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Marion Mebes, Antje Bohnstedt: Der Gefühleflip. Flip mal, Mix mal, Fühl mal.

Was ist in mir drin?

Die Sozialpädagogin Marion Mebes hat dank der kongenialen Illustrationen von Antje Bohnstedt einen wunderbaren Weg gefunden, die eigene Gefühlswelt zu erkunden. Mit Der Gefühleflip. Flip mal, Mix mal, Fühl mal sollte es gerade jenen pädagogisch tätigen Menschen gelingen, Kindergefühle zu erfassen, die im Alltag vielleicht Schwierigkeiten haben, ihre Klientel zu erreichen. Ohne große Worte kann man sich so der eigenen Emotionen bewusst werden.

Das beste am Gefühleflip ist, wie offen er gestaltet wurde. Autorin Mebes hat hierzu ein Konzept entwickelt, das es Kindern und Therapeuten ermöglicht, ohne Vorurteile und festgelegte Konventionen über Gefühle zu sprechen. Dass dies umsetzbar war, verdankt sie der Illustratorin Antje Bohnstedt. Sie hat mit ihrem Biber eine sympathische Identifikationsfigur geschaffen, deren Ausdruck nicht suggestiv wirkt.

Zeit zum Nachdenken

Der Flip funktioniert wie beliebte Kinderspiele. Nach MixMax- Art können verschiedene Biberbilder entsprechend kommentiert werden. Wirkt dieser Biber eher gestresst oder passt ein anderer Ausdruck besser? Manche Illustrationen sind leicht zuzuordnen, aber wie sieht ein gelangweilter Biber aus? Plötzlich öffnet sich ein Reflexionsuniversum und es gibt Diskussionspotential.

Genau hier will Mebes hin. Ohne über sich selbst und die eigenen Gefühle sprechen zu müssen, können sich Kinder klar werden, wie man sich fühlt, wenn man zum Beispiel einsam ist. Bohnstedt setzte manchmal den Biber in eine situative Umgebung, die aber immer auch offen gestaltet wurde, so dass mehrere Interpretationen möglich sind. Gefühle drücken sich stets nicht nur über die Mimik, sondern auch über die Körperhaltung aus.

Therapie und Diskussion

Ich könnte mir vorstellen, dass gerade für Schulsozialarbeiter der Flip interessant ist. Auch für Erzieherinnen, die im Kindergarten mit kleinen Menschen konfrontiert werden, denen oft die Worte fehlen für ihr Innenleben, die sich aber in den Biberbildern wieder finden können, ist der Flip toll. Vielleicht sogar für Mamas wie mich, wenn die Kinder mit einem undefinierten Gefühl des Unbefriedigtseins aus der Schule nach Hause kommen und ich auf die Frage, was denn passiert sei, keine Antwort erhalte.

Insgesamt überwiegt beim Gefühleflip der therapeutische Ansatz. Das macht ihn für den Hausgebrauch nicht unbedingt uninteressant, ich finde nur, dass er in Kindergärten und Schulen besser verwendet werden kann. Mebes hat sich bei der Konzeption viele Gedanken gemacht, im Falle der therapeutischen Anwendung sind sie zur Anregung für die Benutzer notiert. Man sieht, eine versierte und kluge Beobachterin von Kindern hat hier ihre Erfahrungen einfließen lassen. Dank der wundervollen Illustrationen von Bohnstedt, die als vierfache Mutter sicher allen möglichen Kinderemotionen ausgesetzt ist, ist ihr Konzept sehr gelungen und mit Sicherheit perfekt einsatzfähig.

Titelangaben:

Marion Mebes, Antje Bohnstedt: Der Gefühleflip. Flip mal, Mix mal, Fühl mal.

Köln: mebes & noack. 2014. 72 Seiten. 16,50 EUR.

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