Archiv für den Monat: April 2017

Reise in die Vergangenheit – A Trip to the Past

Grad begebe ich mich auf eine Reise in die Vergangenheit. Ich liebe singen und mein Chor ist wild entschlossen, im Mai ein Swingkonzert zu stemmen. Das Programm wird toll und es ist Ehrensache, dass wir alles durchgestalten. Mit Choreographie und Kostümen im Stil der 20er Jahre. Eigentlich für mich kein Problem, weil ich gern tanze und sowieso ein 20er Jahre Outfit habe. Aber: es ist schwarz. (Hallo? Klar ist es schwarz). Weil meine Damen aber gern von Bühnenscheinwerfern in wechselnden Farben angestrahlt werden möchten, muss es weiß sein. Oh je!

I’m on a trip to the past right now. I love to sing and my choir is determined to host a Swing Concert reminding of the roaring twenties. With costumes and dancing and all. I love it. But: we were told to get a white Flapper dress. White? Hello? They said it had to do with the light on stage, so well. White.

So, hier meine Challenge: Die Wahrscheinlichkeit, dass ich irgendwann wieder in ein weißes Charlestonkleid schlüpfe, geht gegen null. Also will ich nichts investieren. Oder nur wenig. Man nehme:

As I don’t think I will wear that dress anymore after, I don’t want to invest a lot of money. So I took:

den Vorhang, den mir meine Nachbarin zum Zerschneiden gebracht hat. Die Blüten sind weiß und in Häkeloptik. Cool, oder?

an old curtain I got from my neighbour. Has some sorts of crochet flowers on it. Isn’t that cool?

Dazu: ein altes weißes Baumwollbettlaken, denn schließlich sieht man durch Häkeloptik durch.

Plus: old white linen, as the curtain is transparent.

Dann: einen anderen weißen Organzavorhang, denn ich brauche auch sowas wie einen Futterstoff, da ich ja tanzen muss.

Plus: another curtain, made of polyester, which I will use as lining.

Den Reißverschluss habe ich aus einem alten Kopfkissen herausgetrennt.

I took the zipper out of an old cushion top.

Garn muss ich kaufen.

Yarn I had to buy, of course.

Der Schnitt: ein süßes Kleid aus der Ottobre 2/2008. Kein Flapperschnitt, weil: mein Körper vier Kinder zur Welt gebracht hat, ich nicht 25 Jahre alt bin und mehr als 50 kg wiege. Also: eher eine leichte A-Linie. Damit es trotzdem aussieht wie aus den Zwanzigerjahren: A-LInie abschwächen, Länge einkürzen und einen Beinausschnitt in der vorderen Mitte hinzaubern.

Gut zum Tanzen, nichts wird zwicken und meine dickste Stelle ist weniger auffällig.

The pattern is from Ottrobre 2/2008, but not Flapper like. Because I gave birth to four kids and nothing on me looks like a 25 year old flapper. I weakened the A-line design, shortened the pattern and cut in a slit in the front middle.

Zugeschnitten und alles vernäht, es war z.T. etwas aufwändig mit den vielen Schichten, weil ich aufpassen musste, dass mir z.B. der Reißverschluss nicht abhanden kam, aber es hat geklappt. Mein Rohmodell ist fertig.

Keine Spaghettiträger, guter Schnitt.

Aber: es sieht null !!!! nach 20er Jahre aus. Eher wie ein Brautkleid. Und der Beinausschnitt ist zu wenig auffällig. Leute, hier ist Arbeit gefragt, wenn ich jemals  auf die Bühne will. Morgen geht es weiter!

Verlinkt mit: Creadienstag, Pamelopee, Meertje, HoT, Dienstagsdinge, Gusta und HappyRecycling!

The sewing was easy as I knew the pattern very well, I just had to take care I always got all the different fabric layers. Now I have a raw model.

