Autorinnen kreative Vorschläge zum Bedrucken, Einfärben, Bemalen, Besprühen oder Batiken. Wenn einem gar nichts mehr einfällt, lässt sich sogar noch ein Teppichmuster auf den Fußboden aufmalen. Wobei ich da ja kaum einen Vorteil sehe. Gerade aber die Druckmuster z.B. für alte Sisalteppiche finde ich schön und sie verlocken zum Nacharbeiten.
Genäht wird ebenfalls, wobei hier der Begriff des Teppichs weitergefasst wird und auch Picknickdecken umfasst, z.B. aus alten aneinandergenähten Flickenteppichen oder aus Jeanspatches. Der kleine Vorleger aus aufgenähten Stoffresten sieht aber sehr kuschelig aus und der Teppich aus Sackleinen ist stylisch und robust, in den verliebt man sich sofort. Für kleine Kinder gibt es genähte Spielteppiche, die fußwarm sind und im Kinderzimmer ins Spiel integriert werden können.
Ausgefallenes
Projekte, auf die ich selbst wohl nicht gekommen wäre, faszinieren mich immer besonders. Wie die Teppiche aus geflochtenen Filzstreifen, mit dem schönen Schachbrettmuster. Die Arbeiten aus verflochtenen Stoffstreifen dagegen kenne ich, das mache ich selbst auch so. Wenn Stoffstreifen gerissen werden, entstehen interessante, kuschelige Teppiche auf Haftgittern, bei denen der Zeitaufwand auch lohnt. Eher skeptisch betrachte ich den Teppich, bei dem ein rundes Stück Wollfilz einfach wie ein Scherenschnitt eingeschnitten wird. Naja.
Wer gern mit Wollfilz arbeitet, kann ihn auch besticken. Dafür bieten Tuomi und Uusitalo ein paar Stickideen an, die dann jeder für sich optimieren kann. Toll finde ich den Teppich aus Weidenzweigen, der, mit Textilgarn verwebt, bestimmt einen praktischen Fussabstreifer ergibt. Auch der Makrameeteppich aus Jutegarn ist etwas Besonderes. Dagegen finde ich den Teppichabdruck in Beton eher mühsam und Weben mit dem Webstuhl kann ich nicht. Nicht alle Projekte sind für jeden durchführbar und schön, aber Tuomi und Uusitalo haben genug Ideen in ihrem Buch vereint, dass sich jeder etwas finden wird.
Titelangaben:
Ritva Tuomi, Susanna Uusitalo: 30 Teppiche. Unikate aus einer Vielzahl von Techniken.
Übersetzt von Varpu Vuorjoki und Günter Habermann.
Münster: LV- Buch, 2017. 146 Seiten. 16,95 EUR.