Archiv für den Monat: Mai 2016

Ein Augenblick – One Moment

Lesen und Blumen – beide Hobbys vereint auf meinem Tisch. Eine Woche vorbei, die neue noch nicht begonnen. Weil’s so schön war, ab damit zum Freutag, zu den Flowerpowerbloggers und zu Friday – Flowerday!

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende, wir sehen uns wieder am Montag!

Reading and flowers – I love them both. A week ends, the next hasn’t started yet. How wonderful!

I wish you a fabulous weekend, I’ll be back again on monday!

Narzisse5 Narzisse4

Narzisse2 Narzisse1

Auf meinem Tisch – On my Table

Wenn man sich z.B. glutenfrei oder vegan oder sonst irgendwie besonders ernähren möchte, gerät man spätestens beim Brotbacken an seine Grenzen. Ich habe für meinen Teil eine halbe Ewigkeit gebraucht um ein Rezept zu finden,  das Kohlehydratfrei ist und auf das ich gerne Marmelade schmieren möchte.

In case you want to leave out gluten in your food or concentrate on vegan cuisine, you might be facing some problems regarding bread. It took me ages to find a recipe without gluten or any carbs   for my breakfast bread with jam. 

Ich habe dafür in den Untiefen des Netzes ein Rezept gefunden und für meine Bedürfnisse abgeändert. Und zwar so:

Alle Zutaten werden vermischt. Das sind:

135g Sonnenblumenkerne (falls sie zu wenig sind, mische ich z.B. mit Kürbiskernen), 90g Leinsamen, 65g Flohsamen, 145g gemahlene Mandeln, 2 EL Chia-Samen, 4EL Flohsamenschalen, 1 EL Meersalz, 1EL Agavendicksaft, 3EL Speiseöl, 350 ml Wasser.

At last I found a recipe which I was able to adjust to my needs. All ingredients are mixed.

You need. 135g sunflower seeds, 90g linseed, 65g ispaghula, 145g ground almonds, 2 Tblsp. Chia-seeds, 4 TBLsp. psyllium husks, 1 TBLsp. salt, 1TBLsp. agave syrup, 3TBLsp. oil, 350ml water.

Diese Mischung lasse ich über Nacht in der Backform quellen. Am nächsten Tag stelle ich die Form bei 180°C ins Rohr, backe sie 20 Min, dann stürze ich das Brot und lasse es 30 Minuten weiterbacken. Erst anschneiden, wenn der Laib völlig erkaltet ist, sonst fällt alles auseinander. Mir als Alleinesserin reicht die Menge für etwa eine Woche. Ich lagere das Brot offen, weil ich gemerkt habe, dass Saaten wesentlich schneller schimmeln als Mehl und ich ja ein paar Tage lang essen möchte. Ich mag’s am liebsten morgens zur Marmelade.

Let the mixture rest in the baking pan overnight. The next day, bake it on 180 °C for 20 minutes, then remove the pan and bake the bread again for 30 minutes. Wait until completely cooled for cutting, as it will fall apart otherwise. I keep it stored open in my kitchen, as the seeds get moldy easier than flour. 

Saatbrot2 Saatbrot1

 

Ich verlinke mit: Frollein Pfau und Facile et Beau!

Aus meiner Werkstatt – In my Studio

Dreieck blau1

 

Ich bin immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Diesmal wollte ich sehen, ob ich es tatsächlich schaffen kann, mir selbst ein Dreieckstuch auszudenken. Ich kann, und es war gar nicht so schwierig, wie ich anfangs dachte.

Well, I wanted a new knitting challenge for myself. Like thinking up a shawl on my own. I did and it was easier than I thought at first. 

Das Garn ist wiederverwertet, ich habe Strumpfwollreste genauso verwendet, wie Merinogarn. Das  türkise Merinogarn war ein Pullover, ich habe ihn aufgetrennt und das Garn stark gespannt, gewaschen und entflust. Was soll ich sagen? Es ist wie neu. Toll, oder?

I took upcycled yarn which means from my stash as well as from an old sweater. I ripped it, stretched the yarn, washed it and it was perfect for usage. 

Das Muster: der Einfachheit halber habe ich gewechselt zwischen unregelmäßigen Löchern (alle 10M ein Umschlag und eine Masche überzogen gestrickt), das Ganze ist versetzt und mit jeweils ein paar Abstandsreihen dazwischen.

Die Dreiecksform ist keine Hexerei, sondern eine Zählerei.

I decided on an easy pattern like holes and leaves to reduce my brain work.

