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Sato Watanabe: Kleider im japanischen Stil. 25 Projekte mit Nähanleitung

 

 

Ganz gerade genäht

Die freischaffende Designerin und Autorin Sato Watanabe hat mit Kleider im japanischen Stil ihr erstes Buch auf Deutsch veröffentlicht. Ein Glück, denn die japanische Technik, aus geraden Nähten komplexe Schnitte herzustellen, hat mich schon lange fasziniert. Vielleicht sollte ich mich einmal näher damit beschäftigen?

Watanabe kommt in ihrem Buch gleich zur Sache. Auf den ersten vierunddreißig Seiten stellt sie die Modelle vor, deren Schnitte sie später ausführen wird. Es sind sehr schlichte Kleider mit geraden Nähten, die wenigsten davon auf Figur genäht. Der Stil ist stets derselbe, nur mit jeweils unterschiedlichen Längen und Kragenvariationen. Die Stehkrägen und tief angesetzten Rocknähte erinnern an viele japanische Designer, die mit einem reduzierten Design arbeiten.

Bequeme Eleganz

Die Fotos zeigen einfache Modelle, deren figurumspielende Form sie sehr bequem wirken lässt. Ich frage mich, wie sie wohl an mir aussehen würden. Leider gibt Watanabe im Anleitungsteil an, sie gehe von einem durchschnittlichen Brustumfang von 89 – 91cm und einem durchschnittlichen Hüftumfang von 97 – 99 cm aus. Das ist wenig Spielraum, den ich als Näherin habe. Zwar gibt es teilweise Formeln zum Umrechnen auf die eigenen Körpermaße, aber das Grundproblem bleibt: ich glaube nicht, dass die Kleider an Frauen, die nicht mehr Größe 34 – 38 haben, gut aussehen.

Es ist wie bei allen Couture – Modellen. Sie sehen wunderschön aus in Magazinen und auf dem Laufsteg. Aber ich wäre mir nicht so sicher, ob ich nicht wirken würde, als hätte ich einen grauen Sack an. An mädchenhaften, mageren Figuren gefallen immer alle Schnitte, die Frau gerät zum Kleiderständer. Man muss sich schon bewusst sein, dass Watanabes Entwürfe an uns allen sehr unterschiedlich ausfallen werden.

Logische Schnitttechnik

Unabhängig davon, ob man die Modelle nachnähen möchte, interessiert auch die Technik, mit der Watanabes Entwürfe angefertigt werden. Es gibt keine Schnitte im herkömmlichen Sinn, vielmehr existiert für jedes Modell eine technische Zeichnung, nach der man das Kleid zuschneiden kann. Je nach Größe muss man vielleicht einiges abändern, die Formeln stehen jeweils bereit. Fast immer sind es gerade Nähte, die erst am Körper ihre weiche Form annehmen, mit Lineal und Geodreieck könnte man theoretisch alle Modelle nähen.

An sich stellt sich trotzdem die Frage nach dem Schnitt. Auch bei geraden Nähten muss ich mir letztendlich jedesmal, wenn ich das Kleid nähen möchte, alle Teile auf den Stoff aufzeichnen. Wie oft macht man das, bevor man einen Bogen Schnittpapier zur Hand nimmt und ein für alle mal einen Entwurf festhält? Andererseits ist es so, dass letztendlich nur Oberteil – und Ärmelumrisse sorgfältig aufgezeichnet werden müssen, da die Rockbahnen meist nur rechtwinklige Zuschnitte sind.

Faszinierende Experimente

Natürlich werde ich eines der Modelle nachnähen. Das Titelmodell gefällt mir sehr gut. Es ist schwarz und schlicht und gerade, wie alle anderen auch. Die angeschnittenen Ärmel und die eingesetzte Spitze machen es trotzdem zu etwas besonderem. Die leichte A-Linie und der Einsatz lassen es weniger voluminös erscheinen als andere Modelle und ich denke, dass dieses Modell auf jeden Fall eines ist, das jeder Frau gut steht. Viel Spaß beim Nacharbeiten!

Titelangaben:

Sato Watanabe: Kleider im japanischen Stil. 25 Projekte mit Nähanleitung.

Aus dem Englischen von Eva Korte.

Bern: Haupt Verlag, 2013. 120 Seiten. 24,90 EUR.

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