Archiv für den Monat: Mai 2017

Neu gelesen

Julie B. Booth: Stoffe bedrucken nach Art des Hauses.

Textildesign aus der Vorratskammer

Julie B. Booth‘ Stoffe bedrucken nach Art des Hauses ist eigentlich erst der Anfang von etwas. Denn als die Textilkünstlerin 2010 ein Stipendium erhielt, um zu erforschen, welche Haushaltsmittel als Reservemittel beim Stoffdruck eingesetzt werden können, entdeckte die sie ihr Faible für Textildruck mit allem, was das traute Heim so hergibt. Wenn man sich auch nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass Textildruck eine aufregende und aufwändige Angelegenheit ist, rückt er dennoch mit diesem Buch in den Bereich des Machbaren.

Booth richtet sich nämlich ausdrücklich an kreative Leser, die Textildruck für sich erkunden möchten und vielleicht wenig Vorerfahrung und keinen Atelierzugang haben. Deshalb befasst sich das erste Kapitel ausführlich mit Werkplatz und Grundausstattung und schon hier sieht man, wie genial einfach und effizient Booth plant. Hält man sich an ihre Ratschläge, werden viele Anfängerfehler vermieden.

Drucktechniken und Material

Dann geht es aber auch gleich zur Sache. In einem zweiten Kapitel wird genau erklärt, wie gedruckt werden kann. Collagetechniken, erhabene und vertiefte Drucke, Strukturen mit Fundstücken und Küchenwerkzeugen. Booth‘ Fundus mutet abenteuerlich an, aber die Ergebnisse sind absolut erstaunlich. Schnell verliert man die Angst, denn irgendetwas von dem Material, mit dem Booth druckt, hat jeder zuhause.

Selbst Obst und Gemüse wird zweckentfremdet. Und wenn ich auch etwas leide, weil ich so ungern Essen verschwende, so sehe ich doch die Schönheit eines Kartoffeldrucks, die Strukturen, die in Möhren geschnitten werden können und dass ein halber Apfel immer perfekt in sich ist. Booth beschränkt sich aber nicht nur auf den Kühlschrank, prinzipiell druckt sie mit allem, was ihr zwischen die Finger kommt.

Das eigene Auge schulen

Für mich ist dies die wichtigste Lehre aus dem Buch: habe Mut, dich deines eigenen Auges zu bedienen. Es gibt so viele Strukturen um uns herum, die sich nutzen lassen. Gummis, um Pappröhren gewickelt, die wiederum auf Walzen geschoben werden, Druckstöcke aus Salzteig oder Pappe mit Reis oder Pasta, Schablonen aus Müslikartons und vieles mehr. Die Küche ist ein unendlicher Fundus an Druckmodeln, die nur darauf warten, zweckentfremdet zu werden.

Reservemittel aus der Küche

Darunter versteht man Techniken, die Stoffbereiche vor dem Farbauftrag schützen. Je nach Technik erhält der Stoff eine andere Textur. Mit Wasser und Weizenmehl beispielsweise lassen sich Craquelémuster erzielen, bei Gelatine ergibt sich eine körnige Pünktchenstruktur und mit Handspülmittel ergeben sich scharfe Konturen. Insgesamt können dank der Reservemittel mehrere Schichten Farbe und Druckmuster aufgetragen werden, die dann wieder abgekratzt werden und nach dem Fixieren ausgewaschen werden.

Erst mit dieser etwas komplizierten Technik sehen die Stoffe aus wie gekauft. Booth empfiehlt selbst, viel zu experimentieren, so dass anfangs vor allem Fat Quarter Formate entstehen werden, bevor man sich an den Druck von größeren Stoffflächen wagt. Allein die vielen schönen Arbeitsbeispiele machen Lust aufs Loslegen und dank der detaillierten bebilderten Beschreibungen hat man auch nicht das Gefühl, dass sonderlich viel schiefgehen kann.

Titelangaben:

Julie B. Booth: Stoffe bedrucken nach Art des Hauses.

Aus dem Englischen von Sybille Heppner-Waldschütz.