Bei einem Anschlag von 5 Maschen (oben Mitte) würde man in der

1.Reihe: 1M stricken, 1 U, 1 M verschränkt zunehmen, 1M stricken, 1U, 1M stricken, 1 U, 1M verschränkt zunehmen, 1M stricken,1U, 1M stricken

2. Reihe stricken.

ab 3. Reihe: die erste M immer stricken, dann immer 1U, 1M verschränkt zun, 1M stricken, stricken bis zum Mittelteil, den Umschlag der 1. Reihe noch stricken dann: 1U, 1M stricken, 1U, dann wieder stricken bis zur vorletzten M, dann: 1M verschränkt zun., 1M stricken, 1 U, 1M stricken.

If you cast on 5 stitches, you would go on like this:

1st row: K1( knit one), M1 (make 1), Kfb( knit into the front and back of stitch – one increased), K1, M1, K1, M1, Kfb, K1, M1, K1

2nd row: knit

3rd row: K1, M1, Kfb, K1, knit until middle part, then M1, K1, M1, knit until second last stitch, then: Kfb, K1, M1, K1

 

Im Laufe der Zeit ergibt sich durch diese Zunahmen die Dreiecksform. Ich habe für meine anderen Muster z.T. Löcher gestrickt, oder einfache Blattmuster, oder einfach glatt oder kraus rechts, weil ich nicht noch mehr denken wollte. Solange man die Mitte findet, ist alles kein Problem.

Was rausgekommen ist, seht Ihr ja und es liegt auch in meinem Laden!

It takes time, but the triangle form will develop on its own thanks to the increasing stitches. You can add any designs you want, as long as you don’t miss the middle! 

Well, you can see the result and might want to check out my shop, too!

DReieckblau4 Dreieckblau3 Dreieckblau2

 

Ich verlinke mit : Creadienstag, Meertje, HappyRecycling, HoT, Meitlisache, Pamelopee, Dienstagsdinge, Facile et Beau und Stricklust!

Neu Gelesen

Jim Shepard: Aron und der König der Kinder

Sch’majas Traum

Jim Shepard ist es gelungen, einen bedrückenden und anrührenden Bildungsroman inmitten der Grauen und Wirren des Warschauer Ghettos zu platzieren. In Aron und der König der Kinder versucht der Simpel Aron alias Sch’maja in der furchtbaren Zeit der Deportation zu überleben und seine Familie zu schützen. Natürlich gelingt ihm beides nicht. Ich las einen Roman über Menschwerdung in der Hölle.

Die Kindheit und die Lebensumstände Arons sind unglückliche, auch ohne die Schrecken der Judenverfolgung im zweiten Weltkrieg. Aron ist ein vergessenes Kind jüdischer Herkunft, dumm, unbelehrbar und untalentiert. Nichts wird aus ihm werden, so befürchtet es der Rest der Familie. Die Familie wohnt mit vier Kindern, Eltern und Onkel an der litauischen Grenze, der Vater verfolgt als eine Mischung aus fliegender Händler und Tagelöhner verschiedene Arten des Gelderwerbs, die Mutter arbeitet als Putzfrau.

Graue Trostlosigkeit

Auch ohne Antisemitismus schildert Shepard durch seinen Ich-Erzähler eine trostlose Kindheit, die von Gewalt und Gefühlslosigkeit geprägt ist. Der raue Umgang entspricht den traurigen Lebensumständen der Familie und Aron verzweifelt früh am eigenen Unvermögen und der Tatsache, für seine Familie nur eine Belastung zu sein. Schulisch permanent überfordert, flüchtet sich Aron in eine Fantasiewelt.

Shepards Sprache ist die des Kindes. Der Satzbau ist stets einfach gehalten und oft dauert es einige Zeilen, um zu begreifen, was Aron erlebt. Die große Not der Familie wird nur mittelbar geschildert, wenn Aron zum Beispiel verprügelt wird, weil er eine Schere auseinanderbaut für ein Spielzeug und die mittellose Familie dann eben ohne Schere auskommen muss. Die Perspektive einer Festanstellung in einer Warschauer Textilfabrik muss der Familie als letzter Strohhalm erschienen sein.

Urbane Grausamkeit

Aron soll in der Fabrik mitarbeiten, doch schon bald ist er auch für die schwere Kinderarbeit zu ungeschickt. Also hilft er seiner Mutter beim Kochen und Wäschewaschen und pflegt seinen jüngeren, lungenkranken Bruder. Im urbanen Elend der Straßenkinder macht sich der aufkeimende Antisemitismus nicht schlimmer aus als die restlichen Gemeinheiten des Alltags. Ist dies Shephards Erklärung für die späte Erkenntnis der Bewohner, dass sie dem Untergang geweiht sind?