But: it doesn’t look at all like a flapper dress. More of a wedding gown. I have a lot more work to do if I want to wear it on stage. Will tell you tomorrow, stay tuned!

Neu Gelesen

Klaus Schuker: Hexarella und der Wundervogel.

Krimi für Kleine

Klaus Schuker hat mit Hexarella und der Wundervogel eine Art Einsteigerkrimi für Grundschulkinder geschrieben. Die Geschichte von der kleinen Hexe Hexarella, die mittels eines Wundervogels eine Geschichte um einen verseuchten Weiher und viele tote Vögel aufklärt, ist vor allem geeignet für Kinder, die schon etwas lesefest sind, z.B. in der zweiten Klasse, und Lust haben, viele Elemente von Kindergeschichten zu kombinieren.

Schuker deckt mit seiner Thematik eine große Bandbreite von Aspekten ab, die Kindern in diesem Alter wichtig sind. Hexarella kann zaubern, aber noch nicht richtig und sie hat ihre Eltern verloren und muss bei ihren boshaften Hexentanten wohnen. Hexen und Menschen wohnen in getrennten Dörfern und die Hexen verstehen die Sprache der Vögel. Viele zauberhafte Elemente also, die in Kinderbüchern seit Otfried Preußlers »Kleiner Hexe« immer wieder auftauchen. Dass Hexen gut und böse sein können, so wie Menschen auch, wird für den Fortgang der Geschichte noch wichtig.

Rätselhaftes Vogelsterben

Hexarella bekommt mit, dass rund um ihr Dorf viele Vögel sterben. Als naturverbundenes Hexenkind spielt sie oft auf den Wiesen und trifft dort die Vögel. Im Hexendorf ist sie dank ihrer Freunde gut eingebunden, so lassen sich auch die Quälereien durch ihre Tanten besser aushalten. Die Hexentanten sind klassisch gehalten: durch und durch böse, quälen sie Mensch und Tier, kreischen und intrigieren. Kleine Leser werden in traditionellen Vorstellungen eher bestätigt.

Die Dorfvorsteherin Schanaaxa – die Namensfindung bei den Hexen folgt bis auf »Hexarella» einem eher unkreativen Weg (»Dixiixi, Doxooxo« etc.) – spricht Hexarella auf deren Entdeckung mit den erkrankten Vögeln an und weist die kleine Hexe darauf hin, dass die Lösung des Rätsels möglicherweise im Menschendorf zu suchen sei. Durch mehrere kleine Parallelhandlungen, z.B. mit der bösen Tante Axafaxa, verliert man den Haupthandlungsstrang immer wieder aus den Augen.

Längen in der Mitte, geballte Spannung am Schluss

Umso spannender wird es gegen Ende des Krimis. Endlich löst Schuker sich von allen Nebenhandlungen und lässt Hexarella mit Hilfe des Wundervogels die Spur des verseuchten Weihers zurück ins Menschendorf und zu einer Chemiefabrik verfolgen. Dank ihrer beiden Freunde gelingt es auch, die Menschenpolizei zu informieren und die Umweltsünder dingfest zu machen. Alles löst sich in Wohlgefallen auf, die tyrannischen Hexentanten aber müssen im Giftweiher ihr Leben lassen und Hexarella darf daraufhin bei ihren Freunden einziehen.

Es ist etwas viel von allem in diesem Krimi, einiges wird auch nicht ausgearbeitet. Weshalb starben Hexarellas Eltern? Warum hat Hexarella auf der einen Seite blonde, auf der anderen dunkle Haare? Da der Wundervogel nur mit Hexarella spricht, was auch die anderen Vögel können, hat er keine weitere Funktion. Auch die vielen kleinen Parallellungen könnten besser entzerrt werden. Trotzdem ist die Figur der Hexarella sehr sympathisch und auch Schukers Sprache mit der lockeren, aber nicht stupiden Art der Sprache zwischen Kindern ist angenehm zu lesen. Ich hätte mir für meine Kinder gewünscht, dass die Dichte im Buch entzerrt würde und lieber auf zwei Bücher verteilt wird. Auch die Thematik selbst finde ich durchaus gut gewählt – Umweltsünden und Familienprobleme sind Kindern immer nah – aber eben auch sehr dicht. Ich bin gespannt, ob Hexarella noch mehr Abenteuer erleben darf.