Bern: Haupt Verlag, 2016. 128 Seiten. 24,90 EUR.

MMI – Meinen Balkon

Ich mag ihn so gern, meinen chaotischen, alten Balkon. Der Boden ist kaputt, die Stühle zerschlissen und Kinderschuhe und Gießkannen türmen sich. Doch für eine Tasse Kaffee an einem sonnigen Nachmittag gibt es keinen schöneren Platz. Ich denke, bald bekommt er eine extra Portion Designliebe…… Was meint Ihr: Boho, Landlust oder Bauhaus? Was für eine Frage.

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I love it so, that old balcony of mine. It’s a mixture between balcony and porch and I love that space outside for a cup of coffee. It needs some tending, though, with its broken tiles and old furniture. Do you hear that cry for Boho? Or Scandinavion chic? Let’s wait for a while.

Garten in der Werkstatt – A Garden in the Studio

Das hier war mein Schaufenster, bevor es im Laden war: ein chaotischer Haufen von Blumen und Blüten und Drähten und Stoffen in der Werkstatt. Unter anderem habe ich PET-Blüten gemacht. Sie werden aus dem Boden der PET-Flaschen geschnitten. In unserem Urlaub letztes Jahr haben wir festgestellt, dass die Italiener unglaublich viele bunte PET-Flaschen benutzen. Wir haben sie alle ausgewaschen und aufgehoben und ich habe sozusagen meine Urlaubsernte verwerkelt. Der Flaschenboden wird zu Blüten geschnitten und geschmolzen. Mit dem Lötkolben löte ich Löcher ins Plastik, durch die ich dann meinen Perlendraht ziehe. Je nach Blüte fädle ich passende Perlen auf. Der Draht wird fixiert und eine Spange dient dazu, die Blüten flexibel einsetzbar werden zu lassen. Zum Beispiel an einem Geschenk oder, wie hier in meinem Laden, an einem Zweig. Schön, wie sie glitzern, oder? Mein Laden ist bunter und in den Weltmeeren schwimmen diese PET-Flaschen nicht.

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This is, what my shop decoration looked like before it was placed in the shop: a total mess of flowers and blossoms. For example, I did PET – Flowers. They are cut out off the bottom of PET -bottles, melted and arranged with beads. On our last trip to Italy we found out, that beverage bottles there had all kind of colors. So we collected them, washed them and brought them home. Which means this is some sort of holiday memory. For a twig or a present. I love their gleam in my window.

Neu Gelesen

Sabrina Sue Daniels: Mittagsglück im Glas

Mehr Farbe in der Mittagspause

Wer unterschätzt nicht den Wert einer selbst zubereiteten und dekorativ angerichteten Brotzeit? Mittags soll es schnell gehen und die Proteinaufnahme steht über einer genussvollen Pause. Dank Sabrina Sue Daniels kann das anders werden. In Mittagsglück im Glas zeigt sie in einem netten, kleinen Büchlein, wie viele Varianten einer gesunden, leckeren und hübschen Brotzeit im Glas es geben kann. Von Müslis über kalte Suppen bis zu Salaten und Kuchen – die Vesperzeit verspricht, bunt zu werden!

Quadratisch, praktisch, gut, mag sich Sabrina Sue Daniels gedacht haben, als sie für EMF die überdimensionierte Schokoladentafel als Rezeptbuch konzipierte. Schon auf den Innenumschlagseiten springen einen die Gläser mit ihren farbenfrohen Inhalten an. Im Inhaltsverzeichnis geht es einmal sehr pragmatisch quer durchs Gemüsebeet. Die Autorin spart sich aufwändige Kapitel und schmeisst die paar Rezepte einfach durchs Buch.

Große Vielfalt für die Pause

Besonders nett finde ich die große Bandbreite. Marokkanische Gerichte neben mexikansichen, bayerische neben asiatischen und dazwischen immer wieder Kuchen und Obst für das Zuckertief. Es gibt nicht viel zu sagen über die Vielfalt, denn sie spricht für sich. Da alle Rezepte in Gläsern abgefüllt werden – z.B. Weckgläser oder Marmeladengläser – ist kein Raum für Heißes. Gerade für die Sommermonate finde ich daher, dass Daniels ins Schwarze getroffen hat.

