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Rudi Beiser: Vergessene Heilpflanzen. Botanik, Volksheilkunde, Anwendungen.

Wunderkraft auf der Wiese

Rudi Beiser beschäftigt sich seit fast vierzig Jahren mit der Kräuterheilkunde. In Vergessene Heilpflanzen. Botanik, Volksheilkunde, Anwendungen stellt er allen Interessierten Wildkräuter vor, die jeder mehr oder weniger kennt und die in unserer Zeit teils als Unkraut verschrien sind. Dabei konzentriert er sich auf die Kräuter und deren Wirkstoffe, Rezepturen überlässt er lieber den Lesern und Teeköchen.

Beisers Analyse hat einen Haken, der vielleicht keiner ist: er stützt sich in seinen Ausführungen zum einen auf alte Pflanzenbeschreibungen, zum anderen auf Studien aus aussereuropäischen Ländern. Dies sei vorausgeschickt, bevor man sich an die Lektüre zur Heilkraft von Blutweiderich, Dost, Ehrenpreis, Gierch, Gundermann, Wilde Möhre oder Portulak macht. Beiser begründet seine Herangehensweise natürlich und sie ist tatsächlich nicht unlogisch.

Heimische Superfoods

Eigentlich ist Beisers Buch ein Gegenentwurf zum Hype der internationalen Superfoods. In Zeiten, in denen natürliche und gesunde Ernährung en vogue ist und viele Menschen versuchen, chemische Medikamente mit natürlichen Heilmitteln zu ergänzen, erleben plötzlich Pflanzen wie Chia, Flohsamen, Umkaloabo oder Echinacea einen Hype. Beiser hat dafür eine einfache Begründung: Seltenheit.

Seiner Ansicht nach lohnt es für Pharmakonzerne nicht, die kostenintensiven Studien für Pflanzenmedikationen zu finanzieren, die für jedermann am Wegrand kostenlos erhältlich sind. Das macht die Pflanzen aber nicht weniger wirksam. Dagegen wird an den medizinischen Fakultäten in Rumänien, der Türkei, Russland, Indien, Syrien und China fleissig zu Arzneien geforscht, die jedermann selbst herstellen kann in Gebieten, in denen eine medizinische Grundversorgung nicht erreicht werden kann.

Oldie but Goldie

Er beschränkt sich daher nicht nur auf solche moderneren Forschungen sondern durchforstet auch die alten Schriften der Griechen, des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Dioskurides, der Kräuterarzt, kommt dabei genauso zu Wort wie Hildegard von Bingen. Und Reiser stellt erstaunliches fest: viele der alten Rezepturen und Analysen decken sich mit den modernen Studien. Gerade bei entzündungshemmenden Wirkstoffen oder fiebersenkenden Mitteln gibt es so einfache Alternativen zur herkömmlichen Medizin.

Die meisten Wildkräuter Beisers sind gleichzeitig alte Küchekräuter, die früher in Gemüsegärten kultiviert wurden, wie Portulak und Vogelmiere. Vergiftung und Fehlanwendung sind damit kaum zu befürchten, im schlimmsten Fall hilft der Salat nicht, wie er sollte. Für Tees und Tinkturen stellt Beiser ein Grundrezept vor, doch meist reicht es, die frischen Wildkräuter zur passenden Erntezeit einfach unters Abendessen zu mischen. Ist das nicht eine vortreffliche Heilmethode?

Titelangaben:

Rudi Beiser: Vergessene Heilpflanzen. Botanik, Volksheilkunde, Anwendungen.

Aarau: AT Verlag, 2016. 240 Seiten. 29,95 EUR.

Kunst und Handwerk, Upcycling

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