Titelangaben:

Klaus Schuker: Hexarella und der Wundervogel.

Fellbach: Fabulus Verlag, 2016. 120 Seiten. 15 EUR.

Gartengast – A Guest in my Garden

Gerade habe ich Besuch in meinem Garten, seht nur! Ich glaube, das ist ein Wanderfalke. Und ich glaube, dass er auf einem Auge blind ist.  Seit Herbst sehe ich ihn immer wieder. Er fiel buchstäblich vom Himmel. Ich dachte, er würde sterben, sein Flügel war verletzt. Ich hatte bei der Vogelrettung angerufen, doch niemand war gekommen. Dann war er den Winter über immer wieder weg und wieder hier. Aber er hat nicht abgenommen und ich finde, er ist gut im Futter, obwohl er nur ein Auge hat und wahrscheinlich sein Flügel für Langstreckenflüge nicht mehr zu gebrauchen ist. Unsere Buche und er viele Efeu bieten ihm wohl Schutz. Und es gibt massenweise Spitzmäuse bei uns. Er war ein geduldiges Fotomodell dieses Mal, alle anderen Bilder waren immer verwackelt.

Willkommen im Garten, mein Freund. (MMI)

Right now there is a visitor in my garden. I assume it’s some sort of falcon, but I don’t know. And I think he’s blind on one eye. He’s been visiting since autumn, when he fell from the sky one day. His wing was broken and I called a veteranian who didn’t show up. Now and then he visits our garden. I guess he likes the beech, the ivy and the mice. He doesn’t look torn or hungry and I am glad he is obviously well.

Welcome to the garden, my friend.

Frühjahrsstrick – Spring Knits

Hier kommt mein neues Lieblingsprojekt. Endlich ist der Frühlingsponcho fertig. Ich habe diesmal mit meiner handgesponnenen Wolle gestrickt und bin entsprechend stolz auf das Ergebnis. Fein spinnen klappt bei mir fast besser als dickes Garn zu spinnen und mit Nadel dreieinhalb und ca. 400g Garn bin ich gut über die Runden gekommen. Ich finde das Modell perfekt, und es ist nicht von mir.

Es stammt aus: Strickponchos und Lieblingscapes von Helgrid van Impelen aus dem EMF – Verlag.

Das war ein Rezensionsexemplar und ich bin schwer beeindruckt. Ich mag ja sowieso Tücher total gern und ein Poncho ist für mich nur ein Tuch, das ich nicht festzuhalten brauche. Jetzt hängt er im Laden, weil ich zwar das Rotfuchsgarn total gern versponnen habe, mir aber dieser Farbton so gar nicht steht. Leider. Ich denke, ich kriege einen in grau. Trotz Wolle empfinde ich den Poncho nicht als heiß, aber das geht mir bei Lacemustern immer so. Ideal also fürs Frühjahr und ab damit zu Creadienstag, Meertje, Pamelopee, Dienstagsdinge und  HoT!

This was my favorite spring project. A poncho made of my handspun yarn. Knit with needles size 3,5mm and with an amount of about 400g. I like the pattern very much, but it’s not mine. I guess a poncho is just a shawl you don’t have to hold tight and the light weight yarn is just perfect for a spring walk. Just love.

Neu Gelesen

Angelika Ertl: Jetzt haben wir den Salat! Praxisratgeber für Ernteglück im Biogarten und wie Sie zu unfassbar gesunden Lebensmitteln kommen.

Her mit dem Salat!