Die Zutaten sind übersichtlich angeführt, meist reichen sie für zwei Gläser – Mittagsglück also auch für den Liebsten, oder zwei Kinder! Für jedes Rezept gibt es eine Doppelseite und die Zubereitung ist knapp und gründlich beschrieben. Unten gibt es Tipps oder eine Anleitung zum Anrichten, denn das Auge ist bei Sabrina Sue Daniels ausdrücklich mit. Die Zutatenlisten sind fast immer so gehalten, dass ein normaler Supermarkt reicht, um für eine Woche Mittagsglück einzukaufen.

Viele Geschmäcker werden bedient

Die Rezepte gehen von konservativ bis exotisch. Der bayerische Brezelsalat wird meine Kinder glücklich machen und ich würde den Linsen-Fenchel-Salat mit Himbeerdressing bevorzugen. Kalte Suppen mit Zucchini und Melone oder Ananas geben einen Frischekick in die Mittagspause und wer es ganz heimelig braucht, macht sich Overnight-Oats mit Schokolade und Heidelbeeren. Eigentlich ist alles gut vorzubereiten, selbst die Kuchen kann man einen Tag vorher ins Rohr schieben oder wenigstens den Teig anrühren. Das nimmt Druck aus dem stressigen Morgen und stimmt mit Vorfreude auf einen neuen Arbeitstag ein.

Titelangaben:

Sabrina Sue Daniels: Mittagsglück im Glas

Igling: Edition Michael Fischer, 2016. 48 Seiten. 9,99 EUR.

Wochenendfreude

Nun fügt es sich – der große Auftritt ist nah und ich bin dabei – Ihr auch? Wir Metsingers schmeißen eine riesen Swing-Party in unserer Stadthalle und freuen uns auf viele Gäste.

Karten gibt es bei den Metzinger Vorverkaufsstellen (z.B. i-Punkt) und natürlich bei mir im Laden.

Swing it!

Ab damit zum Freutag für doppelte Freude!

 

Verschlafene Ferien – Forgotten Holidays

Kennt Ihr das, all die guten Vorsätze, die dann verpuffen? Ich wollte es meinen Kindern an Ostern so schön machen – ich habe es auch noch fertig gekriegt, für die Erzieherinnen und die Nachbarn zu backen und zu basteln und sogar den Tisch schön zu decken. Dann kam die Ferienmüdigkeit und ich bin einfach nicht mehr aufgestanden. Mir doch egal, wenn das Geschirr rumsteht und die Eier noch im Karton sind. Jedes Kind hatte ein Osternest und das war die Hauptsache. Ich hatte sie gebeten, nicht vor acht aufzustehen. Aber an Ostern hilft das nichts und ab sechs Uhr hatten wir Getrampel. Auch gut, Decke übers Gesicht und weitergeschlafen. Ich bin wirklich kein guter Osterhase.

Verlinkt mit  MMI.

 

You know that – don’t you? You have a perfect plan and then – you just blow it. I wanted to have a perfect easter sunday. I even got the baking and making and crafting done in time. Even decorated the table with fresh linen. Then I was tired, got to bed and never woke up again. My kids are early birds only on easter sunday and their mum is not. Only on easter sunday. They got their nests which was very important and I got sleep. Which is very important, too.

Maifenster – May’s window

Wisst Ihr noch?

Ich bin fertig und mein Schaufenster ist dekoriert mit allem, was mir blumig genug erschien. Ich habe noch ordentlich schnippeln müssen, aber genügend Girlanden gemacht. Nur die Fotos sind von drinnen, es war mir einfach zu kalt draußen.

Ich finde, die Blütenkelche sehen ganz zauberhaft aus und obwohl jede Girlande anders ist, harmonieren sie gut. Ich brauche endlich Frühling um mich herum. Und jedes Mal freue ich mich, dass wir die uralten Vorhangschienen im Laden gelassen haben, sie nehmen mir so viel Arbeit ab!

