Tom Lehel: Land der Träume
Eine Reise ins Nirvana
Tom Lehel will mit Land der Träume einfach viel zu viel. Ein Vater-Sohn Dilemma wird bearbeitet, ein Fantasyland besucht und nebenbei soll noch pädagogisch wertvoll über Vielfalt, Vergebung und die Rettung der Welt geplaudert werden. Dabei geht eine gute Geschichte verloren und zurück bleibt ein Gefühl der Ratlosigkeit. Was hätte denn der Autor sagen wollen?
Leon muss immer alleine einschlafen. Es reicht ihm nicht, dass seine Mutter kommt und ihm einen Gutenachtkuss gibt, er wünscht sich Aufmerksamkeit von seinem vielbeschäftigten Vater, der – sinnigerweise – an wichtigen Umweltprojekten arbeitet und darüber seinen Sohn vernachlässigt. Bevor solch ein wichtiges Thema aber tiefer bearbeitet werden kann, schläft Leon ein und wird von einer dunklen Gestalt besucht, die ihm einen Albtraum anhängen will.
Schnelltrip durch die Fantasie
Bevor man sich auch nur auf die neue Situation einlassen kann, wird sie schon verändert durch das Eintreffen zweier »Traumsanitäter« namens Aron und Nihra, die als eine Art Traumpolizei Kinder vor schlechten Träumen bewahren möchten. Als sie sich gerade wieder auf den Weg machen wollen, wird Leon versehentlich mit ins Land der Träume geschickt. Anfangs wenig begeistert, gefällt es dem Jungen bald so gut im Land der Träume, dass er gar nicht mehr heim möchte.
Tom Lehel lässt sich auch im Land der Fantasie wenig Zeit für die Schilderung der Umgebung, so dass man Anna Karina Birkenstock für die bunten Illustrationen dankbar sein muss. Leon geht mit Aron und Nihra zum Traumbaum, um heraus zu finden, wie er wieder zurück in seine Welt gelangen kann. Dort angekommen stellen die drei mittels der Hilfe des seltsamen Wesens Hummi (ja, ein Hummer), fest, dass Aron ein falsches Träumekissen vom Traumbaum gepflückt hat und darüber hinaus aber das rechte Kissen verschwunden ist. Leon sitzt fest.
Die dunkle Seite der Macht
Im Traumland existiert auch ein Tal der Finsternis, von wo aus die Herrscherin Albamahra – ein Zwischending aus Frau und Wolf – die Herrschaft über das Traumland anstrebt. Eine klassische Gut-Böse Konstellation also und es war ihr Sohn Arkas, der versucht hatte, Leon mit dem gestohlenen Traumkissen Albträume zu bringen. Arkas findet heraus, wie die Kissen aktiviert werden und bringt den Kindern Albträume, um mit jedem Albtraum das Herrschaftsgebiet seiner Mutter zu vergrößern.
Leon und Aron erkunden derweil auf dem Rücken eines fliegenden Panthers das Traumland und besprechen lösungsorientiert Vater-Sohn Konflikte. Gut, dass es Möglichkeiten der Kommunikation zwischen Traumland und Wirklichkeit gibt, so kann Leon seinen Vater um mehr Aufmerksamkeit bitten. Ehe noch dieser reagieren kann, eröffnet Lehel wieder einen neuen Handlungsstrang und Aron und Nihra machen sich auf, Arkas von seinen finsteren Unternehmungen abzuhalten.
Die Lösung ist der Hummer
Zwischenzeitlich wird Leon noch von Arkas entführt und eingesperrt, um in einer Endlosschleife Albträume zu haben. Hummi entpuppt sich letztendlich als verloren geglaubter Erstgeborener Albamahras, der sich seiner Mutter widersetzte und sie nun dank eines plötzlich auftauchenden Zauberschwertes und dem spontanen Sinneswandels seines Bruders Arkas in ein Krabbeltier verwandelt.
Schließlich ist man froh, wenn Leon endlich dank seines wieder gefundenen Träumekissens nach Hause reisen kann und friedlich weiterschläft. Leons Vater hat die transzendentale Botschaft erhalten und beschließt, sich an Sonntagen mehr Zeit für seinen Sohn zu nehmen. Das Traumkisssen darf unlogischerweise bei Leon bleiben und ihn beschützen. Natürlich nimmt der Vater die begeisterte Erzählung seines Sohnes nur bedingt ernst. Schließlich hat er Wichtigeres zu tun. Wie viele andere auch.
Titelangaben:
Tom Lehel: Land der Träume.
Köln: Helmut Lingen Verlag, 2014. 64 Seiten. 9,95 EUR.