Die Armut der jüdischen Bevölkerung, der omnipräsente Fatalismus und die patriarchalen Grausamkeiten gegenüber den Kindern schaffen einen gefährlichen Nährboden für menschenverachtende Kriminalität. Lange Zeit sind für Arons Familie die Straßengangs gefährlicher als die Übergriffe der Antisemiten. Für Aron wird die Mutter mit ihrer immer verzeihenden Mutterliebe zum einzigen humanistischen Kontakt für lange Zeit. Nur einen Lichtblick in seiner tristen Umgebung hat Aron: die Radiosendung des Kinderarztes Janusz Korczak.

Kindliche Gewalt

Jim Shepard erforscht in seinem Roman die kindliche Psyche auch dort, wo es für die Erwachsenen schmerzhaft wird. Kinder sind nicht unschuldig, auch Aron nicht. Er schließt sich einer Straßenkindergang unter der Führung von Lutek an und beginnt zu rauben, zu schmuggeln und zu prügeln. Im grausamen Alltag, von Schlägen und Gemeinheiten geprägt, nimmt Aron seine Gesetzesübertritte nicht als solche wahr. Schmuggeln wird erst zum Spiel, schließlich zum Überlebensmechanismus.

Mit dem Überfall auf Polen beginnen die Nationalsozialisten mit der systematischen Ausrottung der jüdischen Bevölkerung. Das Viertel, in dem Aron wohnt, wird zum Ghetto. Immer mehr arme Menschen brauchen Wohnraum, eine zweite Familie zieht bei Aron ein. Arons Hehlerei hält bald die Familie über Wasser, fordert aber immer wieder Tribute. Sein Bruder stirbt und Arons Gang tötet im Streit über Hehlerware ein Kind. Kinder werden zu Mördern und Arons Entsetzen weicht der Erkenntnis, dass er keine Alternativen hat.

Bedeutungslosigkeit der Existenz

Auch Janusz Korczak, der jüdische Kinderarzt, muss mit seinem Waisenhaus ins Ghetto umziehen. Der prominente Mediziner wird zum Bettler für seine Kinder und Arons und Korczaks Wege beginnen, sich zu kreuzen. Derweil nimmt die Geschichte ihren unvermeidlichen Lauf. Arons Brüder und Vater werden deportiert und im Versuch, sie zu retten, verkauft Aron sich als Informant an die Gestapo.

Als auch Arons Mutter am Fleckfieber stirbt, geht der letzte Mensch von ihm, der ihn beschützt hat. Die stumme Verzweiflung an ihrem Totenbett gelingt Shepard durch die konzentrierte Schilderung von Äußerlichkeiten, denn der Simpel Aron versteht nicht und verzagt. Schutzlos ist er den Bandenkriegen und den Gestapointrigen ausgeliefert, was nicht lange gut gehen kann. Er verrät seine Bande, Lutek wird vor seinen Augen erschossen und Aron wird von seinen früheren Freunden gejagt. Er irrt durchs Ghetto, das zur tödlichen Falle mutiert.

Augenblicke der Menschlichkeit

Als Janusz Korczak Aron im Winter findet, ist der Junge halberfroren. Aron darf ins Waisenhaus und in all der Not und Grausamkeit erfährt Aron zum ersten Mal Menschlichkeit und Zuneigung. Was ihm zuvor nur seine Mutter geben konnte, wird in der kleinen, hungernden Gemeinschaft des Waisenhauses zum Überlebensprinzip. Es werden plötzlich Bilder gemalt, Geschichten erzählt und Theaterstücke aufgeführt. Aron darf einen Ausflug in eine unbeschwerte Kindheit machen.

Natürlich holt ihn das Schicksal ein. Seine ehemalige Schmugglerbande findet ihn, der Widerstand will Korczak befreien und die Deportation der Juden beginnt im großen Stil. Wie ein verzweifeltes Tier versucht Aron auf seine tolpatschige Art, den Doktor und die Kinder zu befreien und muss am Ende, angekommen an den Bahngleisen der Züge in Richtung Treblinka, einsehen, dass es Befreiung nur im Tod gibt. Shepards hoffnungsloser Roman, ein schreiender Appell an die Menschlichkeit, endet mit dem Bild der Kinder, weinend, sich einnässend, autistisch, die am Bahngleis auf ihre Verfrachtung in Viehwaggons warten, während Janusz Korczak in einem letzten Kraftakt ihnen von seiner Erklärung der Rechte der Kinder erzählt: Das Recht auf Achtung, das Recht auf Persönlichkeit, das Recht auf Trauer, das Recht auf Lernen und das Recht auf Fehler. Der Ich-Erzähler verstummt.