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Do you remember?

I am done with my new shop window. I decorated it with everything that looked like spring and flowers. I had to do some more cutting of egg boxes but I got enough garlands. Only the pictures were taken from the inside, it was simply to cold outside.

I love the blossoms and think they go together so well. I need some more spring around  me this time of the year.

Neu Gelesen

Isabelle Guiot – Hullot: Neues aus der zauberhaften Papierwerkstatt.

Verträumte Skulpturen

Die Papierskulpturen der französischen Bloggerin, Bastlerin und Autorin Isabelle Guiot – Hullot sind ganz vieles: verträumt, verspielt, verkitscht, banal, bezaubernd, ätherisch und dekorativ. Auf diese bunte Mixtur sollte sich einlassen, wer mit ihr Neues aus der zauberhaften Papierwerkstatt erkunden will. Es ist ein klassisches Bastelbuch mit Schablonen und Schritt-für-Schritt Anleitungen, so dass auch diejenigen, die sich selbst zwei linke Hände attestieren, zu einem gelungenen Ergebnis kommen können.

Das Prinzip des Bastelns ist es auch, das das Buch sowohl einengt als auch durchführbar macht. Jeder der Entwürfe kann gut nachgearbeitet werden, aber keiner ist originell oder geht über das Dekorative hinaus. Dank der Kombination aus Papierdraht, Papierresten und Fundstücken aus der Natur entsteht aber keine kitschige Bastelei sondern – französischer Chic eben. Die Entwürfe schrammen konsequent knapp an der Banalität vorbei und sind dabei doch so bezaubernd, dass man sie einfach gerne betrachtet.

Stilleben aus Papier

Es liegt an der Natur des bedruckten Papiers, dass es Ruhe ausstrahlt, vor allem, wenn es sich um alte Buchseiten handelt. So werden Guiot – Hullots Motive zu bezaubernden Stilleben, die die Natur, den Menschen und seine Umwelt abbilden. Der Sockel der Skulpturen ist meist aus einem Naturfundstück oder selbsthärtender Modelliermasse gefertigt und hält die Drahtfiguren da, wo sie hin sollen. Im Fall von Äpfeln und Birnen ist man etwas hoffnungslos, doch schon wenn eine Vogelfamilie im Schilf steht, beginnt der Zauber.

Guiot – Hullot hat ihr Bastelbuch in mehrere Kapitel aufgeteilt. Angaben zu Material, Grundtechniken und Schablonen sind extra zusammengefasst. Die Motive teilen sich auf in die Bereiche Natur, Zwischenmenschliches, Hängende Skulpturen und kleine Geschenkideen. Von naturalistischen Szenen über Mobiles, Hochzeitstortenfiguren und kleinen Guckkästen ist also alles dabei.

Stilles Panoptikum

Bis hierher wäre mir das Buch zu fade. Weder habe ich Lust, alles aus vorgefertigten Schablonen nachzuschneiden, noch interessieren mich Obstteller oder im Mond schaukelnde Kinder. Was mich aber durchaus fasziniert an den Papierskulpturen von Isabel Guiot – Hullot ist das Gestaltungsprinzip an sich. Die Figuren sind zugleich dekorative und reflektierende Momente in einem lauten und unruhigen Alltag.

Als eine Art stilles Panoptikum entführen sie Szenen in ein Paralleluniversum. Wer sagt denn auch, dass man sich auf die Vorlagen der Autorin beschränken muss? Dank der schön bebilderten Angaben zu Material und Grundtechniken wird von Anfang an ein Prinzip an die Hand gegeben, nach dem Papier bearbeitet werden kann. Ob man sich dabei auf kitschige Alltagssituationen beschränkt, bleibt jedem selbst überlassen. Vielleicht öffnet sich auch ein neues Universum.

Titelangaben:

Isabelle Guiot – Hullot: Neues aus der zauberhaften Papierwerkstatt.

Aus dem Französischen von Petra Bös.

Münster: LV- Buch, 2016. 100 Seiten. 14,95 EUR.