Gartenbücher habe ich viele und ich habe auch viele gute. Das muss ich sagen, vor allem dank meiner Rezensionstätigkeit. Oft merke ich mir aber auch nur Teilbereiche und verschenke die Bücher dann. Diesmal sicher nicht. Denn Angelika Ertls Jetzt haben wir den Salat! Praxisratgeber für Ernteglück im Biogarten und wie Sie zu unfassbar gesunden Lebensmitteln kommen ist so umfassend und so ganz genau das, wie ich gärtnern will, dass ich außer ihrem Buch eigentlich gar nichts mehr brauche.

Gut, ich gebe es zu. Ich mag auch den österreichischen Dialekt sehr. Mein Opa stammte aus Wien und wenn ich lese, wie Ertl »Paradeiser« und »Kisterl« schreibt, geht mir das Herz auf. Ich bin also voreingenommen. Aber: hier hat eine Frau ein Gartenbuch verfasst, die biologisch gärtnern will, die buntes Chaos liebt und gerne mit Gartenwoodo, Kräutern und Kompost experimentiert. Also ganz genau mein Beuteschema.

Grundlagen des biologischen Gärtnerns

Das tolle an Ertl ist, dass sie die Erfahrungen aus verschiedenen Richtungen vereint und evaluiert hat. Es geht also nicht nur um Permakultur oder effektive Mikroorganismen, sondern sie kombiniert ihre Erfahrungen und lässt sie zu einer Praxis verschmelzen, die auch beim Hobbygärtner ankommt. Es geht also um Kompost, Düngen und Mulchen genauso wie um ein biologisches Gleichgewicht im Garten. Dabei gelingt es ihr, die Aspekte immer auf Grundlagen herunterzubrechen, die sehr schnell umsetzbar sind.

Es gibt auch keine Vorbehalte gegenüber Gartenvorlieben – die kategorische Ablehnung von Kunstdünger ausgenommen. Also werden alle Beetformen vorgestellt. Sehr schnell befasst sich Ertl mit konkreten Pflanzplänen. Wer also loslegen mag, kann das mit ihrem Buch daneben sehr schnell tun. Mischkultur ist das Zauberwort ebenso wie Fruchtwechsel und Gründüngung. Salate im Winter, Heilkräuter im Garten, essbare Blüten. Auf Doppelseiten wird jeweils ein kurzer Überblick über Wissenswertes gegeben.

Viel breites Wissen über Gärten

Wer auf knapp zweihundert Seiten so viele Aspekte anreißt, kann nicht in die Tiefe gehen. Doch das macht nichts. Wer mehr über Permakultur oder andere Themenbereiche wissen will, findet im Literaturteil genügend Titel. Ertl geht es ums Machen, das merkt man deutlich, um die Lust am Gärtnern und draußen sein. Und das kann sie so wundervoll vermitteln, dass man am liebsten gleich zum Spaten greifen möchte.

Wildblumenwiese, Wildkräuter, Kochrezepte, Heilkräuterrezepte oder Gartenurlaub: jeder findet bei Angelika Ertl sein Gartenglück. Ich liebe auch den Anhang, weil Ertl hier ihre Bezugsquellen offenlegt, z.B. für biologisches Saatgut. Ein bisschen Werbung für den Eigenverlag und ihre Gartenreisen müssen auch sein, aber da der Gartenteil so sympathisch und gut geschrieben ist, bin ich hier sehr milde. Eine Gärtnerin aus Leidenschaft will von der Leidenschaft leben, das ist doch legitim. Ich jedenfalls habe eine neue Gartenbibel und das freut mich sehr.

Titelangaben:

Angelika Ertl: Jetzt haben wir den Salat! Praxisratgeber für Ernteglück im Biogarten und wie Sie zu unfassbar gesunden Lebensmitteln kommen.

Feldkirchen: Oliva Verlag, 2016. 192 Seiten. 24,50 EUR.