Titelangaben:

Jim Shepard: Aron und der König der Kinder

München: Verlag C.H.Beck, 2016. 270 Seiten. 19,95 EUR.

Ein Augenblick – One Moment

Lesen und Blumen – beide Hobbys vereint auf meinem Tisch. Eine Woche vorbei, die neue noch nicht begonnen. Weil’s so schön war, ab damit zum Freutag und zu Friday – Flowerday!

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende, wir sehen uns wieder am Montag!

Reading and flowers – I love them both. A week ends, the next hasn’t started yet. How wonderful!

I wish you a fabulous weekend, I’ll be back again on monday!

Kirschlorbeer1

Kirschlorbeer2

Kirschlorbeer4

Auf meinem Tisch – On My Table

Brotchips1

 

Kampf den Resten! Ich backe so viele Semmeln und Salzstangen für meine Familie – da bleibt schon was übrig. Semmelbrösel sind toll und Croutons auch, aber ein Jahresvorrat ist da schnell angelegt. Also diesmal: Brotchips.

Ich habe alte Baguettes etc. in sehr dünne Streifen geschnitten und mit einer Mischung aus Kürbiskernöl, Balsamico, Salz und Knoblauch bestrichen. Im Ofen bei hoher Temperatur grille ich die Brote, bis sie knusprig sind. Das snackt sich leicht, ist super zum Dippen und auch fürs Vesper vom nächsten Tag bleibt etwas übrig.

Ich verlinke mit Frollein Pfau!

Trash wars –  next part! I make so much bread for my family that leftovers are part of my daily life. If you can’t use any more bread crumbs – why not make that snack? Just cut the bread in very thin slices, then add a mixture of olive oil,  balsamic acid, garlic and salt to it and let it fry in the oven. 

So yummy!

Brotchips3

Aus meiner Werkstatt – In my Studio

Jeansrock1

 

Wunderbar, wenn Menschen begreifen, dass es nichts Wertloses gibt. Eine Freundin hat mir einen Sack zerrissener Jeans ihrer Söhne vorbeigebracht. Davon zehre ich seit Wochen. Ich nähe Taschen, Schlüsselanhänger, Utensilos, Sorgenfresser, Osterhasen und noch so Einiges mehr. Diesmal einen Rock, vielleicht für mich. Erst einmal hängt er im Laden. Mir war klar, dass ich viele unterschiedliche Hosen zerschneiden muss, um einen ausgestellten Rock zu erhalten. Der Schnitt ist ein alter Ottobreschnitt von 2008 (ich glaube, Heft 2). Ich habe nur kein Saumteil und auch kein Bundteil dran genäht. Nach einigen aufgeschnittenen Hosenbeinen hatte ich meine zehn Schnittteile zusammen. Manchmal mit Nähten quer durch, zwei mit Rissen für die nötige Patina.

How wonderful it is, when people realize that there no refuse. A friend brought  me a bag full of old jeans of her sons. I sew bags, key chains, organizers, pets, and so on. This time I made  a skirt, maybe for myself. Well, it’s in the shop right now. I knew I needed to cut a lot of pants apart, to get this skirt. It’s an old Ottobre pattern (maybe 2/2008). I left the pattern for the seam and  waistband away and got ten pieces of those blue jeans. 

Jeansrock2

 

Um eine schöne Optik zu erhalten, habe ich beim Anordnen darauf geachtet, dass nie zwei gleiche  Hosenteile nebeneinanderliegen. Der aufwändige Teil: ich habe die Rockbahnen links auf links aneinandergesteppt und dann die Nähte einzeln mit Zickzackstichen festgenäht.

For a cool look I made sure no matching parts would be sewn together. I decided to stitch the parts together with left sides facing, I zigzagged them on the outside. Looks cool, but is pretty time consuming. 

Jeansrock3

 

Man sieht später genau, wie die Bahnen verlaufen. Für Saum und Bund habe ich einen 4cm breiten Stoffrest in passender Länge genommen und die Rockbahnen damit eingefasst. Noch mehr offene Nähte wollte ich nicht haben.

Later on, you can see pretty well where the single parts are. For s3eam and wasteband I cut a nicely designed fabric in 4cm wide stripes and stitched it to the denim part. 

Jeansrock7 Jeansrock6

Den Reißverschluss habe ich genauso eingenäht, am Bund ist ein Druckknopf eingeschlagen. Ich brauchte natürlich auch Aufhänger, gut, dass so eine alte Jeans auch Gürtelschlaufen hat.

Die Stoffreste vom Rest habe ich wieder aufgehoben, ich will, dass nichts übrig bleibt. Der Rock ist nicht gefüttert, damit er im hoffentlich irgendwann noch eintretenden Frühling und Sommer nicht an meinen Beinen klebt. Ich liebe Upcycling. Im Moment hängt er noch im Laden (Gr. 38, wer mag…) und wartet auf Liebhaberinnen.

Ich verlinke mit: Creadienstag, Pamelopee, Meitlisache, HoT, Dienstagsdinge, SeasonalSewing, HappyRecycling, Happy Jeans, Facile et Beau, Nadelfein und Meertje

It’s closed with a snap and it has a zipper on the side to. I even could use other denim parts for the  hangers.  I love upcycling. 

 

 

jeansrock5

Neu Gelesen

Marion Mebes, Antje Bohnstedt: Der Gefühleflip. Flip mal, Mix mal, Fühl mal.

Was ist in mir drin?

Die Sozialpädagogin Marion Mebes hat dank der kongenialen Illustrationen von Antje Bohnstedt einen wunderbaren Weg gefunden, die eigene Gefühlswelt zu erkunden. Mit Der Gefühleflip. Flip mal, Mix mal, Fühl mal sollte es gerade jenen pädagogisch tätigen Menschen gelingen, Kindergefühle zu erfassen, die im Alltag vielleicht Schwierigkeiten haben, ihre Klientel zu erreichen. Ohne große Worte kann man sich so der eigenen Emotionen bewusst werden.

Das beste am Gefühleflip ist, wie offen er gestaltet wurde. Autorin Mebes hat hierzu ein Konzept entwickelt, das es Kindern und Therapeuten ermöglicht, ohne Vorurteile und festgelegte Konventionen über Gefühle zu sprechen. Dass dies umsetzbar war, verdankt sie der Illustratorin Antje Bohnstedt. Sie hat mit ihrem Biber eine sympathische Identifikationsfigur geschaffen, deren Ausdruck nicht suggestiv wirkt.

Zeit zum Nachdenken

Der Flip funktioniert wie beliebte Kinderspiele. Nach MixMax- Art können verschiedene Biberbilder entsprechend kommentiert werden. Wirkt dieser Biber eher gestresst oder passt ein anderer Ausdruck besser? Manche Illustrationen sind leicht zuzuordnen, aber wie sieht ein gelangweilter Biber aus? Plötzlich öffnet sich ein Reflexionsuniversum und es gibt Diskussionspotential.

Genau hier will Mebes hin. Ohne über sich selbst und die eigenen Gefühle sprechen zu müssen, können sich Kinder klar werden, wie man sich fühlt, wenn man zum Beispiel einsam ist. Bohnstedt setzte manchmal den Biber in eine situative Umgebung, die aber immer auch offen gestaltet wurde, so dass mehrere Interpretationen möglich sind. Gefühle drücken sich stets nicht nur über die Mimik, sondern auch über die Körperhaltung aus.

Therapie und Diskussion

Ich könnte mir vorstellen, dass gerade für Schulsozialarbeiter der Flip interessant ist. Auch für Erzieherinnen, die im Kindergarten mit kleinen Menschen konfrontiert werden, denen oft die Worte fehlen für ihr Innenleben, die sich aber in den Biberbildern wieder finden können, ist der Flip toll. Vielleicht sogar für Mamas wie mich, wenn die Kinder mit einem undefinierten Gefühl des Unbefriedigtseins aus der Schule nach Hause kommen und ich auf die Frage, was denn passiert sei, keine Antwort erhalte.

Insgesamt überwiegt beim Gefühleflip der therapeutische Ansatz. Das macht ihn für den Hausgebrauch nicht unbedingt uninteressant, ich finde nur, dass er in Kindergärten und Schulen besser verwendet werden kann. Mebes hat sich bei der Konzeption viele Gedanken gemacht, im Falle der therapeutischen Anwendung sind sie zur Anregung für die Benutzer notiert. Man sieht, eine versierte und kluge Beobachterin von Kindern hat hier ihre Erfahrungen einfließen lassen. Dank der wundervollen Illustrationen von Bohnstedt, die als vierfache Mutter sicher allen möglichen Kinderemotionen ausgesetzt ist, ist ihr Konzept sehr gelungen und mit Sicherheit perfekt einsatzfähig.

Titelangaben:

Marion Mebes, Antje Bohnstedt: Der Gefühleflip. Flip mal, Mix mal, Fühl mal.

Köln: mebes & noack. 2014. 72 Seiten. 16,50 EUR.